34 | Wächter des Todes

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Dann fing sie unkontrolliert an zu krampfen. Schaum bildete sich vor ihrem Mund. Quälende Geräusche verließen ihren Mund und ihr Körper keuchte nach Luft. "Bitte, Nymeth. Bitte. Hör auf. Nymeth. Hör mir zu. Bitte. Stopp. Nein. Ich liebe dich. Hör auf. Bitte.", murmelte ich und kniete neben ihr. Ich hatte versagt. Ich konnte nichts mehr tun. Ich konnte nur noch hier sitzen und zusehen wie sie stirbt. Tränen liefen über meine Wangen.

Zwei starke Hände zogen mich von hinten weg. "Nein", schrie ich unter Tränen. "Nein, lass mich gehen!". Doch die Hände liesen mich nicht los. Sie umarmten mich von hinten und ich kauerte in Larudams Arm auf dem Boden. Pleia und Esrada waren bereits am Werk. Pleias Hände wanderten über Nymeths Hals und der Raum erstrahlte in grünlichem Licht. Esrada hielt Pleias Hand und murmelte alte Worte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, während sie anfingt schwerer zu atmen. Doch auch Nymeth fing wieder an zu atmen. Ihr Körper zitterte nicht mehr. Stattdessen lag sie nur noch reglos auf dem Boden. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. Aber sie atmete.

Pleia und Esrada erhoben sich zitternd. Die Elfe stützt die alte Dame, während diese sich an die Wand lehnte um wieder zu atem zu kommen. Schließlich ließen mich Larudams starke Arme los und ich krabbelte zu Nymeth. "Sie wird wieder. Lass ihr kurz Zeit", sprach Pleia an mich gewand. Lächelnd und mit Tränen in den Augen strich ich ihr übers Haar. "Danke", flüsterte ich.

Wir verblieben dort einige Zeit. Pleia kümmerte sich um die verletzten Soldaten. Zwei von ihnen waren tot. Böse Blicke trafen mich nach dieser Erkenntnis. Die anderen Soldaten versorgte sie und befahl ihnen hier zu bleiben um sich zu kurieren.

"Was war das?", fragte ich plötzlich. "Was meinst du?",keuchte die Alte. "Ihr wart alle wie eingefroren. Nur Nymeth nicht. Wieso?" Pleia lachte entzückt auf. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Auch Esrada schmunzelte: "Du weißt echt immer noch nicht viel über Magie. Es war ein alter Zauber, der sehr viel Konzentration erwartet um aufrecht erhalten zu werden. Vorallem wenn er nur auf bestimmte Personen bezogen wird. Deshalb war Sithis auch so verletzlich und du konntest ihn töten." "Übringens Sithis!", fiel mir ein und ich ging auf den Bastard zu. "Was tun wir mit seiner Leiche?", fragte Pleia. Ich beugte mich zu ihm runter und begutachtete ihn. Seine gelben Augen waren geschlossen, aber sein hasserfülltes Gesicht war blutüberlaufen. Ein Atemgeräusch kam von ihm. "Er lebt noch!", schrie ich hasserfüllt und zückte meinen Dolch um ihm ein Ende zu bereiten. "Stop!", gebot Pleia. "Wofür? Wieso sollte ich diesen Bastard leben lassen?" "Weil du ihn noch brauchst." Ich zögerte: "Wofür?" Pleia besprach sich mit Esrada bevor sie mir eine Antwort gab. Esrada nickte und klärte mich schließlich auf. "Seine Seele ist stark genug um deine zu ersetzen. Du schuldest den Wächtern eine Seele. Nimm seine."

Natürlich. Wie konnte ich das vergessen. "Lass es uns tun. Dann war sein jämmerliches Leben wenigstens für etwas nutze." Ich zog Sithis fast leblosen Körper in die Mitte des Raumes. Eine Blutspur verfolgte ihn. "Wir sollten uns beeilen", stellte ich fest. "Ist das Ritual schwer?", fügte ich hinzu. "Nein, eigentlich nicht." Esrada stellte sich vor mich. Pleia kniete sich hinter Sithis Kopf. "Du wirst Sithis deinen Dolch ins Herz rammen, welchen wir vorher segnen. Dann wirst du einem Wächter begegnen und du übergibst ihm seine Seele." "Klingt einfach.", stellte ich fest. "Habt ihr das schonmal gemacht?", fragte Larudam. Er kniete bei Nymeth. Pleia und Esrada sahen sich an. "Einmal tat ich es", fing Esrada an. "Doch die Wächter behielten beide Seelen." Ich schluckte. Doch was blieb mir anderes übrig? Entweder ich würde es versuchen oder sie würden Stück für Stück meine Seele zerfetzen. Ich gab Pleia meinen Dolch, damit sie ihn segnen konnte. Ich ging hoffentlich kein letztes Mal zu Nymeth und gab ihr einen Kuss. Ihre Atmung war bereits regelmäßiger und sie war gesünder aus. Ein Gedankenblitz schoss durch meinen Kopf. Was ist, wenn Esrada und Pleia zu geschwächt waren, nachdem sie bereits Nymeth geheilt haben um mich sicher in die Welt des Todes zu begleiten? Ein Blick zu den beiden bestätigte meinen Verdacht. Sie sahen nicht fit aus. Esrada zitterte und Pleia liefen Schweißperlen über die Stirn. Doch ich musste es tun. Ich war stark genug. Ich könnte es schaffen.

