13 | Magie

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Die Tagen strichen ins Land und das Leben am Hof beruhigte sich wieder. Die Festlichkeiten waren längst verstrichen und die Toten vergraben. Saphir kehrte erfolglos von ihrem Auftrag zurück, die Nester der Drakis anzugreifen. Anscheinend waren sie alle geflohen. Der Kriegsrat wurde zusammengerufen und entschied sich dazu einige Assassinen im lichten Hof einzuschleusen um diesen auszuspionieren. Währenddessen mobilisierte der König seine Armee und trainierte die Soldaten strenger als zuvor. Die Assassinen sollten bei jeder Möglichkeit die ihnen zurecht kommt den lichten König töten. Zweifel, wieso der Meister mich nicht geschickt hatte überkamen mich. Vertraute er mir nicht mehr oder zweifelte er an meiner Loyalität? Hatte er Angst, dass ich an den lichten Hof zurückkehren würde? Oder dachte er ich wäre zu schwach einen König zu töten? Dabei war ich die Beste...dachte ich zumindest.

Selbstzweifel nagten an mir und die Erfolglosigkeit von Saphir und mir in den letzten Tagen verschlechterten nur die Laune im Schloss. Täglich patroullierte ich durch die Viertel und bestach sämtliche Gastwirte um an nützliche Informationen zu kommen. Doch es war nutzlos. Keiner kannte oder wollte einen Spion kennen.  Selbst Saphir wich mir in den letzten Tagen aus und wirkte immer stiller. Und so wurde die Stimmung von Tag zu Tag angespannter. Es fühlte sich an als würden wir auf einem Pulverfass sitzen, kurz vor einer Explosion, dem bevorstehendem Krieg.

Verzweiflung machte sich am achten Tag nach dem Angriff in mir breit. Eine letzte, aber unangenehme Möglichkeit um an Informationen zu gelangen schmiedete sich in meinem Kopf. Und so betrat ich am Abend des achten Tages mal wieder das Draft. Der stickige Biergestank verschlug mir sofort den Atem und der Schweiß von ungewaschenen Männern schien förmlich von der Decke zu tropfen. Stöhnen und Schläge kamen aus der Ecke mit den Kampfringen und Männer wetteten auf ihre Kämpfer. Ich begab mich zu einer abgelegenen Sitzecke auf der anderen Seite der Kampfgrube und ließ mich in die Kissen fallen. Die Kaputze zog ich mir tief ins Gesicht. Die Wirte und Kurtisanen sahen hier nicht gerne andere Frauen und ich war nicht interessiert daran, dass ich erkannt wurde. In einer Sitzbucht neben mir saßen einige wichtig aussehende Gäste. Auf deren Schoss tümmelte sich eine Kurtisane, ich kannte sie, ihr Name war Freya, die sich an den zwei gut aussehenden und wahrscheinlich reichen Männern eine goldene Nase verdiente.

Ich ließ den Blick durchs Gasthaus schweifen, bis er an der Kampfgrube hängen blieb. Gerüchten zufolge weiß ein Kampfrichter immer alles. Durch die vielen Kämpfe und Gespräche im Gasthaus sollten diese wohl einige Informationen aufschnappen können. Doch da Sardos tot war, hoffte ich, dass der neue Kampfrichter genügend Informationen für mich hatte. Ich brauchte nur noch einen Plan, an diese heranzukommen. Das Knallen eines Bierkruges auf dem Tisch vor mir riss mich aus meinen Gedanken. Eine hübsche Bardame stand vor mir und grinste mich an. Das schäumende Bier roch widerlich. "Gebt mir was von dem guten Zeug. Ich will nicht den billigen Fusel" "Es gibt nur das."; flötete die Bardame. Wortlos hielt ich ihr 50 Silber hin und hob die Augenbrauen. Lächelnd flötete sie: "Bin gleich zurück". Kurze Zeit später stellte sie mir ein richtiges Bier hin. "Darfs noch etwas sein?", verführte sie mich. Ich beobachtete ihren schönen Körper mit den langen, blonden Haaren und musste kurz lächeln. "Nein, danke." Ich wusste nicht, ob sie mich erkannte oder ob sie nur auf noch mehr Münzen hinaus war. Doch den Kurtisanen in Dalra war es egal, ob ihre Kundschaft männlich oder weiblich war. Hauptsache sie sahen einen nicht als Konkurrenz an.

Ich nippte an dem Bier und der Alkohol schien mein Gemüt zu beruhigen. Aufmerksam beobachtete ich das Treiben in der Kampfgrube. Heute schienen keine wirklich guten Kämpfer dabei zu sein. Nachdem ich das Bier geleert hatte, schien der Alkohol seine Wirkung zu entfalten. Meine Beine fühlten sich schwerer an, doch mir wurde warm. Entschlossen ging ich in einer Kampfpause auf den Kampfrichter zu. Er war ein stammiger, finsterer Kerl mit etlichen Narben im Gesicht. An seinem Gürtel hing ein riesiger Sack mit Gold neben einem Schwert. Hinter ihm standen zwei weitere Männer, die meine Schritte genaustens beobachteten. Ich baute mich vor ihm auf und zog die Kaputze herab. Abfällig lachte er. Das hieß also, dass er mich nicht erkannte. Gut. "Was willst du, Mädchen?" "Informationen", antwortete ich. Er lachte. "Und was für Informationen? Und wieso sollte ich sie dir liefern?" "Weil ich euch 10 Goldmünzen dafür geben würde. Für Informationen über den Angriff der Drakis und den Spion hier in Dalra." Seine Augen weiteten sich. "Du bist eine der Schergen des Königs.", stellte er fest. Dann wandte er sich ab und sprach mit den beiden bulligen Männern hinter ihm. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Schließlich drehte er sich wieder zu mir um. Ein böses Grinsen schlich auf sein Gesicht. "Ich habe die Informationen die du brauchst. Doch du wirst sie nicht so einfach bekommen. Du zahlst mir 15 Goldmünzen und besiegst meinen besten Kämpfer. Ein Kampf um Leben und Tod. Dann bekommst was du willst." Wut schoss in meinen Kopf. Er wusste, dass ich die Informationen brauchte, sonst stellte er nicht so ein dreistes Angebot. Aber ich sollte es akzeptiere. Sollte er doch seinen besten Kämpfer gegen mich verlieren. Alles war besser, als die Strafe für mein Versagen, die mich bald vom König ereilen würde. Also willigte ich ein.

Die Leibwächter nahmen mir meine Waffen bis auf einen Dolch ab. Ich zog die Kaputze wieder auf und betrat die Kampfgrube. Alles war so, wie beim letzten Mal. Doch diesmal war ich vorbereitet. Was sollte er schon für einen Kämpfer zu bieten haben? Ich könnte sie alle besiegen, vor Allem mit einem Dolch. Die Menge begann zu tösen und mir blieb der Atem weg als mein Gegner den Ring betrat. Eine junge, zierliche Frau, nur gekleidet in einem dunklen Lederharnisch betrat den Ring. Ihre schwarzen Haare umspielten die grünen Augen. Sie trug keine Waffe. Stattdessen hatte sie eine weitaus mächtigerere Waffe. Und als ich es erkannte, war es schon zu spät. Schwarze Rauchschwaden waberten um ihre Füße. Sie war eine Magierin.

Dann blieb mir wirklich der Atem weg. Wie eine unsichtbare Hand würgte mich etwas, während sie nur dastand und mystisch ihre Hände bewegte. Ich rang nach Luft, kratzte an meinem Hals und versuchte die unsichtbaren Hände loszuwerden. Doch da war nichts. Ich spürte das Blut im meinem Kopf pumpen und rang verzweifelt nach Luft. Sterne tanzten vor meinem Augen und ich sank auf die Knie. Blut tropfte von meinem Hals, verursacht durch meine eigenen Fingernägel. Hustend und ächzend stöhnte ich nach Sauerstoff, doch es kam nichts. Das Messer in meiner Hand wurde immer schwerer, doch bevor ich es fallen ließ, übernahm der Überlebenswille die Kontrolle. Blind warf ich den Dolch vor mich. Ein spitzer Schrei durchstieß das Rauschen in meinen Ohren und der Griff um meinen Hals löste sich. Japsend fiel ich auf alle Viere und füllte meine Lungen mit Sauerstoff. Ich sah auf und beobachtete, wie das Blut aus ihrem Bauch pulsierte, genau dort, wo der Dolch sie getroffen haben musste. Eine kurze Welle des Triumphes überkam mich, bevor ich von einer schwarzen Faust mittem im Gesicht gegen die Wand des Ringes geschlagen wurde. Ihre schwarze Magie war mächtig. Die verbliebene Luft wurde aus meinen Lungen geschlagen und Blut lief mir aus der Nase. Schmerzen pulsierten durch meinen Kopf. Gierig sog ich Luft in meine Lungen und atmete den Schmerz weg.

EIn Blick zu ihr verriet mir, dass ich sie tödlich getroffen hatte. Ihr Stand geriet immer mehr ins Schwanken und sie war bereits blass vom Blutverlust. Unter ihr hatte sich eine Blutlache gebildet. Doch sie hörte nicht auf zu kämpfen. Ich musste irgendwie zu ihr gelangen um ihr den finalen Stoß zu geben. Oder ich musste einfach länger aushalten als sie. Langsam rappelte ich mich hoch und schleppte mich zu ihr. Schwer atmend stand sie mir gegenüber. Zu spät und getrübt vom Sauerstoffmangel erkannte ich ihren letzten, verzweifelten Angriff. Sie hatte den Dolch aus ihrem Bauch herausgezogen und achtlos in die Erde zwischen uns geworfen. Gerade, als ich danach greifen wollte, durchzog ein unbeschreiblicher Schmerz meinen gesamten Körper. Schreiend sackte ich zusammen und krümmte mich auf dem Boden. Es fühlte sich an, als würden tausende Schwerte auf einmal in mein Fleisch schneiden, während die schwarzen Rauchschwaden um meinen Körper herum schwirrten. Doch die Schmerzen ebbten schnell ab, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie die Magierin erschöpft auf die Knie sackte. Langsam und stöhnend kniete ich mich hin. Blut tropfte auf den Boden vor mir. Zielgerichtet griff ich nach dem Dolch vor mir. Ich kniete direkt vor ihr und sah ihr in die frechen, grünen Augen. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Und mit einem Stoß in ihr Herz löschte ich den Ausdruck aus ihren schönen Augen.

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt