26 | Das Ritual

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Nymeth betrat den Raum mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht und einem großen Sack auf dem Rücken. Wie im Flug war meine Ungeduld und schlechte Laune vergangen und ich schmunzelte. "Dafür, dass du so lange weg warst, scheinst du ja recht glücklich zu sein", bemerkte ich und ließ meinen Blick über ihren Körper wandern. Sie trug ein leichtes, fliederfarbendes Sommerkleid, in welchem ich sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Seit unserer überstürzten Flucht aus Dalra, hatte keiner von uns die Kleidung wechseln können, geschweige denn in Süßwasser waschen können. Denn das wenige Wasser was wir an Bord des Schiffes hatten, reichte gerade so für uns alle zum trinken. Eine dementsprechende Dreckschicht hatte sich auf unserer Kleidung gebildet, verklebt mit dem Salz des Meeres. Und wahrscheinlich rochen wir auch noch danach. Oder zumindest ich, denn von Nymeth ging ich süßlicher Geruch aus.

Sie folgte meinem Blick und ihr Lächeln wurde noch größer. "Gefällt es dir?", fragte sie neugierig. Amüsiert schnaubte ich mit der Nase. "Es steht dir.", antwortete ich knapp und stellte die Frage, die mir auf der Zunge brannte. "Wo warst du so lange?". Elegant ging Nymeth an mir vorbei und setzte sich auf das Bett. "Esrada ist eine alte und mächtige Magische. Sie hat unser Kommen schon lange vorhergesehen. Und jetzt hat sie sich bereit erklärt, mich in der Magie zu unterweisen." "Aber du kannst doch Magie benutzen", unterbrach ich ihren Redefluss. Nymeth schmunzelte. "Ja. Aber nicht sehr gut. Mir wurden von einem höfischen Magier in Erila einige Zauber beigebracht, aber nichts ... effektives. Aber das Beste ist: Sie beherrscht das Ritual zur Anordnung des Geistes und sie erklärt sich bereit uns zu helfen."

"Und wieso sollte sie das? Was ist ihre Gegenleistung?", hakte ich misstrauisch nach. Doch die Informationen entzündeten einen kleinen Funken Hoffnung in mir. "Wieso sollte sie etwas dafür verlangen? Vielleicht ist sie einfach ein guter Mensch. Oder sie profitiert von der geplanten Zukunft mit der Elfeninsel. Vielleicht glaubt sie auch einfach an die Sache, eine Großkönigin wieder einzusetzen und das Land wieder zu einen. Sei nicht immer so misstrauisch", erwiderte Nymeth leicht gekränkt. Sanft schüttelte ich den Kopf. "Nein, es freut mich ja wirklich, vorallem für dich. Nur dieses Misstrauen hat mir schon oft den Kopf gerettet." "Ich weiß", flüsterte Nymeth gedankenverloren. Dann sprang sie auf. "Achja. Ich war noch auf dem Markt und habe uns Kleider besorgt.", sagte sie und schob mir den Leinensack entgegen. "Ich habe dir saubere Hemden und eine Hose besorgt. Deine alten Sachen sind von der Überfahrt ziemlich mitgenommen." Dankend nahm ich die Sachen entgegen und legte sie zu meinem mittlerweile gesäuberten Lederwams.

"Da ist noch etwas...", fing Nymeth vorsichtig an. "Die Elfeninsel ... sie verstärkt Magie. Meine, sowie auch deine...." "Aber ich bin keine Magische.", bemerkte ich und ging einen Schritt auf sie zu. "Nein. Aber du bist Teil eines Schwarzmagischen Rituals." So langsam wurde mir bewusst, worauf sie hinaus wollte. "Der Schwur ...", flüsterte ich mehr zu mir selbst als zu Nymeth. Plötzlich wurde mir bewusst, woher meine Ungeduld, meine Kopfschmerzen und meine Wut heute kamen. "Esrada muss das Ritual noch vorbereiten, deshalb können wir es erst morgen durchführen. Und das Gasthaus hat keine anderen Zimmer mehr frei, und ..." "Stop. Worauf willst du hinaus, Nymeth? Ich würde dir nie etwas tun." tun wollen, fügte ich gedanklich hinzu. "Ich weiß", sagte sie sanft und stand auf, sodass sie mir direkt in die Augen sah. Ihre Hand strich leicht über meine und jagte eine Gänsehaut über meinen Rücken. "Esrada hat Angst, dass der dunkle König heute Nacht versuchen wird, dich zu manipulieren. Sie möchte, dass ich dir heute Nacht Handeisen anlege, damit du mir nicht ausversehen etwas tust." Kurz lachte ich amüsiert auf. Dann nahm ich ihre Hände in meine und drückte sie. "Selbst wenn ich dir etwas tun würde, was niemals passieren wird, würden mich ein paar Handeisen nicht aufhalten." "Ich weiß. Deshalb sind sie mit einem Zauber belegt. Er soll die Schwarzmagie abschwächen und Larudam warnen, falls etwas passiert." Ich atmete einige Male tief durch. Ich schmerzte mich, dass Nymeth Angst vor mir hatte. Doch genauso wie es mich schmerzte, hatte auch ich Angst, unkontrolliert jemanden, insbesondere Nymeth etwas zu tun. "Also gut.", sagte ich schließlich.

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt