Es war so verdammt heiß. Alles was ich spürte war unfassbare Hitze. Sie ließ die Haut auf meinem Gesicht schmilzen und meine Wimpern verbrennen. Seltsam geflüsterte Worte ließen meinen Geist leichter werden. Zierliche Arme schoben sich unter meine Achseln und zogen mich von der Hitze weg. Langsam kühlte mein Körper ab.
Ich wachte mit Kopfschmerzen auf. Meine Kehle war ausgetrocknet. Mein Körper fühlte sich taub an und mein Geist war wie ausgebrannt. Ich versuchte die Augen zu öffnen, zischte dabei jedoch vor Schmerz auf. Langsam, Millimeter für Millimeter öffnete ich meine Augen.DIe sanften Strahlen des Sonnenaufgangs blendeten meine Augen. Schmerzhaft hob ich eine Hand vor mein Gesicht. Ich saß in mir zusammengesackt auf dem Boden einer dreckigen Gasse. Meine Kleidung sah fast vollständig verbrannt aus, nur ein fast neu wirkender Umhang schützte meinen Körper vor den Blicken gieriger Männer.
Stöhnend packte ich mir an den Kopf und versuchte man an die Geschehnisse letzter Nacht zu erinnern. Doch da war nichts. Fetzen von Erinnerungen schwirrten in meinem Kopf, doch es war nichts zusammenhängendes. Ich hatte ein Rebellentreffen beobachtet. Irgendetwas mit der Villa Solitra. Danach war da nur noch Hitze und sengende Flammen. Ich versuchte verzweifelt mich am mehr zu erinnern, doch je mehr ich es versuchte, desto verschwommener wurde alles. Doch eine Erinnerung schockte mich plötzlich. Ich kannte den Verräter! Doch ich wusste nicht mehr wer es war.
Meine Errungenschaften waren erfolgreich, aber ernüchternd zugleich. Ich hatte Informationen, doch unvollständig und unzureichend. Ich hoffte, der Meister würde damit genug anfangen können. Unter Schmerzen raffte ich mich auf meine wackeligen Beine und humpelte zurück Richtung Schloss. Ich zog den Umhang enger um meinen entblößten Körper. Meinen Bogen hatte man mir merkwürdigerweise gelassen. Mühsam schleppte ich das schwere Stück Holz mit mir.
Ich ging durch einen der Nebeneingänge ins Schloss. Die Wachen in den Schlossgärten sahen mich fragend an, ließen mich aber ohne weiteren Kommentar passieren. Im Schloss war alles beim alten. Die Dienstmägde huschten über die Flure und zuckten erschrocken zusammen als sie mich sahen. In der Hoffnung niemandem anders zu begegnen schleichte ich zum Korridor mit den Schlafgemächtern. Ich wollte mich zuerst frisch und sauber machen, bevor ich dem Meister die Neuigkeiten mitteilte.
Auf dem Flur lief ich fast in Saphir hinein, die nervös auf und ab lief. Als sie mich sah wurde sie blass und zog mich dann in eine Umarmung. Zögerlich erwiderte ich diese. "Was ist passiert?", fragte sie geschockt. Ihr Verhalten war verwunderlich. Es war nichts Neues, dass ich nach längerer Zeit total geschunden und verwundet zurück kam. Doch wahrscheinlich war Saphir wegen des Angriffs auf der Hut. Und nun hatte ich endlich Informationen dazu. Grinsend packte ich Saphir am Arm und zog sie hinter mir her in mein Gemach. "Komm mit, ich muss dir einiges erzählen."
Ich zog die Reste meines Harnisches aus und warf sie in eine Ecke. Ich musste mir einen Neuen besorgen. Saphir hatte eine Schüssel mit Wasser geholt und tupfte das Blut aus meinem Gesicht. Ich musste wohl schlimm aussehen. Anschließend schmierte sie eine grünliche Salbe über die verbrannten Hautstellen auf meinem Rücken und in meinem Gesicht. Meine Brust schmierte ich selbst ein. Dann warf ich mir ein weites Leinenhemd über. Mein gesamter Körper brannte und jeder Muskel tat mir weh. Erschöpft ließ ich mich in einen großen Sessel fallen. Endlich unterbrach Saphir das Schweigen und hakte nach: "Also?" Es war nicht das erste Mal, dass Saphir mir half meine Wunden zu versorgen, doch diesmal wirkte sie sehr angespannt und besorgt, während sie mit verschränkten Armen vor mir stand. Vielleicht waren meine Wunden schlimmer als erwartet. Kopfschmerzen plagten mich als ich versuchte mich richtig zu erinnern. Doch eine Leere füllte meinen Kopf aus, dort wo die Erinnerungen sein sollte. "Ich erinnere mich nicht an viel. Ich wurde niedergeschlagen. Vielleicht deswegen...", fing ich an und erzählte alles etwas durcheinander. Saphir hörte angespannt zu. "Jedenfalls war ich im Draft um an Informationen zu kommen. Von dort aus wurde ich zum Meerwal geschickt. Und jetzt wird alles verschwommen. Dort waren Rebellen... wofür rebellieren die bitte? Zumindest haben die irgendetwas mit der Villa Solitra zu tun. Und der Verräter ... ich kenne ihn. Doch ich kann mich nicht erinnern. Und dann war alles voller Flammen." Beschämt schluckte ich. "Es tut mir Leid, ich kann mich nicht an mehr erinnern."
Mitfühlend und etwas erleichtert sah mich Saphir an. "Ist nicht schlimm. Wir sind immerhin ein Stückchen weiter. Doch du solltest dich ausruhen. Ich werde nochmal einen Heiler kommen lassen." "Später vielleicht. Ich muss dem Meister Bescheid sagen.", fügte ich hinzu und stand auf. Schwindel breitete sich in mir aus. "Nein. Vielleicht solltest du ihm nichts sagen. Nicht mit so wenig Informationen, ich werde mir die Villa ansehen." Wut durchzog mich. Es war mein Auftrag. Ich würde ihn auch beenden. "Ich werde mitkommen, du machst das nicht alleine. Es war mein Auftrag, Saphir. Nicht deiner." Saphir baute sich vor mir auf und räusperte sich genervt: "Nein! Du bleibst hier und ruhst dich aus. Das ist ein Befehl!", stellte Saphir klar. Genervt ließ ich mich zurück in den Sessel fallen. "Okay...", sagte ich gedämpft. Saphir war angespannt und gereizt. Vielleicht lag es an der momentanen Situation oder weil sie sich wirklich Sorgen machte. "Ich werde dir einen Heiler vorbeischicken", fügte sie hinzu und verließ mein Zimmer.
Doch ich hatte nicht vor, hier zu bleiben. Ich musste dem Meister von meinem Erfolg berichten, ob Saphir es wollte oder nicht. Schließlich ist er der König, nicht sie. Ich wartete noch einige Zeit um sicherzugehen, dass Saphir wirklich weg war. Dann quälte ich mich auf und begab mich nur im Leinenhemd und Leinenhose zum Ratssaal, in der Hoffnung, dass der König da wäre. Die Flure waren leer und von Saphir war nirgends eine Spur. Vor den Türen des Ratssaals standen zwei Wachen. Das hieß, dass der Meister dort war. Eindringlich und abschätzend wurde ich gemustert als ich energisch an der Tür klopfte. Nach einiger Zeit kam eine Antwort. "Tretet ein.", brummte eine genervte Stimme von innen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und senkte den Blick als mir der dunkle König sowie Sithis gegenüber standen. Saphir war nicht da.
"Alena! Wie siehst du denn aus?", fragte der Meister entsetzt, während Sithis wortlos in der Ecke stand. Sie schienen in ein Gespräch verwickelt gewesen zu sein, bevor ich sie unterbrach. "Mein König, ich habe dringende Informationen", sagte ich und berichtete ihm dasselbe was ich auch Saphir erzählte. Allerdings erzählte ich nichts von Saphirs Reaktion vorhin. "Gute Arbeit.", lobte der Meister und selbst Sithis schien zufrieden zu sein. "Ich möchte, dass du dich ausruhst und dich dann um Villa Solitra kümmerst. Errege nicht zu viel Aufsehen, ich will nicht, dass die Rebellen fliehen können bevor wir nicht Genaueres wissen." "Werde ich nicht", bestätigte ich. "Geh und ruh dich aus", befahl der Meister erneut. Ich senkte den Kopf und nickte, dann verließ ich den Raum und begab mich unbeobachtet zurück in mein Gemach.
Dort wartete bereits ein Heiler mit einem Korb voller Salben und Tees. Heißes Wasser dampfte auf einem Beistelltisch, in welchem Kräuter schwammen. "Da seid Ihr ja", stellte der Heiler fest. "Entschuldigt", sagte ich nur eilig. Ich ließ mich in den Sessel fallen und der junge Mann hielt mir die Tasse hin. Dann begutachtete er mich. "Ihr seid ja ganz schön zugerichtet. Was ist passiert? Und trink den Tee, er wird Euch gut tun." Schnippisch antwortete ich ihm:"Das geht Euch nichts an. Versorgt nur meine Wunden." Lächelend antwortete er:"Das muss ich nicht. Die Salbe die ihr tragt wird euch helfen. Und der Tee wird das Restliche tun. Ihr solltet Euch nur ausruhen." Um ihn nicht zu kränken lächelte ich auch. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben und über alles nachdenken. "Danke. Geht nun."
Ich blieb noch lange im Sessel sitzen und grübelte vor mich hin. Doch meine Erinnerungen kamen nicht zurück. Der Tee machte mich schläfrig, doch die Sonne stand erst am höchsten Punkt. Ich würde die Villa auskundschaften, so wie es mir der Meister befahl. Ob Saphir es gefiel oder nicht. Erschöpft legte ich mich letztlich ins Bett, wo meine Augen sofort zufielen und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.
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Der Dunkle Thron
FantasyWas wäre, wenn ein einzelner Mensch dich deinen Lebenssinn überdenken lässt? Wenn die pure Existenz dieser Person die Grundlagen deines Lebens umwirft? Mit dieser Wendung hat Alena Eshrava, besser bekannt als 'der Schatten', nicht gerechnet. Sie m...