Kapitel 46

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Dieses Kapitel widme ich:

22Kate07

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Aus diesem Grund stand ich ohne ein Wort auf und verließ wieder sein Zimmer.

Nachdem ich bei Ash gewesen war, musste ich mich auch schon für den Weihnachtsgottesdienst fertigmachen. Alles in allem war es eine schöne und auch sinnliche Erfahrung gewesen, dennoch konnte man die angespannte Stimmung unter den Familienmitgliedern gerade zu spüren. Die Tatsache, dass Ash sich weigerte, mitzugehen, hatte die Laune aller nicht gerade verbessert.

Nach dem Gottesdienst hatte ich mich dann in mein Zimmer verzogen und von den anderen abgeschottet. Man könnte fast denken, dass ich mir ein Beispiel an meinem Bruder genommen hatte.

In mir befand sich eine Überraschungstüte an negativen Gefühlen, die abwechselnd zum Vorschein kamen. So sehr ich auch  versuchte, etwas Positives zu denken, es wollte mir einfach nicht gelingen.

Leider traf Logan im falschen Moment auf mich. Er kam in mein Zimmer und fragte, ob wir ein wenig im Palastgarten spazieren gehen wollen. Schroff wies ich ihn ab, was er mit einer enttäuschten Antwort kommentierte, bevor er wieder ging. Danach war ich damit beschäftigt gewesen, die Decke anzustarren. Sekunden, Minuten, vielleicht Stunden vergingen, während ich die farblose Fläche, die sich über meinem Kopf befand, betrachtete. Ich verstand nicht einmal, warum mich eine weiße Decke so faszinierte. Trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von ihr lösen.

Erst, als Mom gegen frühen Nachmittag in mein Zimmer trat, konnte ich aufhören, meine Aufmerksamkeit auf die Decke zu richten. Sie gesellte sich zu mir und erinnerte mich an das Weihnachtsessen, welches bald stattfinden würde. Bevor das ganze Drama entstand, war ich voller Vorfreude auf dieses Essen gewesen. Jetzt aber war mir jeglicher Appetit vergangen.

Ich sagte ihr, dass ich keine Lust und ebenso wenig Hunger hatte. Mom bat mich, mich wenigstens für ein paar Minuten zu den anderen zu gesellen und etwas zu essen. Danach, meinte sie, könne ich wieder auf mein Zimmer gehen. Zwar war ich mit dem Vorschlag überhaupt nicht zufrieden, aber ich hatte noch weniger Bock darauf, mit meiner Mutter zu diskutieren und in einer sinnlosen Streiterei zu enden.

Demnach stimmte ich ihrer Idee, wenn auch etwas widerwillig, zu. Nachdem das geklärt war, blieb sie noch ein wenig und brachte mich auf gute Gedanken. Sie erzählte mir von ihren schönsten Erfahrungen, die sie hier in London gesammelt hatte, wo sie das ihrer Meinung nach beste Essen gegessen hatte und welche Plätze sich am besten eigneten, um sich seinen Gedanken für ein paar Stunden hinzugeben.

"Ist es nicht schwer für dich, in Dads Umgebung zu sein?", fragte ich sie neugierig, nachdem sie fertig erzählt hatte.

"Eigentlich nein. Vielleicht erstaunt dich diese Antwort etwas, aber glaube mir, nach den vielen Jahren würde es absolut keinen Sinn machen, deswegen noch sauer oder gekränkt zu sein. Das Problem bei deinem Vater war, dass er sich an Regeln zu halten hatte. Wie du sicher weißt, ist das Leben im Palast nicht so entspannt, wie so mancher denkt. Er war jung und rebellisch, wollte seinem Alltag entkommen und etwas erleben. Wir lernten uns kennen, verbrachten viel Zeit miteinander und verliebten uns. Und, obwohl ich anfangs noch nicht wusste, dass er der Prinz von England war, war mir dennoch bewusst, dass unsere Beziehung nicht auf Dauer sein würde", Mom atmete sanft aus und schenkte mir ein leichtes Lächeln, bevor sie fortfuhr, "Ich weiß nicht, woher ich das Gefühl hatte, aber genau wegen dieses Gefühls habe ich mich darauf konzentriert, das Hier und Jetzt mit ihm zu genießen und nicht an Morgen zu denken. Nun ja und den Rest kennst du ja. Du warst unterwegs, ich habe von Daniels Herkunft und seiner schwangeren Verlobten erfahren. Dass ich im Grunde seine Affäre war, weil das mit dem Auflösen der Verlobung nicht so einfach gewesen wäre, nahm ich ihm schon übel. Aber wie gesagt, er war damals jung und rebellisch und wollte seine Grenzen austesten. Allerdings hatte ihn sein scharfer Verstand wieder zur Vernunft gebracht. Er war an die vielen Regeln gebunden und ist deswegen wieder in sein altes Leben zurückgekehrt."

Ich war froh, dass sich meine Eltern aufgrund dieser Umstände so gut verstanden, allerdings konnte ich kaum Verständnis für Moms damaliges Verhalten aufbringen. Ich wäre rasend vor Wut gewesen, hätte vermutlich den Buckingham Palast abgefackelt und sonst was getan, aber keinesfalls wäre ich so ruhig wie Mom gewesen, nachdem ich von all dem erfahren hätte. König von England hin oder her.

"Anfangs war ich natürlich sauer und auch enttäuscht, aber mir war ja klar gewesen, dass das nichts für die Ewigkeit wird. Außerdem hätte ich sonst niemals dich, meinen größten Schatz auf Erden, bekommen. Deswegen habe ich mir damals geschworen, keine negativen Gefühle mehr in Bezug auf deinen Vater zu empfinden und ihm stattdessen dankbar zu sein, dass er mir dich geschenkt hat."

Bei diesen rührenden Worten stahl sich eine kleine Träne in meinen Augenwinkel und auch bei einem Blick auf Mom erkannte ich, dass ihre Augen verräterisch glänzten. Mit einem lauten Seufzer schmiegte ich mich an sie und vergrub meinen Kopf an ihrer Schulter. Mom legte ihre Arme um mich und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe.

Nachdem wir einige Momente in dieser Situation verharrten, stellten wir fest, dass wir langsam zum Weihnachtsessen gehen mussten. Als wir den Speisesaal betraten, wurde das Essen gerade erst angerichtet. Anwesend waren Dad, Logan und Eva sowie ihre Eltern und meine Großeltern. Ich ging davon aus, dass bereits alle hier saßen und niemand mehr zum Essen dazukommen würde, sprich Ashton.

Mom und ich begrüßten alle in der Runde und setzen uns dann an den Tisch. Schweigend ließ ich mich neben Logan nieder. Ein schlechtes Gewissen plagte mich, weil ich ihn vorher so angepflaumt hatte. Ich sah ihn an, doch er ignorierte mich scheinbar. Zögerlich legte ich meine Hand auf seinen rechten Oberschenkel und blickte abwartend zu meinem Freund herüber. Dieser schien keine Reaktion zu zeigen, ein schlechtes Zeichen. Ich wollte mich gerade traurig von ihm abwenden, da seufzte Logan laut auf und umschlang meine Hand mit seinen warmen Fingern.

Erleichtert atmete ich aus und schenkte ihm ein Lächeln, das er zum Glück erwiderte. Meine Aufmerksamkeit lenkte ich auf das nun bereitstehende Essen. Der Tisch war reichlich gedeckt mit herrlich duftendem Truthahn, der die Hauptattraktion des Tisches darstellte, sowie allerlei Beilagen, sodass für jeden etwas dabei war.

Auch wenn ich vorher noch abgeneigt von dem Essen war, so musste ich zugeben, dass mich der Hunger nun doch ein wenig packte. Von jedem Beilagenteller und jeder Schüssel nahm ich mir etwas und ehe ich mich versah, war mein Teller so hoch wie ein riesen Stapel voller Pancakes.
Ich warf einen Bilck auf Helen, die mich fröhlich anlächelte, was meine Laune ein wenig verbesserte. Ich lächelte zurück und begann im Anschluss ordentlich reinzuhauen.

Nach dem Essen verzog ich mich, wie mit Mom vereinbart, auf mein Zimmer. Bei Nachfrage ob Logan mich begleiten wolle, stimmte er zu, allerdings meinte er auch, dass er nicht lange bleiben könne, weil er nach Anabeth sehen müsse. Wie sich herausstellte, hatte sie in ein Hotel irgendwo in London eingecheckt. Zwar fand ich es toll von meinem Freund, dass er sich so um seine Schwester kümmerte, aber besser würde ich es finden, wenn die Person jemand anderes als Anabeth wäre.

Logan und ich verkrochen uns direkt ins Bett und kuschelten ein wenig. Viel zu früh musste er wieder gehen, aber ich wusste mich, ohne ihn zu beschäftigen. Ich holte mein Handy hervor und rief Julien an. Mir war klar, dass er Weihnachten bei sich daheim verbringen würde, so wie die letzten Jahre auch schon, deswegen hatte er mit hundertprozentiger Sicherheit Zeit für mich. Jessy für ihren Teil war mit ihren Eltern zu ihren Großeltern aufs Land gefahren, wo sie leider kaum bis gar kein Netz hatte, deswegen tat ich es mir gar nicht erst an, dort anzurufen.

Nach zweimal Klingeln ging Julien bereits ran. Er begrüßte mich fröhlich und fragte, wie es mir ging. Ich beantwortete seine Frage und erzählte sehr umfangreich, wie es zurzeit im Palast zuging. Wir redeten und redeten, bis unser Telefonat enden musste, weil Juliens Akku leer war und der gute Mann vergaß, sein Handy aufzuladen.

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Hellooo meine Lieben!

Wie versprochen, kommt das neue Kapitel❤
Ich wünsche euch schon mal frohe Ostern🐣

Bis bald ❤
_summergirl_2001 🌹

The Royal Family ~ Lasst das Chaos beginnen | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt