Saphir und ich waren bereit. Wir trugen beide Leinenhemden und dazu weite Hosen, sodass wir unauffällig wirkten. Dennoch steckten unter meiner Kleidung einige Dolche. Das Draft war ein Ort, an dem man vorbereitet sein musste, ansonsten war man schnell tot. Wir durften nicht wie Mitglieder der schwarzen Hand aussehen. Bewaffnete und vermummte Leute fallen im Draft zwar nicht auf, doch wir mussten sicher gehen. Wir legten sämtliche Sachen mit dem Symbol des dunklen Königs ab und zogen und lediglich beide einen Umhang über. Zusätzlich zog ich mir ein kleines Geldsäckel am Gürtel fest.
Gegen Nachmittag verließen wir das Schlossgelände über einen Seitenausgang. Wie unbesorgte Mädchen wirkend striffen wir durch die Gassen der Stadt und kundschafteten das Gebiet um das Draft aus. Das Wirtshaus selbst wurde erst gegen Abend geöffnet. Überall lungerten betrunkene Männer herum oder Waschweiber hetzten durch die Straßen. Unser Weg führte uns zum Marktplatz, wo wir uns an ein Henkerspodest in der Mitte lehnten um das Geschehen zu beobachten. Händler preisten ihre Ware an und Kinder schlichen ihren Eltern hinterher. Gelangweilt hielten wir nach einer bestimmten Personengruppe Ausschau. Nach einer Ewigkeit des Wartens kam einer. Zumindest hoffte ich, dass es einer der Kämpfer des Drafts war, denn sein Gesicht war vernarbt und sein Körper bullig. Saphir sah mich an, ich nickte, stieß mich ab und ging direkt auf den Mann zu. Absichtlich stolperte ich in seine Arme und er hielt mich etwas überrumpelt fest. Das Erste was ich feststellte war, dass er bestialisch stank. Das Zweite war, dass er betrunken war. Perfekt. Wie ein hifloses Mädchen stammelte ich vor mich hin: "D..danke, Herr." Dann sah ich mit großen, glänzenden Augen zu ihm hinauf. Ein schleimiges, ekelhaftes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Oh...oh, ihr seht aus wie einer der Kämpfer von denen mein Vater immer redet. Seid ihr einer?", stammelte ich und versuchte Erstaunen in meiner Stimme zu spiegeln. "Ja Kleine. Einer der Besten sogar", prahlte er. "Sagt Herr, könnt ihr mir erzählen wo der Kampfrichter wohnt? Mein ... mein Vater ... schuldet ihm noch Geld und ich soll ... ich soll deswegen zu ihm", murmelte ich. Prostitution war im Draft verbreitet wenn man seine Wettschulden nicht zahlen konnte. Eine Tatsache die mich störte und anekelte, doch selbst der dunkle König hatte das Draft nicht unter Kontrolle. So konnten wir nichts dagegen tun. Das Lächeln den großen Mannes wurde immer ekliger. "Soso. Er soll dich zu mir schicken wenn er fertig ist. Er wohnt im Villenviertel neben der Schneiderei.", grinste er. Widerlicher Kerl. Wenn ich mit Sardos fertig war, würde ich zu ihm kommen. Und ihn töten. "Danke, Herr!", stammelte ich mit zusammengebissenen Zähnen um meine Wut zu unterdrücken. Dann stolperte ich vom Marktplatz Richtung Villenviertel und nickte im Laufen Saphir zu. Ich warf keinen Blick zurück und ging davon aus, dass Saphir mir folgte.
Im Armenviertel blieb ich stehen und wartete auf Saphir. Sie ließ nicht lange auf sich warten und kam um eine Ecke. Im Laufen warf sie einem Bettler eine Silbermünze zu und erschrak als ich plötzlich vor ihr stand. Als hätte sie mich noch nicht wahrgenommen. Ihr Blick war düster und mitleidend.
Ich ignorierte ihr merkwürdiges Verhalten indem ich ihr lediglich einen bösen Blick zuwarf. Unser Weg führte uns schließlich über die Hausdächer, um den Blicken neugieriger Bürger zu entgehen. Wir hielten uns stets im Schatten und als ich das Haus neben der Schneiderei sah hielt ich inne. "Das Haus ist es", flüsterte ich und zeigte mit einem Finger darauf.
"Er ist noch da.", stellte ich fest und bemerkte unglücklich die bereits untergehende Sonne. Das Draft hatte schon geöffnet. Wieso ging er nicht hin? "Hm?", fragte Saphir. "Es ist noch hell im Haus. Wieso geht er nicht los?", fragte ich Saphir. Sie zuckte nur mit den Schultern. Wütend schlug ich mit der Hand auf mein Bein. "Was ist denn los mit dir, Saphir?!" Ihr verwirrter Blick traf meinen Wütenden. "Was soll denn los sein?" "Du bist abwesend. Und verhälst dich komisch. Du gibst Geld an Bettler. Das ist meine letzte und einzige Chance mich zu beweisen. Konzentrier dich, Saphir!", zischte ich. Ihr Blick ging gen Boden. "Es tut mir Leid. Ich bin dabei", murmelte sie und konzentrierte ihren Blick auf das Haus.
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Der Dunkle Thron
FantasyWas wäre, wenn ein einzelner Mensch dich deinen Lebenssinn überdenken lässt? Wenn die pure Existenz dieser Person die Grundlagen deines Lebens umwirft? Mit dieser Wendung hat Alena Eshrava, besser bekannt als 'der Schatten', nicht gerechnet. Sie m...