Dieses Kapitel widme ich:
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Obwohl ich ihn wegen der Dunkelheit nicht sehen konnte, meinte ich ein Lächeln in seiner Stimme hinauszuhören, bevor er die Tür hinter sich schloss, um die Süßigkeiten zu besorgen.
Der Abend mit meinem Bruder tat mir echt gut. Er hatte nicht zu viel versprochen mit dem Haufen an Süßigkeiten, den er auf mein Zimmer bestellt hatte. Wir fraßen uns damit voll, bis unsere Bäuche wehtaten und sahen massenweise Familienfilme mit schnuckeligen Happyends und primitive Komödien an. Mein Handy nahm ich seit dieser Zeit nicht mehr in die Hände. Und das hatte ich mir für die weiteren Tage auch vorgenommen. Ich wollte mit so wenig Menschen wie möglich Kontakt im Moment haben, weswegen ich das Smartphone für die nächsten Tage in meiner Schublade verbannt hatte.
Die einzige Person, die ich aktuell in meiner Nähe ertragen konnte, war mein Bruder. Irgendwann gegen Mitternacht, als der vierte Film gerade am Laufen war, schlief ich erschöpft an der Schulter von Ash ein und durfte einige Stunden später feststellen, dass er die ganze Nacht über bei mir geblieben war. Leider tat ich mir trotz meiner Müdigkeit schwer, zu schlafen, weil mir Logan und sein Brief ständig im Kopf herumspukten. Das wurde mir deutlich zum Verhängnis beim Aufstehen, denn ich war ständig am Gähnen und meine Augen waren rot und angeschwollen vom vielen Weinen.
Fragen von Dad und der Königin, ob es mir gut ging und was vorgefallen war, wich ich beim Frühstücken absichtlich aus. Ich hatte einfach keine Lust, mit ihnen über mein gescheitertes Liebesleben zu reden. Zumal es sie auch nichts anging. Besonders vor meiner Stiefmutter nahm ich mich in Acht. Sie war vermutlich dafür verantwortlich, dass es mir gerade nicht so gut ging, weshalb ich zurzeit erst recht nichts mit ihr zu tun haben wollte. Sie schien zu spüren, dass ich mich von ihr distanzierte, aber das war mir im Moment egal. Sollte sie sich doch zusammenreimen, was sie wollte.
Nach dem Frühstück machte ich mich schleunigst auf den Weg zum Atelier, um mich möglichst schnell mit meiner Designerin und Millicent in die stundenlange Arbeit zu stürzen. Die beiden merkten, dass etwas nicht stimmte. Während Sofia mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte und somit ihre Zuneigung teilte, meinte meine Lehrerin mit ihrem typisch strengem Ton, ich solle mich konzentrieren, da wir viel zu tun haben.
Auch wenn mein gebrochenes Herz diesen Tonfall nicht leiden konnte und nach Zuneigung und Welpenschutz verlangte, wusste ich, dass Millicent's Herangehensweise genau die Richtige war, um mich von meinem derzeitigen Elend abzulenken. Diese Annahme bestätigte sich an diesem Tag und auch an den zwei darauffolgenden.
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Nach drei schweren Tagen ging es mir heute verhältnismäßig besser. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich heute von einer Ablenkung zur nächsten ging und so gar nicht an Logan, den Brief oder die Trennung denken konnte. Nach der täglichen Arbeit mit Sofia und Millicent hatte mein Bruder mich in einen der Aufenthaltsräume berufen, um mit mir Zeit zu verbringen. Ich fand es unglaublich nett von ihm, dass er sich so viel Zeit für mich nahm, damit es mir gut ging.
An dem heutigen Abend wollte er mir Schachspielen beibringen. Wenn ich ehrlich mit mir war, hatte ich mich in der Vergangenheit des Öfteren negativ über Schach geäußert, weil das Spiel für mich sinnlos und einfach nur langweilig war. Jedoch hoffte ich mich eines Besseren von meinem Bruder belehren zu lassen, was jedoch eher schlecht als recht erfolgte.
"Wieso habe ich mich nur von dir dazu überreden lassen, Schach zu spielen?", gab ich frustriert von mir und legte meinen Kopf zwischen meine auf dem Tisch abgestützten Arme.
"Weil du irgendwann einmal gegen mich gewinnen willst. Das wird allerdings nicht passieren, wenn du nicht bald anfängst, dich zu konzentrieren", antwortete dieser mahnend und schlug bereits meinen zweiten Turm mit seinem Springer.
"Ist ja gut."
Ich schnappte mir meine Dame und setzte sie willkürlich irgendwo hin.
"Mhm-mhm", gab Ash mit zusammengezogenen Augenbrauen von sich, "Das ist keine gute Idee."
Also nahm ich die weiße Spielfigur wieder auf und setzte sie woanders hin.
"Mhm-mhm."
Entnervt seufzte ich auf und griff wieder nach ihr. Meinen weiteren Versuch bemängelte Ash auch wieder.
"Ach, ich hab doch auch keine Ahnung!"
Etwas grob stellte ich die Dame auf das Spielfeld ab und verschränkte trotzig meine Arme.
"Ach Kathy, mit dieser Motivation kannst du auch nicht gewinnen."
Ich wollte gerade antworten, dass Schach ein blödes Spiel ist und wir etwas anderes machen sollten, das wenigstens Spaß macht, als es an der Tür klopfte. Ash bat kurzerhand den Besucher herein, während ich gebannt zur Tür sah. Ein Außenstehender, der mich in dem Moment beobachtet hätte, würde sagen, dass mir jeglicher Ausdruck aus dem Gesicht entschwunden war, als ich erkannte, wer da in den Aufenthaltsraum trat.
Logan.
Tagelang hatte ich den Schmerz, den er in mir verursacht hatte, versucht zu lindern. Tagelang hatte ich mir Mühe gegeben, ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Als es mir mit dem heutigen Tag dann das erste Mal gelungen war, tauchte er plötzlich wieder auf und zerstörte damit jeglichen Heilungsversuch meiner Seele.
"Kathy, ist alles in Ordnung? Warum meldest du dich nicht?"
Die große Besorgnis in seiner Stimme ließ mich stutzig werden, während ich ihn fassungslos anstarrte. Er trat näher an uns heran, während Ash und ich uns aus unseren Sesseln erhoben. Es wirkte, als ob Logan ein Eindringling wäre, der unser Territorium bedrohte, welches wir zu schützen versuchten.
"Was ist denn hier los?", fragte er und sah zwischen mir und meinem Bruder abwechselnd hin und her.
Was dann als Nächstes geschah, war etwas womit ich im Leben nicht gerechnet hätte. Ash trat mit Logan auf Augenhöhe und holte schließlich aus, um ihn in der nächsten Sekunde im Gesicht zu treffen.
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Logan ist zurück! Und wird erst einmal mit Ash's Faust begrüßt...
Wie wird es wohl weitergehen?
Das erfahrt ihr in der nächsten halben Stunde ;)Bis dann ❤
_summergirl_2001🌹
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The Royal Family ~ Lasst das Chaos beginnen | ✓
Teen Fiction„Endlich hatte ich das fehlende Stück in meinem Herzen gefunden." Die 17-jährige Kathy findet durch Zufall zu ihrem Vater, der sie vor ihrer Geburt verlassen hat. Sie erfährt, dass sie ihm doch nicht so egal ist, wie sie immer geglaubt hat. Dabei be...