32 | Die Rückreise

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Nicht viel später fanden wir uns am Hafen ein und warteten auf Esrada und Larudam. Wir hatten unsere Sachen gepackt, die Rüstungen verstaut und haben von einigen Elfen noch Proviant für die Reise bekommen. Unser Schiff wartete bereits im Hafen und der gleiche Kapitän von der Hinreise würde uns wieder zurückbringen. „Kapitän Lore", begrüßte ich ihn und lächelte ihn schief an. Auch er grinste und zeigte seine vielen krummen Zähne. „Dann gehts also zurück? Ahoi Kameraden!", antwortete er und verschwand unter Deck.
Nymeth nahm meine Hand und drückte sich an mich. „Alles wird gut", flüsterte ich ihr zu.
Die Sonne stand im Zenit und bruzelte auf uns nieder. Ich genoss die letzten Blicke auf das friedliche Reich der Elfen. Die Fischerboote die in den Hafen kamen und ihre Ladung entluden, die Männer die man ab und zu erblickte und Karren schoben und ab und an erkannte man ein kleines Elfen-Mädchen, welches neugierig auf unser Schiff starrte.
Schließlich kamen Esrada und Larudam, begleitet von Pleia und einigen anderen Elfen um die Ecke und gingen auf uns zu. Larudam trug unterm Arm das große Langschwert aus der Schmiede und auch Esrada bekam eine der Rüstungen.
Erhobenen Hauptes kamen sie auf uns zu, begrüßten uns und verluden ihr Gepäck im Schiff.
Nur Pleia blieb vor uns stehen. „Diese Elfen möchten uns begleiten. Sie wollen für uns kämpfen, um das Reich wieder zu vereinen und die Handelsstraßen zwischen Menschen und Elfen wieder sicher zu öffnen." Pleia schaute auf die ungefähr fünfzig Elfen. Dann zu Nymeth. „Nehmt ihr diese Elfen in eure Reihen?"
Nymeth lächelte. „Natürlich. Und seid gesegnet. Ich danke euch."
Pleia wirkte zufrieden und befahl einer der Elfen ein weiteres Schiff zu mobilisieren. Dann betrat auch sie unser Schiff und verstaute ihr Gepäck.


Der Wind peitschte durch meine Haare als wir mit vollem Segel über das große Meer peitschten. Ich genoss es. Das Salz auf meiner Haut, welches ich von meinen Lippen leckte, der Wind in meinen Haaren und dieser Anflug von einem Gefühl der Freiheit. Hinter uns folgte das zweite Schiff wie ein Schatten unserem Kurs. Ein leichtes Gefühl der Euphorie überkam mich. Wir würden es schaffen. Wir konnten den Plan durchsetzen.

Einige Tage vor Eintreffen in den Heimathafen von Erila glühte meine Kommunikationskugel auf. Hektisch legte ich meine Hand darauf und empfang die Nachricht. Ich sah eine vermummte Person, hektisch in die Kommunikationskugel flüstern. „In Dalra ist ein Ausnahmezustand. Der dunkle König lässt verzweifelt nach euch suchen, er will euch tot sehen. Außerdem hat er Truppen nach Erila gesandt um die lichte Stadt einzunehmen. Saphir wird in den Kerkern gefangen gehalten." Ohne eine Antwort abzuwarten brach die Verbindung ab.
Ich erstarrte. Das waren schlechte Nachrichten. Wir müssten uns beeilen.

Gegen Abend rief ich eine Versammlung zusammen. Wir trafen uns im Schiffsrumpf, welches gefährlich hin und her schaukelte und die düstere Stimmung unterstützte. Eine Kerze brannte auf dem Tisch zwischen uns.
Betrübt erzählte ich allen von den Neuigkeiten und Nymeth nahm meine Hand.
„Also, wir müssen den Plan ändern. Wir werden Nymeth erstmal krönen, dann musst du die Rebellen und die Armeen deines Vaters vereinen und gegen die Truppen des dunklen Königs kämpfen lassen. Währenddessen werden Pleia und ich nach Dalra reisen und dort dasselbe tun. Wir versammeln die Rebellen und holen in einer Nacht und Nebel Aktion Saphir aus dem Kerker. Dann greifen wir den dunklen König an, beenden seine Tyrannerei und krönen Saphir als Großkönigin."
Ich machte eine Pause und schaute allen tief in die Augen.
„Wieso klingt das alles so leicht?", seufzte ich.
Esrada nickte aufmunternd in die Runde. „Das wird schon.", lächelte sie unsicher.
„Macht euch bereit, wir legen morgen an. Nicht jeder wird uns mit offenen Armen empfangen.", fügte ich hinzu und verließ den Raum.

Müde bezog ich mein Quartier. Ich ließ mich ins Bett fallen und rieb mir die Augen. Im geistigen Inneren ging ich den Plan nochmal durch. Sämtliche Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Mein Herz raste. Ich hatte Angst. Angst, dass es nicht klappt. Angst, dass Nymeth verletzt wird. Oder Saphir, oder jemand anderes. Angst, dass der dunkle König die Macht ergreifen wird. Meine Hand begann zu zittern. Tief im Inneren wünschte ich mir die einfache Zeit zurück, in der mein Leben aus Aufträgen und Töten bestand. Damals war alles noch sehr leicht und übersichtlich. Ich vertiefte mich immer mehr in meine Gedanken und bekam nicht mit, wie jemand den Raum betrat und sich neben mich setzte.
Nymeth streichelte mir durch die Haare. „Alena. Mein Engel. Mach dir nicht zu viele Sorgen. Das wird schon.", lächelte sie mich an. Ich öffnete die Augen. Ihr Lächeln ließ eine Welle aus Freude durch meinen Körper fließen. Ich liebte dieses Mädchen.
„Ich liebe dich", sagte ich zu ihr.
„Ich liebe dich auch", antwortete sie und küsste mich innig. Sie streichelte meinen Bauch und malte kleine Kreise darauf.
„Hör auf zu grübeln.", sagte sie. „Lass uns lieber unsere letzte ruhige Nacht genießen", fügte sie verführerisch hinzu.
Ich grinste und zog sie zu mir heran. In völligem Einklang genossen wir die letzte Nacht und schliefen erschöpft nebeneinander ein.

„Leinen festzurren!", rief der Kapitän seiner Crew zu, als wir im Hafen von Erila angekommen sind. Es war ruhig. Die wenigen Menschen die sich auf die Straßen trauten schauten uns skeptisch an und verschanzten sich hinter ihren Marktständen.
Unbehaglich verließen wir das Schiff, jederzeit bereit sämtliche Arten von Angriffen abzuwehren. Ich hatte meine rechte Hand an meinem Dolch, die Linke hielt die von Nymeth. „Wir müssen zum Schloss!", rief ich der Gruppe zu.
Die Elfen nahmen ihr Gepäck, der Kapitän blieb im Hafen, bis er weitere Befehle erhielt. In einer Reihe, beschützend um den Kern der Gruppe, bestehend aus Larudam, Pleia, Esrada, Nymeth und mir gingen wir durch die verlassenen Straßen. Man merkte den Ausnahmezustand in dem die Stadt war. Die Stadt war nicht mehr regiert, die meisten hatten Angst davor, dass der dunkle König die Stadt einnimmt. Allerdings hatten momentan alle Bewohner Angst vor jedem. Der Weg zum Schloss vom Hafen war nicht weit, wir gingen durch den Hafenmarkt, das Künstlerviertel und schließlich waren wir im Schlosshof angekommen.
Vor uns prangte das prächtige und eindrucksvolle Schloss von Erila. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Sehr lange. Aber es sah aus wie immer. Prunkvoll stand es in seinem weiß da, mit blau-goldenen Monumenten und dem wunderschönen Schlossgarten. Auch Nymeth strahlte, sie freute sich wohl wieder hier zu sein. Die Elfen wirkten beeindruckt.
Was jedoch nur mir auffiel, waren die dunklen Gestalten die dort unherhuschten.

Der Dunkle ThronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt