28 | Krieg

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Einige Wochen waren vergangen und Nymeth lernte viel über Magie. Sie konnte mit einer Handbewegung Blumen zum blühen bringen und wenn sie fremde Worte murmelte verschwanden die dunklen Regenwolken am Himmel. Esrada sagte, dass Nymeth eine sehr begabte Magierin war.

Doch währenddessen schmiedeten Pleia und ich einen Plan, wie wir das Land wieder vereinen konnten. Wir verstanden uns mittlerweile ein wenig besser und trainierten sogar zusammen. Ich hatte die Elfe immer als schwach eingeschätzt doch sie kannte mir unbekannte Techniken und so ergänzten wir uns.

Eines Abends lagen Nymeth und ich gemütlich im Bett als es panisch an der Tür klopfte und Pleia hereinplatzte.
„Kommt schnell, es ist was passiert!", rief sie und knallte die Tür beim hinausstürmen wieder hinter sich zu.
Ich sprang instinktiv auf und mein erster Griff war an meinen Gürtel und umschloss einen Dolch. Doch Nymeths Hand legte sich um meine und entspannte diese.
„Komm, wir werden sehen was diesmal wieder so dramatisch ist.", sagte sie theatralisch und zog mich hinter sich her.

Ich ließ mich mitzerren und wir verließen unser Zimmer. Vor der Tür wartete Pleia und tippelte ungeduldig mit den Füßen auf dem Holzboden.
„Na endlich", sagte sie und warf die Arme in die Luft. Nymeth drückte meine Hand und lächelte Pleia an. „Was ist denn?", fragte sie.
Die Elfe zuckte zusammen. „Nicht hier. Kommt.", tuschelte sie und verschwand die Treppe hinunter.
Ich schaute Nymeth fragend an, doch diese zuckte nur mit den Schultern. Für einen Moment verlor ich mich in ihren wunderschönen Augen. Ich nahm ihr Kinn in meine Hände und drehte ihren Kopf zu mir. Sie schaute mir in die Augen und kleine Grübchen bildeten sich auf ihren perfektem Gesicht. Ich lächelte sie an und zog sie zu einem romantischen Kuss zu mir heran. Sie erwiderte den Kuss und ihre Hand griff meine umso fester.
„Kommt jetzt!", zischte Pleia auf einmal wütend, die wieder hinter der Ecke aufgetaucht war. Sie warf uns einen bösen Blick zu und verschwand wieder.

Ein leises Lachen verließ meine Lippen und ich beendete den Kuss. „Na los", sagte ich und folgte der wütenden Elfe die Treppen hinunter.

Es war gegen Mittag doch das Gasthaus war verlassen. Keiner speiste oder schlief seinen Rausch vom Vortag aus. Keine Elfe und kein Mensch war zu sehen.
„Merkwürdig", dachte ich mir, zuckte aber mit den Schulter und verließ mit etwas Abstand zu Pleia mit Nymeth das Gasthaus.
Die Sonne strahlte am Himmel doch am Horizont zogen schwarze Gewitterwolken vorbei. Doch auch vor dem Gasthaus war nicht viel los. Wir gingen über den Markt in Richtung des Hauses von Esrada. Aber es waren nur wenige Menschen und Elfen zu sehen. Und wenn, dann waren diese in Eile oder Hektik. Einige bauten ihre Marktstände ab oder warfen Decken über diese. Bestimmt zum Schutz vor dem kommenden Gewitter.

Auf einmal landete ein Briefadler auf einem der Stände und klackerte mit dem Schnabel in meine Richtung. Ich erkannte ihn sofort. Es war Borelo, der Briefadler von Saphir. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Endlich hörte ich etwas von ihr. Ich lief auf ihn zu und nahm ihm die Nachricht vom Fuß ab. Es war eine versiegelte Pergamentrolle. Ich gab dem Adler ein Stückchen Fleisch von einem der verlassenen Marktstände und streichelte sein Gefieder.
Ich wollte gerade den Brief öffnen als Pleia wütend ankam und mich zu Esradas Haus schubste. „Komm. Jetzt. Mit.", zischte sie.
Ich steckte den Brief weg und folgte mittlerweile genervt der Elfe.

Als wir an Esradas Haus ankamen klopfte Pleia viermal und murmelte: „magicus est lux".
Abrupt ging die Tür auf und Larudam stand im Hauseingang. Kameradschaftlich nickte ich ihm zu.

Plötzlich erschien im Hintergrund die alte Frau. „Kommt rein, es gibt viel zu besprechen.", sagte sie und bat uns herein.
Wir traten nacheinander ein und fanden uns um einen runden Tisch wieder auf dem einige Dokumente und Karten lagen.
Ich stützte meine Arme darauf ab und schaute mir diese an.
Esrada räusperte sich und ich hob meinem Blick.
„Schön, dass ihr endlich hier seid.", sagte die Alte. „Ja, wir wurden etwas aufgehalten, entschuldige.", erwiderte die Elfe und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich verdrehte die Augen und richtete meinen Blick wieder auf Esrada.
Diese hob die Augenbrauen: „Was auch immer. Wir haben viel zu besprechen. Und am besten sag ich es gleich, dann kommen wir schneller zur Sache."
Sie atmete einmal tief durch und blickte jedem in der Reihe tief in die Augen. Ich schluckte. Dann setzte sie wieder zum Reden an.
„Der König des Lichts ist tot. Es herrscht Krieg."
Eine Pause entstand. Mein Kiefer klappte herunter und Nymeth atmete laut. Pleia stieß einen Zischlaut aus und Larudam schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Der dunkle König hat nach all den Attentaten des Königs des Lichts ein Attentat auf ihn verrichten lassen und hat den Krieg den der tote König schon lange im Geheimen führte öffentliche gemacht. Es herrscht offiziell Krieg. Jedoch ohne Gegenspieler. Es ist noch kein neuer König gekrönt worden. Die Herzogfamilie Eshrava wird voraussichtlich erstmal herrschen, doch es wird nicht lange dauern bis der dunkle König das Lichte Reich eingenommen hat. Dann wäre er der nächste Großkönig."
Esrada ließ die Informationen erstmal sacken.
Doch ein Satz traf mich mitten ins Herz. „Familie Eshrava? Denar Eshrava ist tot. Mein Vater ist doch tot und Mutter schon lange. Wer soll denn herrschen?"
Die Alte sah mich verwirrt an. „Wurde es dir nie erzählt?", fragte sie mit ihrer alten Stimme. „Herzog Denar Eshrava hat das Attentat damals überlebt. Wahrscheinlich hat dir der dunkle König das damals verschwiegen um deine Loyalität zu binden."
Ich schluckte.
Mein Vater würde herrschen. Mein Vater lebte. Was für ein Verräter. In all den Jahren hat er nie nach mir gesucht. Er wäre kein guter Herrscher. Und bald würde der dunkle König auch ihn töten. Ein gnadenloser Krieg.
Und wir standen mitten drin. Weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Wir würden weder für das Land des Lichts noch für den dunklen König kämpfen. Ich würde für Nymeth kämpfen. Und für Saphir. Für eine neue Große Königin. Für ein vereintes Land und für die Freiheit der Drakis. Und vorallem für meine eigene Freiheit.
Bei dem Gedanken an Saphir holte ich die Pergamentrolle aus meiner Tasche und rollte sie auf.

Er ist tot. Vater zwang mich dazu, sonst wäre er uns allen auf die Schliche gekommen.
Ich habe den König des Lichts getötet.
Es tut mir Leid, Nymeth. Aber ich hatte keine Wahl.
Ich muss aufpassen, dass wir nicht auffliegen. Wenn ihr einen Plan habt, könnt ihr über eine Kommunikationskugel mit mir in Kontakt treten. Doch seid vorsichtig. Es lauern überall Spione in den Schatten.
Passt auf euch auf.

Ich legte den Brief offen auf den Tisch.
„Scheiße", murmelte ich und alle nickten zustimmend.

Ich drehte mich zu Nymeth um. Sie starrte gebannt auf den Brief und sagte kein Wort. „Wieso tut es Saphir für dich Leid?", fragte ich und alle in der Runde schauten mich perplex an.
„Weiß sie es nicht?", flüsterte Pleia zu Esrada, welche den Kopf schüttelte.
„Vermutlich wurde die gezwungen es zu vergessen, so wie alles andere.", flüsterte Esrada zu Pleia.
„Es ist jedes Mal schrecklich, wenn Nymeth ihr die Vergangenheit erneut erzählen muss.", fügte sie hinzu und dachte, ich hörte sie nicht. Doch ein Klotz bildeten sich um mein Herz.
Langsam drehte sich Nymeth zu mir um und schaute mir in die Augen. Sie nahm meine Hand und lächelte mich an. „Hast du dich nie gewundert wieso ich auch ein Anrecht auf den großen Thron habe? Wieso ich dieses an Saphir abgeben würde?"
Sie machte eine Pause.

„Der König des Lichts ist ... war mein Vater."

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt