29 | Die Vergangenheit

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Diese Information verschlug mir vollkommen die Sprache. Aber sie hatte Recht, ich habe nie darüber nachgedachte.
Ich wich einen Schritt von ihr zurück. „Und wieso wirst du dann jetzt nicht gekrönt? Wieso herrscht meine Familie jetzt?"
„Weil ich als verschollen gelte. Nur die wenigsten wissen, dass ich mich den Rebellen angeschlossen habe. Und auch nur diese wissen, dass ich nie Interesse am Thron hatte. Vorallem nicht an einem gespalteten."
Ich versuchte mir eins und eins zusammenzureimen aber ich kam nicht drauf. „Aber ...?", stammelte ich.
Nymeth lächelte traurig. „Ich hasse es, dass ich dir die Geschichte erneut erzählen muss. Dass er es dich wieder hat vergessen lassen. Doch nun gut.
Vor einigen Jahren kam Saphir als Abgesandte an den Lichten Hof und wollte einen Vertrag schließen. Vater hörte sie gar nicht erst an und schickte sie wieder weg, aus purem Hass auf seinen Bruder. Doch ich erkannte wer sie war und traf mich mit ihr. Wir lernten uns heimlich kennen und erfuhren, dass wir Cousinen sind.
Ich verlängerte ihren Aufenthalt an unserem Hof und wir lernten und immer besser kennen. Saphir erzählte mir von den Plänen ihres Vaters das Land wieder zu vereinen und ich erzählte ihr von den Plänen meines Vater. Den dunklen König zu ermorden.
Irgendwann taten wir uns zusammen und sammelten Rebellen die sich gegen die Herrscher ebenfalls aufwiegelten. Denn beide von und wollten Frieden und den großen Thron zurück. Doch mein Vater bekam Wind davon und wollte mich unauffällig aus dem Weg schaffen. Allerdings bekam ich das mit und floh vom Hof. Seit dem Tag gelte ich als verschollen.
Als zweites Mädchen adeligen Blutes übrigens. Das Erste was verschwand warst du. Mit fünf Jahren.
Ich weiß nicht mehr wie aber irgendwann erwähnte Saphir eine gute Freundin von ihr. Eine Assassine vom dunklen König, geboren auf dem lichten Hof. Und ich wusste, dass es das Kind von Herzog Denar Eshrava war. Einem Herzog, der schon immer nichts anderes als seinen eigenen Ruhm im
Kopf hatte. Er ging schon viel früher über Leichen. Und so störte es ihn damals nicht sehr, als du verschwunden bist. Ich wusste, dass du dieser Assassine warst. Also erkundigte ich mich und hörte in dunklen Ecken von Gasthäusern den Namen ‚der Schatten.' Eines Tages sah ich dich in einem der Gasthäuser und sprach dich an. Du warst sehr distanziert und überrascht, dass ich wusste wer du warst. Niemand außer Eingeweihte wussten das.
Zumindest wurdest du neugierig und wir verbrachten Zeit miteinander. Ich erzählte dir allerdings nie wer ich war. Doch ich verliebte mich in dich.
Und eines Tages fand ich heraus, dass du unter dem Schwur standest. Damals schon. Deswegen warst du ihm so loyal.
Doch auch du verliebtest dich in mich. Und der dunkle König wusste nichts von mir.
Ich erzählte dir, dass ich wüsste wie man den Schwur brach und wir taten es. Wir brachen den Schwur und lebten ein Jahr lang glücklich zusammen, abseits von allem.
Doch Sithis fand dich damals. Er fand dich und wollte uns töten. Er hatte dich niedergeschlagen und hatte zum finalen Schlag angesetzt um mich zu töten. Da hast du ihn angebettelt mich am Leben zu lassen. Du sagtest du würdest alles tun. Also nahm Sithis dich mit zum Schloss. Und ließ mich blutend zurück.
Du warst lange weg und ich wusste nicht wo du warst oder ob du überhaupt noch am Leben warst. Es zerriss mein Herz.
Doch ich musste fliehen. Also versteckte ich mich auf einem Bauernhof und leitete von dort aus die Rebellion. Doch eine unserer Älteren wurde krank und ich musste in die Stadt um Heilkräuter zu besorgen. Und wurde dabei von einer Stadtwache des dunklen Königs erkannt. Ich floh zurück auf den Bauernhof und betete, dass nichts passieren würde.

Einige Tage später sah ich gegen Abend eine Person mit tief ins Gesicht gezogener Kaputze in den Dachbalken hocken. Sie hatte in jeder Hand ein Messer. Und ich wusste, dass sie mich töten würde. Ich sah ihr tief in die Augen und wusste, dass du es warst. Mein Herz schlug schneller und ich war so froh, dass du am Leben warst. Doch das war der Moment in dem mir klar wurde, was mit dir getan wurde. Du musstest erneut unter schrecklichsten Bedingungen den Schwur leisten. Und durch den Schwur hat er dich alles über uns vergessen lassen.
Und ich dachte, du würdest mich töten.
Doch stattdessen sahst du mir nur in die Augen und hast mich angestarrt.
Und dann bist du abgehauen. Ich wusste nie ob du mich damals erkannt hattest, aber ich wusste, dass der Schwur diesmal nicht so stark war. Und ich dich vielleicht wiedergewinnen konnte.
Später fand ich heraus, dass er dich als Strafe für mein Überleben nochmal den Schwur hat schwören lassen. Vermutlich wollte er deine Bindung an sich stärken. Es muss jedes Mal so schrecklich gewesen sein. Und es tat mir so weh und Leid.
Naja..., den Rest der Geschichte kennst du ja."

Ich starrte sie an.Ich atemte tief ein und aus. Verarbeitete alles. Aber s langsam setzte sich das Puzzle meiner Vergangenheit zusammen. So langsam ergab alles Sinn. Und die dunklen Lücken in meinem Gedächtnis füllten sich.

„Genug mit dem Gerede. Wir haben andere Probleme", fauchte Pleia.

"Warte...", sagte ich. "Ich muss dir ... euch auch noch was sagen." Ich holte tief Luft, ließ den Sauerstoff in meine Lungen strömen. Ich wollte nicht noch mehr Probleme verursachen. Ich wollte keinen mehr beunruhigen. Aber ich wollte nichts mehr verheimlichen. Alle Augen waren wie gebannt auf mich gerichtet.

"Letzte Nacht, hatte ich einen merkwürdigen Traum. Ich glaube es war kein Traum. Es war mehr eine Art ... ich weiß nicht ... Reise? Eine dunkle Gestalt kam zu mir. Er nannte sich selbst Wächter. Und er sagte, ich hätte die Grenze ins Reich der Toten übertreten aber war nicht tot. Ich würde ihm eine Seele schulden."

Nymeth schluckte. Pleia kratzte sich am Kopf. Ich ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen.

Esrada räusperte sich. Alle Blicke wandten sich zu ihr. "Das ist ein Problem.", sagte sie nach einiger Zeit. "Aber ich habe so viele Menschen getötet, habe ich nicht schon genug Seelen geliefert?", schoss es mir durch den Kopf und ich stellte die Frage laut. "Ja, das hast du. Aber keine so starke Seele wie deine. Keine Seele, die so viele anderen Seelen Leid zugefügt hat. Keine Seele die selbst unendlich viel Leid erfahren hat. Keine Seele wie deine. Wir können hoffen, dass du im Krieg eine Seele tötest die stark genug ist um deine zu ersetzen. Ansonsten wird sich der Tod deine Seele Stück für Stück holen."

Mein Kiefer klappte auf. "Was?!", fragte Nymeth verdutzt, eine Träne ihre Wange herunterrollend. "Und wie opfere ich eine Seele?", fragte ich ruhig? "Normalerweise sollte es reichen die Person zu töten." Sie machte eine Pause. "Allerdings können wir auch ein anderes Ritual versuchen bei einer Person bei der du denkst, dass die Seele stark genug ist. Vielleicht wird diese dann besser angenommen.", beendete sie ihren Satz.

"Na toll.", sagte ich. "Ich habe erstmal genug von Ritualen". Ich runzelte die Stirn. "Wir haben jetzt erstmal ganz andere Probleme"

Mein Blick schweifte durch die Runde: "Wie gewinnen wir den Krieg?"

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt