Es war fast eine Woche vergangen seit dem Vorfall im Lagerhaus. Mein Körper, sowie mein Geist hatten sich regeneriert. Doch ich war nicht untätig. Wie befohlen hatte ich die Villa ausgekundschaftet. Es war ein riesiges Gebäude mit kleinem, ummäuerten Garten. Zudem wurde es streng bewacht, was meine Annahme bestätigte, dass dort etwas vor sich ging. Ich hatte mir die Zeitpunkte der Wachwechsel eingeprägt und alle Fenster und Türen gemerkt. Durch die Fenster konnte ich mir einen groben Plan von dem machen, was sich im Inneren abspielte. Doch ich sah nie eine andere Person außer den Wachen. Sie waren wohl sehr vorsichtig.
Auch Saphir war ich nicht mehr begegnet seit dem Vorfall. Ich wusste nicht, ob sie mir aus dem Weg ging oder sauer war, dass ich dem König doch Bericht erstattet hatte. Ich wusste nur, dass sie sich merkwürdig verhielt in letzter Zeit.
Durch die Tatsache, dass mir das Auskundschaften von außen nicht wirklich neue Informationen einspielte, entschied ich mich heute zu drastischereren Wegen. Zwei Tage hatte ich den heutigen Tag durchgeplant. Ich wollte in der Villa einbrechen und alle Informationen und Dokumente entwenden die ich finden konnte. Der Wache hatte ich nicht Bescheid gesagt, aus Angst, dass sich ein Verräter unter ihnen befand, der die Rebellen warnen konnte. Lediglich der Meister und Sithis wussten, dass ich sowas in der Art vor hatte. Nur sagte ich ihnen nicht, an welchem Tag ich es täte. Hätte ich früher gewusst was passierte, hätte ich es ihnen vielleicht erzählt.
Ich hockte hinter einem Mauervorsprung auf der Mauer der Villa Solitra. Ein neuer Lederharnisch zierte meinen Körper. Auf dem Rücken hatte ich Justira geschnallt und mein Gürtel war gespickt mit Dolchen. Die Kapuze hatte ich tief ins Gesicht gezogen.
Der Abendhimmel war heute bewölkt und somit war die Stadt in dunkles Licht getaucht. Optimale Bedingungen für mich. Ein leichter Wind zerrte an meinem Umhang. Geduldig beobachtete ich das Geschehen und wartete auf den Moment des Wachwechsels. Dann waren die Wachen am unaufmerksamsten. Als der Moment gekommen war, sprang ich mit einem Satz vom Mauervorsprung auf den Fenstersims eines geöffneten Fensters. Leise und heimlich sah ich mich um. Keiner hatte mich bemerkt. Vorsichtig schob ich das Fenster nach oben und schlüpfte hinein. Warme Luft empfing mich und eine brennende Kerze erhellte den Flur auf dem ich mich befand. Ich war im mittleren Geschoss. Soweit ich wusste, war das Gebäude dreistöckig, eventuell mit Keller. Der rote Teppich dämpfte meine Schritte, als ich aufmerksam durch den Flur pirschte. An den Wänden hingen wunderschöne und wertvolle Gemälde. Es war alles still. Die meisten Bediensteten müssten sich im Moment wohl um das Abendmahl kümmern oder schliefen bereits.In der Mitte des Flures, direkt gegenüber von einer großen Treppe war eine Doppelflügeltür. Ich nahm an, dass sich dort hinter ein Ratsaal befinden müsste. Vorsichtig pirschte ich dahin und beobachtete die Treppen. Doch es rührte sich nichts. Ich hielt die Luft an und lauschte an der Tür. Doch da war kein Geräusch, kein Atem und kein Licht. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter, doch sie öffnete sich nicht. Verschlossen. Leise holte ich meinen Dietrich und fummelte im Schloss herum. Mit einem 'Klack' öffnete sich das Schloss und ich drückte die Tür auf.
Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich hatte auf Anhieb den richtigen Raum gefunden. Es lief alles sehr gut. Vielleicht etwas zu gut. Vor mir lag ein großer Raum mit holzvertäfelten Wänden vor denen hohe Bücherregale standen. In der Mitte war ein riesiger Tisch mit acht Stühlen, auf welchem achtlos durcheinander geworfene Papiere lagen. In windeseile überflog ich die Papiere. Dort waren Informationen über die Stationierungen der Rebellen, über Drakis und vieles mehr. Ich schnappte mir alles was ich kriegen konnte und steckte es in eine braune Umhängetasche. Die restlichen, unwichtigen Unterlagen verwüstete ich und öffnete ein Fenster, sodass es aussah, als wären die Dokumente vom Wind davon getragen worden.
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Der Dunkle Thron
FantasyWas wäre, wenn ein einzelner Mensch dich deinen Lebenssinn überdenken lässt? Wenn die pure Existenz dieser Person die Grundlagen deines Lebens umwirft? Mit dieser Wendung hat Alena Eshrava, besser bekannt als 'der Schatten', nicht gerechnet. Sie m...