Kapitel 50

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Die Geräusche klangen nur noch dumpf.
Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie spürte einen stechenden Schmerz im Rücken. Plötzlich war kein Druck mehr auf ihrem Hals und Luft strömte in ihre Lunge. Ihre Sicht wurde klar und sie sah mit einem mal gestochen scharf. Sie fühlte das Moos viel intensiver unter ihren Fingern, als sonst. Ihre Nerven waren überempfindlich und reagierten auf den kleinsten Hauch.
Aliena lag einfach nur da und blinzelte.

Dann kniete jemand neben ihr.
Es war Thòmas!!
Was?! Thòmas lebte?
Wie konnte er neben ihr sitzen?
Er war Ohnmächtig gewesen!
Er lag im sterben!

Thòmas beugte sich über sie.
"Aliena?" Nur dumpf drang es zu ihr durch. "Aliena! Wenn du mich hören kannst, dann versuch dich zu bewegen."
Bewegen? Sie hatte kein Gefühl in ihren Beinen. Sie konnte einfach nicht. Es war so schwer. So schwer. Ihre Füße waren aus Blei. Aber sie musste mit Thòmas reden. Bevor nochmal etwas passierte. Jeff tauchte in ihrem Blickfeld auf.

"Aliena? Bleib ganz ruhig liegen. Es wird alles wieder gut!", sagte er. Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter und langsam auch ein Kribbeln in ihren Beinen. Sie waren also doch in Ordnung. Oder würden wenigstens wieder in Ordnung kommen. Erleichtert atmete sie auf und fand endlich die Kraft zu sprechen:
"Jeff!"
"Aliena! Tut dir etwas weh? Hat er dir weh getan? Es wir alles wieder gut, ich versprechs! Alles wird gut! Du musst nur sagen, wenn dir etwas weh tut!", sprach er so hastig, dass sich seine Stimme fast überschlug.

"Was ist mit Thòmas?", fragte sie schnell, als er eine Pause machte, um Luft zu holen.
Jeff blickte zur Seite.
"Jeff! Sag es mir!", drängte Aliena.
"Ich weiß es nicht! Aber ich denke zurzeit ganz gut! Was ist passiert, Aliena? Thòmas kann sich nicht richtig erinnern."
"Er war hier. Er war plötzlich da und wollte Thòmas etwas antun. Und Thòmas hat Blut gespuckt. Und dann hat er mich auf einmal gepackt."
"Hat Arthur dir was getan?", fragte Jeff.
"Dieser Psychopath! Ich würde ihn am liebsten umbringen!"
Aliena spürte inzwischen ihre Beine wieder und setzte sich langsam auf.
"Hey. Mach mal noch langsam. Arthur hat dich ganz schön durch die Gegend geschmissen."
Sanft wollte Jeff sie wieder ins Gras drücken, aber sie ließ es nicht zu. Sie wollte zu Thòmas. Sich selbst davon überzeugen, dass es ihm gut ging.

"Es tut mir leid, Aliena! Wir sind nicht rechtzeitig zurück gekommen, um euch zu helfen." Tränen traten in Jeffs Augen.
"Ich dachte den Schmerz verspürst du, weil du so von deinen Gefühlen beansprucht wirst."
Stimmt ja, Jeff konnte besonders heftige Gefühle und Reaktionen von ihr spüren, auch wenn er nicht in ihrer Nähe war. Das hatte sie schon wieder vergessen, aber jetzt nützte es ja sowieso nichts mehr.
Sie rappelte sich ganz auf. Sie waren auf der anderen Seite des Baches und Thòmas war mit den Wölfen wieder zur Seite, mit den großen Steinen zurückgekehrt.

Aliena lief los und watete vorsichtig durch den Bach. Es machte ihr nichts aus, nass zu werden, aber in so einer Situation würde es wahrscheinlich keinem etwas ausmachen.
Auf der anderen Seite schloss sie Thòmas in eine feste Umarmung.
"Warum hast du eigentlich Blut gespuckt?", fragte Paul. "Es war doch keiner von uns verletzt! Zumindest nicht schwer."
Thòmas schüttelte nur den Kopf:
"Ich hab keine Ahnung. Ey, ich bin schon froh, dass ich es aus diesem Haus raus geschafft habe, ohne dabei draufzugehen!"

"Okay. Na dann...", erwiderte Paul ratlos.
"Und was jetzt. Irgendwie fühl ich mich hier  nicht mehr so sicher, wie vorher. Arthur hat uns ja soeben demonstriert, dass er in Sekundenschnelle hier sein kann."
"Das konnte er davor auch schon!", erinnerte ihn Jeff.
"Ja, aber da hab ich es verdrängen können. Jetzt, wo er es tatsächlich gemacht hat, kann ich hier bestimmt kein Auge zu machen."
"Er wird auch an jeden anderen Ort der Insel kommen können und uns schaden, sobald ihm danach Lust ist?! Es würde überhaupt keinen Sinn machen, jetzt noch wo anders hinzulaufen, nur weil wir uns da in 'Sicherheit' wiegen können!" Aliena wurde etwas lauter. Dieses Gefühl von Sicherheit war einfach nur lächerlich und sie hatte absolut keinen Nerv mehr für solches Geschwätz übrig! Das Arthur sie überall finden würde, hatte sie ja bestens bewiesen. Und da es nun dunkel wurde, war es echt unnötig im Wald herumzustolpern, darauf zu hoffen, ohne Licht (!), einen Schlafplatz zu finden und ohne irgendwelche Verletzungen. Bisher hatten sie noch Glück gehabt und Aliena wollte dieses Glück nicht überstrapazieren.

Bis(s) zum Leben danach (Twilght Ff) [*wird gerade überarbeitet*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt