35 | Königin des Lichts

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Das Schloss war gesäubert von allen Soldaten des dunklen Königs. Wir haben alle königliche Gemächter bezogen und gaben uns einen Tag um uns auszuruhen. Die elfischen Soldaten nahmen das Schloss ein und rekrutierten Soldaten des Lichts für die Sache.

Am Vorabend der großen Ankündigung lagen Nymeth und ich im Bett. Es war das Zimmer in dem Nymeth als kleines Kind wohnte. Mittlerweile stand ein riesiges Himmelbett mit großem Kamin in dem Raum. Wir kuschelten uns tief in die Kissen und ich hielt Nymeth im Arm. Eine Situation die ich mir viel öfter wünschen würde, aber so selten habe. Ich schätzte jede Sekunde dieses Augenblicks. Nymeth hatte die Augen geschlossen und streichelte meinen Bauch. Sie strich mit dem Finger über meine Narben und sie verzog jedes Mal leicht schmerzerfüllt das Gesicht dabei. Ich setzte ihr einen Kuss auf den Kopf und genoss den Geruch ihrer frisch gewaschenen Haare. Sie roch nach Lavendel und Wildblumen.

"Meinst du dass...", setzte Nymeth an. "Ssschh", unterbrach ich sie. "Lass uns einmal über etwas anderes reden als über eine Revolution". Ein leises aber glückliches Schnaufen entfleuchte ihr und sie schwieg. Nymeth hörte auf meine Narben abzustreichen und malte Kreise auf meinen Bauch. Sie atmete hörbar angestrengter und ich bemerkte wie sie es sich verkniff etwas zu sagen. Geschlagen richtete ich mich auf und setzte mich ihr gegenüber. "Ich gebe mich geschlagen. Na los.", flüsterte ich und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Schon sprudelte es aus ihr hinaus: "Was ist wenn sie mich nicht akzeptieren als Königin? Ich habe doch keinerlei Beweise. Und was ist, wenn sie Saphir später nicht akzeptieren?" Ich schnaufe. "Sie werden die akzeptieren. Wer dich nicht akzeptiert ist ein dummes Rind. Du kommst ganz nach deinem Vater. Irgendjemand wird sich an dich erinnern. Und Saphir ist bekannt in Dalra. Dort weiß jeder wer sie ist. Mach dir keine Sorgen Kleine", beruhigte ich sie. Nymeth wurde leise und nachdenklich. Schließlich sah sie mich mit großen Augen an: "Wieso können wir nicht einfach irgendwo zusammen ein einfaches Leben führen und gemeinsam alt werden? Wir vergessen all diesen Königinnen Quatsch und hauen gemeinsam ab." Den letzten Satz sagte sie mit einem verwegenen Unterton. Ich lachte amüsiert auf: "Das Ganze hier ist auf deinem Mist gewachsen eure Majestät, du kannst nicht mehr flüchten. Wir sind schon zu weit gekommen.", sagte ich neckisch. "Aber du hast Recht, ein einfaches Leben zu zweit wäre schön", fügte ich hinzu. "Nenn mich nicht so", war das einzige was sie dazu sagte.

Wir lagen noch einige Zeit Arm in Arm im Bett bis wir einschliefen. "Ich liebe dich meine Königin.", sagte ich. "Ich liebe dich auch meine adelige Assassine.", neckte mich Nymeth, bevor sie die Augen schloss.


Der nächste Morgen begann mit Chaos. Pleia und Nymeth versuchten sie herzurichten. Sie probierte gefühlt hunderte von Kleidern aus den königlichen Gemächtern an. Mägde der Festung eilten umher und brachten ein Kleid nach dem anderen. Einige Adelige Frauen kamen und gingen um sich ein Bild von der zukünftigen Königin zu machen. Die meisten waren geflohen als der dunkle König einmarschierte, aber ein paar waren geblieben. Darunter war Adelaine, eine Adelige und Bekannte des lichten Königs. Ich traute ihr nicht wirklich über den Weg, doch sie besorgte die Krone des lichten Königs. Nach seinem Tod war sie in der Schatzkammer verwahrt worden, welche verschlossen wurde. Doch Adelaines Mann war Schatzmeister und sie schworen beide ewige Treue zur neuen Königin. Zufälligerweise kannte Adelaine Nymeth sogar als kleines Mädchen und erkannte sie wieder. Sie konnte Nymeths Standpunkt stützen.

Während die Frauen Nymeth zurecht richteten stellte ich mit Larudam zusammen Wachen im Hof auf und richtete ein Podest her, auf welchem Nymeth sprechen könnte. Neugierig hatte sich das Volk bereits versammelt. Die Leichen der Soldaten waren aus dem Weg geschaffen und verbrannt worden. Überall standen Blumen. Dazwischen standen bewaffnete Elfenkrieger und menschliche Soldaten. Die Elfen wurden kritisch beäugt von den Einwohnern und auch die königlichen Soldaten ließen sich nicht aus dem Blick. Doch alles in allem wurden sie akzeptiert. Ich war zufrieden mit der Aufstellung. Alles war vorbereitet.



Gegen Mittag läutete die Kirchturmuhr zwölf mal. Alle Blicke richteten sich auf den Schlosseingang. Das ganze Volk war versammelt. Ich stand in meiner Lederrüstung auf dem Podest, hielt mich aber eher im Hintergrund. Auch mein Blick schweifte Richtung Tor. Mit ausladenem Schwung gingen die Türen auf und Nymeth stand im Eingang. Ein wunderschönes gold, blau, weißes Kleid schmeichelte ihrer Figur. Auf ihrem Haupt thronte die Krone des lichten Reiches. Sie sah atemberaubend aus. Vor ihr und hinter ihr waren vier goldene Wachen der Königsgarde. Hinter ihr ging Adelaine und versuchte sich möglichst im Hintergrund zu halten.

Neben mir tauchten Pleia und Esrada auf. "Sie sieht wunderschön aus", hauchte ich. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit wie Esrada und Pleia nickend zustimmten.

Hoheitlich bewegte sie sich auf das Podest zu. Sie warf mir einen zuversichtlichen Blick zu. Ich lächelte und erwiderte ihn. Elegant blieb sie in der Mitte des Podests stehen. Die Soldaten verteilten sich um sie herum. Einige Sekunden blieb sie dort stehen und lies alles auf sich wirken. Die versammelten Menschen waren sprachlos. Einige flüsterten leise und hastig etwas. Andere wiederum fehlte die Sprache. Doch keiner erhob das Wort.

Dann setzte Nymeth zu reden an: "Mein Name ist Nymeth Kelathra. Mein Vater war Wyllien Kelathra." Sie machte eine eindrückliche Pause und schaute in die glaublosen Augen des Volkes. "Ich weiß, dass ihr eine schwere Zeit hinter euch hattet. Und schwere Zeiten liegen noch vor uns. Doch ich habe die Rebellion angeführt, die uns an diesen Punkt gebracht hat. Mein Gefolge und ich werden das Reich wieder einen. Wir werden für ein geeintes Land unter einem fairen Königshaus sorgen! Wir werden Handel mit den Elfen betreiben!" Eine ausladene Handbewegung zeigte auf Pleia, welche einen Schritt vortrat und sich leicht verneigte. "Die Elfen kämpfen für unsere Sache. Wir kämpfen für eine neue Großkönigin. Für ein besseres Leben für jeden. Ich kämpfe für jeden einzelnen von euch. Ich kämpfe als eure Königin!" Ihr Stimme schmetterte über den Platz. Ihre Worte nahmen jeden ein. Ihr Auftreten war warm aber bestimmend. Kurze Zeit herrschte absolute Stille. Alle meine Sinne waren geschärft. Ich ahnte das Schlimmste. Eine Stimme aus der Menschenmasse erhob sich. "Woher wissen wir, dass ihr wirklich die seid für die ihr auch ausgebt?" Ein Stich traf mein Herz. Genau die Situation vor der wir uns fürchteten trat ein. Sie wurde in Frage gestellt. Doch Nymeth holte Adelaine an ihre Seite. "Ihr kennt alle diese Frau. Herzogin Adelaine lebte lange mit meinem Vater im Schloss und kannte mich bevor mein Vater versuchte mich töten zu lassen und bevor ich floh." Ein Raunen ging durch die Menge. Anscheinend wusste das Volk das nicht. "Ich bin das einzige Kind meines Vaters und Adelaine kann es euch bestätigen. Ich bin die rechtmäßige Erbin des Thrones!"

Zögerlich trat Adelaine vor und sagte nur: "Ja, das kann ich bestätigen. Dies ist Königin Nymeth Kelathra. Einzige Erbin von Wyllien Kelthra. Lang lebe die Königin!" und kniete vor Nymeth. Eine weitere Stimme erhob sich aus der Masse und ein alter Mann trat vor. "Auch ich kenne euch", sagte er mit brüchiger Stimme. "Ich war Gartenmeister des Königs, ich habe euch immer aus den Rosengärten verscheucht." Er kniete sich mit einem Lächeln hin. "Lang lebe die Königin!", fügte er hinzu. Unmittelbar danach trat Larudam in stattlicher Rüstung hervor und das Volk starrte ihn unglaubwürdig an. "Ich habe lange Zeit als Leibwache des Königs gedient. Ich kann bestätigen, dass dies die rechtmäßige Königin ist! Lang lebe die Königin!, brüllte er über den Platz und kniete vor Nymeth nieder. Das Volk sowie die Wachen erkannten Larudam und Adelaine. Selbst den alten Gärtner kannten sie. Und als wäre ein Stein ins Rollen gebracht worden ertönten überall Rufen: "Lang lebe die Königin" "Lang lebe die Königin" "Lang lebe die Königin" und alle knieten sich erführchtig vor Nymeth nieder. Auch Pleia, Esrada und ich knieten und hin. "Lang lebe die Königin", flüsterte ich und lächelte.

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt