Ich war einen Augenblick zu spät. „Feinde!", schrie ich während ich mich schützend vor Nymeth warf und der fliegende Dolch sich in meine Schulter bohrte. Schmerz durchstach diese, doch es war nicht schlimm. Blut sickerte langsam aus der Wunde. Ich packte den Dolch und zog ihn schnell heraus um meine Schulter besser bewegen zu können. Die Elfen waren in Kampfhaltung und verteidigten uns bereits gegen die Soldaten des dunklen Königs. Ich warf den Dolch auf einen Soldaten der auf uns zurannte. Er durchstach seinen Hals und der Soldat fiel augenblicklich tot um. Nymeth zuckte zusammen und schien verängstigt. Sie war nicht für den Kampf geschaffen. Sie hatte nie eine Kampfausbildung genossen und musste nie wirklich töten. Weitere Soldaten kamen auf den Kern zugerannt, wurden aber abgewehrt von den elfischen Soldaten. Nur wenige brachen durch und diese erledigte ich. Wir waren nicht in Überzahl, aber wir hatten die besseren Soldaten. Die Fußsoldaten des dunklen Königs konnten nicht viel ausrichten.
Doch dann sah ich ein bekanntes Gesicht zwischen dem Meer aus Schwarz. Ein Assassine aus meiner Ausbildung. Mir fiel der Name nicht mehr ein. Er eiferte mir immer nach, störte mein beim Gedenkfest. Flynn!, schoss es mir durch den Kopf. Wütend ging ich auf ihn zu. Ich wollte ihn töten, doch dann fiel mir Nymeth Bitte ein. Ich solle nicht alle töten, manche dienen dem König wie ich, unfreiwillig. Also ging ich auf ihn zu und die schwarze Masse aus Soldaten ließ mich gewähren. „Flynn!" rief ich. „Flynn!"
Kurz suchte er woher die Stimme kam, doch dann erkannte er mich. Er sah wütend aus. Er sah sogar von Hass zerfressen aus. Nur wem galt der Hass?
„Soso, der Schatten", spuckte er mir entgegen. „So werde ich nicht mehr genannt." entgegnete ich ihm.
Er lachte höhnisch. „Flynn, leg die Waffen nieder, schließ dich uns an", bat ich ihn. Ein schrilles Lachen durchbrach den Moment. Wütend spuckte er mir entgegen: „Niemals würde ich mich eurem unloyalem Haufen Dreck anschließen. Ich war niemals gut genug für dich. Und seitdem der Schatten weg ist, bin ich der Liebling des Meisters. Du bist Abschaum!"
Ohne zu Zögern schlug er mit dem Schwert auf mich ein. Ich sprang nach hinten weg und schnappte mir ein Schwert, welches auf dem Boden lag. Hysterisch kam er auf mich zu und ich konnte gerade so noch seinen Schwerthieb blocken. Er ist gut geworden. Nach einigen Schlagabtäuschen schaffte ich es, ihn zu entwaffnen. „Letzte Chance!", brüllte ich ihm zu. Doch er machte einen Ausfallschritt an meinem Schwert vorbei und schlug mir auf die verletzte Schulter. Ich schrie vor Schmerzen und sackte auf die Knie, meine Schulter haltend. Nun stand er mit einem Schwert an meiner Kehle über mir.
„Leb wohl!", spuckte er mir entgegen. Die Klinge ritzte in meinen Hals und er holte aus um mich zu enthaupten. Ich schluckte. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Nymeth eingefroren einige Meter entfernt steht und uns beobachtete. Einige Krieger von uns waren gefallen, doch sämtliche Streitmächte des dunklen Königs waren tot. Und ich nun wohl auch.
Als er die Schneide absinken ließ um den finalen Schlag durchzuführen, rollte ich mich zur Seite. Er touchierte meinen linken Arm, doch nicht meinen Hals. Im selben Zug griff ich mein Messer aus dem Stiefel und trennte ihm die Achillessehnen durch. Er ging zu Boden. Ohne ein weiteres Wort richtete ich mich auf, sah auf ihn nieder und trennte seine Kehle durch.Ein bleiernes Schweigen legte sich über die Gruppe. Es lief ganz und gar nicht nach Plan. Der Himmel verdunkelte sich und es fing an zu regnen. "Na toll", brummte ich. Nymeth lief auf mich zu. "Deine Schulter..", bemerkte sie und fummelte an meiner Schulter herum. "Ist schon okay", beruhigte ich sie und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Es hatte bereits aufgehört zu bluten. Trotzdem murmelte sie fremde Worte und die Wunde schloss sich langsam. Sie atmete schwer und erleichtert auf.
"Kommt, wir müssen weiter", rief ich und die deutlich dezimierte Gruppe folgte mir. Ich drückte die schweren Schlosstüren auf und mit lauten Ächzen und Stöhnen öffnete sie sich. Im Schloss war es gespenstig. Es war vollkommen verlassen, die Banner waren von den Wänden gerissen und die Dekoration war umgeworfen. "Seid vorsichtig! Leise!", flüsterte ich. Hinter jeder Ecke erwartete ich einen Hinterhalt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Problemlos kamen wir am Thronsaal an. Die blauen Banner waren mit rotem Blut durchtränkt. Überall war Blut. Hinter mir hörte ich wie Nymeth würgte. Mein Blick folgte ihrem. Neben dem Thron war ein riesiger Berg voller Leichen. Alles Soldaten des lichten Königs. Nymeths Soldaten. Ich schluckte. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Hier war ein Massaker passiert. Und ich vermutete wer daran Schuld war. Und eben jener tauchte hinter dem Thron auf. Seine Schlangenaugen waren zu Schlitzen verengt. Am Gürtel hatte er einen krummen Dolch hängen, von jenem grüne Flüssigkeit herabtropfte. Sein dunkles Cape hing hinter ihm und ein roter Handabdruck zierte seine Rüstung. Er zischte in unsere Richtung und dabei sah man seine spitzen Zähne und seine gespaltene Zunge.
"Sithis!", knurrte ich. Ich ging einen Schritt nach vorne. Nymeth und Esrada wollten mir folgen, doch ich zeigte ihnen, dass sie zurückbleiben sollten. Hass baute sich in mir auf. Begleitet mit einer Spur Angst. Oder eher Respekt. Sithis war ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte. In all den Jahren war er mir immer überlegen mit seinen dreckigen Tricks und seiner Magie. Doch sein Tod soll durch meine Hand kommen. "Du bist hier für verantwortlich", stellte ich fest. Er lachte. "Nein Alena. DU bist hierfür verantwortlich. Wärst du nie weggerannt wie ein kleines Kind, wäre all das nicht passiert." Mein Herz rutschte mir in die Hose. "LÜGE! Der dunkle König hätte des lichte Reich so oder so eingenommen. Mit oder ohne mich! Nur dass ich es jetzt verhindern kann!" Er schlängelte ein Stück auf mich zu. "Denkst du. Der Meister hätte dich geschickt um den lichten König zu töten. Mehr Opfer wären gar nicht notwendig gewesen. Es hätte keinen Krieg gegeben. Keine zivilien Opfer. DU bist verantwortlich für jedes Kind das ohne Mutter und Vater aufwächst. Du bist Schuld für alle toten Söhne und Töchter. Du bist Schuld an jedem ihrer Tode!", spuckte er mir entgegen! Wut kochte in mir hoch. Das kann nicht stimmen. Ich sah rot. "NEIN! LÜGEN!", schrie ich und rannte mit gezücktem Schwert auf ihn zu. Nymeth wollte mich zurückhalten, doch ihre Hand streifte nur noch die meine. "NEEEEIN!", schrie ich und rammte das Schwert zu seinem Kopf. Doch er wich aus. Stolpernd kam ich zum stehen, drehte mich um und rannte erneut zu ihm. Doch er parierte mit seinem Dolch. Der Schlagabtausch ging einige Runden. Jedes Mal schaffte Sithis es, meinen Angriff abzuwehren. Erschöpft stand ich ihm gegenüber, doch er sah aus, als hätte er nicht mal einen Finger gekrümmt. Plötzlich zischte er etwas "Alosmaha", sagte er und ein Beben ging durch den Saal. Ich drehte mich um. Plötzlich kamen die Elfenkrieger auf mich zugerannt. Der Rest stand absolut regungslos rum. Sieben Elfenkrieger kamen mit gezückten Waffen auf mich zu. Er hatte sie verzaubert. Ich durfte sie nicht töten. Aber ich musste irgendetwas machen, sonst würden sie mich töten. Also ließ ich mich auf die Kämpfe ein. Ich parierte die Schwerte und schlug die Soldaten bewusstlos. Ich schlug ihnen meinen Schwertknauf auf den Kopf, oder rammte ihnen mein Knie gegen die Brust. Ein Soldat griff von hinten an. Ihm rammte ich mein Schwert zwischen die Rippen. Er fiel auf den Boden und blubbernder, roter Schaum kam aus seinem Mund. Scheiße. Unkonzentriert achtete ich nicht auf meine Deckung und der Letzte traf mich mit dem Schwert im Gesicht. Schmerz explodierte über meinem Auge und heißes Blut tropfte von meiner Stirn. Ich parierte den nächsten Hieb und schlug ihm in den Nacken. Schließlich fiel auch er bewusstlos um. Ich nahm nur noch flache Atmung von ihm war.
Unorientiert stützte ich mich auf meine Knie und sah mich um. Ich war völlig außer Atem. Überall lagen elfische Soldaten. In der Mitte standen Larudam, Pleia und Esrada völlig regungslos. Doch wo war Nymeth? Panisch drehte ich mich im Kreis. Und sah sie hinter mir stehen. Mit Sithis Klinge am Hals. "Beeindruckend", zischte er. Nymeth wirkte ängstlich. Eine Träne lief ihre Wange hinunter. Anscheinend war sie klar bei Verstand. "Danke, dass du deine eigenen Soldaten für mich umgebracht hast. Deine Begleiter werden wohl für immer Dekoration in dieser Halle bleiben. Doch dieses kleine Mädchen hier .... Weißt du was an dieser Klinge ist? Nein? Ich verrates dir. Engelskraut. Ein Gift, welches sein Opfer grausam tötet. Ein kleiner Tropfen ins Blut reicht schon aus." Ich wurde blass. Nein. Das konnte er nicht machen. Mein Herz sackte bis zum Boden. Bitte. Ich musste mir schnell was einfallen lassen. "Nein...", stammelte ich. Ich sah Nymeth in die Augen. Sie fixierte mich und atmete ruhig. Nein. Das kann nicht alles einfach so hier enden! Nein! "Plötzlich sprachlos? Sag lebwohl!", höhnte er. "NEIN!", ich hechtete vor. Die Sekunden kamen mir vor wie Jahre. Ich sah wie er die Klinge bewegte. Sah, wie Nymeth versuchte sich seinem Griff zu entwinden. Sah, wie sie es nicht schaffte und seine Klinge in ihren Hals ritzte. Ich sah, wie ein winziges Blutrinnsal ihren Hals heruntertropfte und ich sah wie die grüne Substanz sich mit ihrem Blut vermischte.
Dann durchstach mein Dolch sein Auge und blieb in seinem Kopf stecken. Er fiel unkontrolliert nach hinten um und stand nicht wieder auf. Ich fing Nymeths Körper auf und legte sie vorsichtig auf dem Boden ab. Schnell riss ich ein Stück meines Umhangs ab und tupfte das Blut von ihrem Hals. Panik ergriff mich. Panisch wischte ich das nicht mehr vorhandene Blut weg. Nymeth nahm meine Hand und stoppte mich. "Hör auf.", sagte sie schwach. Ich sah sie an. Mein Blick war von Tränen verschleiert. Sie war blass. Rote Punkte bildeten sich auf ihrer Haut.
Dann fing sie unkontrolliert an zu krampfen.
DU LIEST GERADE
Der Dunkle Thron
FantasyWas wäre, wenn ein einzelner Mensch dich deinen Lebenssinn überdenken lässt? Wenn die pure Existenz dieser Person die Grundlagen deines Lebens umwirft? Mit dieser Wendung hat Alena Eshrava, besser bekannt als 'der Schatten', nicht gerechnet. Sie m...