Pleia reichte mir den Dolch an. Er fühlte sich kühl an und ein geheimnisvolles Summen erklang von ihm. "Bist du bereit?", fragte mich Pleia. Ich schweifte meinen Blick durch den Raum. "Seid ihr es?", fragte ich zurück.

Esrada und Pleia fingen beide an in geheimnisvollem Sing-Sang eine dunkle Atmosphäre im Raum zu erschaffen. Mein Dolch schwebte über Sithis Brust. Ich starrte auf Pleias geschlossene Augen um auf ihr Zeichen zu warten. Gänsehaut verteilte sich auf meinem Körper. Dann riss Pleia die Augen auf und starrte mich an. Sie nickte leicht. Ohne zu Zögern rammte ich den Dolch in Sithis schlagendes Herz und tosende Dunkelheit explodierte um mich herum. Stimmen, Lichter und Schreie schwebten um uns herum. Die Welt verdunkelte sich und meine Sinne waren überladen. Angst überkam mich, doch ich drängte sie zurück. Alles war dunkel und voller Schatten. Außer der Dolch, welcher golden in meiner Hand leuchtete. Sithis Herz hörte auf zu schlagen. Dafür schlug meines umso mehr. Plötzlich durchriss etwas die Dunkelheit und eine schwarze Gestalt, umhüllt von einem im Fetzen liegendes Umhang stand vor mir. Seine böse Fratze grinste mich an und seine knochige Hand zeigte auf mich. Ich schluckte. Zitternd richtete ich mich auf und stellte mich gerade hin. "Ich habe euch eine Seele gebracht.", ich versuchte die Angst in meiner Stimme zu verstecken. Ein boshaftes Lachen hallte um mich herum, es kam aus allen Ecken und Winkeln. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Eine geisterhafte Stimme fing an zu sprechen: "Ja das habt ihr. Mehr als eine. Doch diese ist stark genug um eure zu ersetzen." Ein kleiner Hauch von Glück überkam mich. Plötzlich stellte sich mir aber die Frage, wie entkam ich dieser Welt wieder? Ich starrte den Wächter an, welcher mit einer Handbewegung den toten Körper verschwinden ließ. "Dann lasst mich nun gehen!", sagte ich entschlossen. "Nein.", antwortete die Geisterstimme. Mein Herz sackte in die Hose. "Ich kann mir eure Seele auch noch nehmen.", lachte der Wächter und seine knöchernde Hand griff nach mir. Ich wich zurück. "Lasst mich gehen!", schrie ich eindringlich. "Nein.", hallte von allen Ecken wieder. "Ihr bleibt!". Panisch fing ich an zu laufen. Ich rannte tief in die Dunkelheit, doch sie schien nicht zu enden. Der Wächter stand stetig hinter mir. Ich spürte die kalte Hand des Todes auf meiner Schulter. Und ich spürte den warmen Griff meines Dolches. Überraschend rammte ich den Dolch mitten in den Schädel des Wächters. Ein markerschütternder Schrei erfüllte mich und ich fiel auf die Knie, während ich mir die Ohren zuhielt.



Die Zeit zerrte an mir und ich hockte immer noch in gleicher Pose auf dem Boden. Obwohl die Schreie nachliesen, traute ich mich nicht die Augen zu öffnen. Zu groß war die Angst, dass es nicht geklappt hatte und ich für ewig in der Welt der Dunkelheit gefangen war.

Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter, während eine andere mir die Hände von den Ohren wegzog. Langsam öffnete ich die Augen. Um mich herum war es dunkel. Nur eine vereinzelte Fackel leuchtete. Ich drehte mich um und sah direkt in Nymthes Augen.

Glücklich fiel ich ihr um den Hals und hielt sie fest. Dann begutachtete ich sie. Sie sah gut aus, die Verletzung an ihrem Hals war nicht mehr sichtbar. Ich sah mich im Raum um. Sithis Leiche war verschwunden. Nur ein schwarzer, getrockneter Blutfleck war am Boden zurückgeblieben. Pleia und Esrada saßen an der Wand und unterhielten sich. Larudam stand an der Tür und bewachte diese. "Wie lange war ich weg?", fragte ich verwundert. "Fast acht Stunden", antwortete Nymeth.

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt