Kapitel 52

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Dieses Kapitel widme ich:

Anno159

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"Wenigstens etwas, worauf ich mich heute freuen konnte."

Nachdem Logan am Nachmittag aus meinem Zimmer gestürmt war, hatte ich glücklicherweise keinen Besuch mehr von irgendwem erhalten. Demnach breitete ich mich in meinem Bett aus und versuchte ein wenig zu schlafen. Da der heutige Tag mehr als kräftezehrend gewesen war, versank ich schon nach kürzester Zeit in einen tiefen Schlaf, der bis zum nächsten Morgen anhielt.

Als ich erneut aufwachte, fühlte ich mich wie von einem Lastwagen überrollt. Meine Glieder schmerzten, meine Knochen taten weh und ich fühlte mich kein Stück ausgeschlafen, obwohl die Uhr genau das Gegenteil behauptete. Es war bereits Vormittag, höchste Zeit also, um Aufzustehen. Im Schneckentempo quälte ich mich aus dem Bett und schlurfte augenreibend ins Bad. Kurz warf ich einen Blick auf die Dusche, verwarf jedoch recht schnell den Gedanken, jetzt duschen zu gehen. Da hatte ich gerade überhaupt keine Lust drauf.

Ich machte also nur das Nötigste im Bad und ging dann zurück ins Zimmer, auf direktem Weg zum Kleiderschrank. Lange verweilte ich dort allerdings nicht, sondern griff mir irgendetwas Bequemes zum Anziehen. Danach begab ich mich zum Speisesaal. Meine Familie hatte mit großer Sicherheit schon gefrühstückt, weswegen ich einfach schnell alleine den Hunger stillen und danach den Vormittag und Nachmittag irgendwie vertreiben würde.

Etwa eine Viertelstunde war ich beim Essen, dann verschwand ich wieder in mein Zimmer. Da es sowieso mal wieder Zeit fürs Aufräumen wurde und ich mich selbst nach Monaten hier nicht mit dem Gedanken angefreundet hatte, jemand anderen für mich aufräumen zu lassen, tat ich das einfach. Ich machte mir Musik an und fing danach hüftschwingend an, die herumliegenden Dinge an ihren ursprünglichen Platz zurückzustellen. Lange hielt mich die Musik aber nicht bei guter Laune, denn meine Gedanken glitten unweigerlich zu den Dingen, die mich aktuell beschäftigten. Wobei es sich da eher um Menschen handelte.  Um Granny, Mason und Logan.

Es war noch immer so seltsam, dass die alte Frau, die ich so sehr ins Herz geschlossen hatte, nun nicht mehr da sein würde. Und Mason. In der Zeit, in der ich schon in England war, hatte ich ihn komplett anders erlebt. Er war nicht dieser Schnösel, der sich durch die Stadt schlief und allen zeigen musste, wie toll er doch sei. Aber das stimmte nicht. Er war ein mitfühlender und liebevoller Mensch. Besonders im Umgang mit Granny hatte ich das erlebt.

Und was Logan betraf, so war ich mir zurzeit nicht ganz sicher, welchen Lauf das Ganze nehmen würde. Er bedeutete mir unglaublich viel, das stand fest. Aber zurzeit lief es einfach nicht gut. Er hatte recht, in seiner Gegenwart war ich oft gereizt, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Er hatte beruflich viel zu tun und wenn wir uns dann einmal sahen, verbrachten wir kaum schöne Momente miteinander.

Ich ließ mich seufzend auf mein Bett nieder. Mein Zimmer war wieder schön aufgeräumt, doch in meinem Inneren herrschte genau das Gegenteil, reinstes Chaos. Ich hoffte so sehr, dass ich endlich wieder etwas mehr Klarheit in mein Leben bekommen würde.

Nachdem ich mir erfolgreich den Nachmittag vertrieben hatte, versammelte sich nun die Familie zum Abendessen im Speisesaal.

„Nach dem Essen ist noch ein wenig Zeit, bis wir uns um viertel vor zwölf zusammenfinden. Wir gehen dann auf die Terrasse, um dort gemeinsam die letzten Minuten des alten und die ersten Minuten des neuen Jahres zu feiern", meinte Dad, bevor wir uns dem reich gedeckten Tisch widmeten.

„Wow. Schon wieder ein Jahr vergangen."

Ash starrte ungläubig auf seinen Teller und schüttelte kaum merklich den Kopf.

The Royal Family ~ Lasst das Chaos beginnen | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt