Kapitel 3

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Wir ritten nun still weiter und zwischendurch war nur Devils angenervtes Schnauben zu hören, weil der Typ ihn wahrscheinlich total in seiner Bewegung störte. Das konnte ich jetzt allerdings auch nicht ändern und wir waren sowieso bald da, wo ich hin wollte.
Nach einer Weile kamen wir dann am Ende des Waldweges an einer Landstraße an und ich galoppierte die Stute unter mir an. Von hinten kam nur ein ziemlich verzweifeltes: "Oh Gott ist das schnell und wackelig!"
"Schnell ist anders!", meinte ich und gab meiner Stute mal so richtig die Sporen. Ich wusste, dass sie noch deutlich schneller konnte und dass Devil ihr auf jeden Fall folgen würde. Da konnte Emely oben machen, was sie wollte. So war es auch. In Höchstgeschwindigkeit preschten wir die Straße entlang, bis ich die Stute dann an einem kleinen Dorf durchparierte. Ich drehte mich nun herum und sagte: "Das ist schnell."
Von dem Typen kam nur ein geschocktes Lächeln zurück und ich war mir sicher, dass der so schnell auf kein Pferd mehr steigen würde und wenn dann garantiert nicht mehr mit mir ausreiten würde. Das war mir allerdings auch ganz recht. Ich konnte ihn immer noch nicht leiden. Er war einfach total komisch!
Im Schritt ritt ich nun ein Stück durch das.Dorf, bevor ich vor einer Kneipe hielt, die ich schon lange kannte. Dort hatte ich damals schon viel gefeiert und sie stand noch immer hier als hätte sich nichts geändert. Es war auch immer noch genauso viel los, wie damals und ich hatte irgendwie so das Gefühl als hätte sich wirklich nichts verändert.
"Dann viel Spaß! Ruf an, wenn du abgeholt werden willst.", sagte ich zu den Beiden, als sie abgestiegen waren und ritt dann mit Devil als Handpferd wieder zurück zum Gestüt. Dort versorgte ich die Pferde und da es dann auch schon dunkel wurde, ging ich nun rein.
"Wo hast du denn die anderen Beiden gelassen?", fragte Ben, der als Einziger noch in der Küche saß.
"Der komische Typ ist nach Hause und Emely wollte nochmal zu irgend einer Freundin.", log ich. Er brauchte nicht unbedingt wissen, dass die Beiden feiern waren. Dann machte er sich nur wieder unnötig Sorgen.
"Okay. Wann kommt sie wieder?"
"Morgen irgendwann. Sie wollte bei der schlafen. Sind die Pferde schon so weit fertig?"
"Ja. Gefüttert und Jenny ist einmal rum gegangen und meinte es wäre alles in Ordnung."
"Super. Sind die Anderen schon im Bett?"
"Ne. Julia und Johannes sitzen draußen in der Hollywood Schaukel und die Zwillinge sind mit ihrem Bruder und Mia in den Offenställen Fohlen gucken."
"Okay. Ist Jenny schon zuhause?"
"Ja. Mia ist mit dem Fahrrad hier und fährt dann alleine nach Hause."
"Okay."
In dem Moment kamen Julia und Johannes rein und bemerkten: "Du bist ja auch mal wieder da."
"Ja. Ich hab es mit diesem Vollidioten überlebt.", meinte ich.
"Ja. Da hat sie mal wieder jemanden angeschleppt. Hoffentlich hält das nicht lange!", stimmte Julia mir zu.
"Also bisher haben alle ihre Beziehungen nicht länger als eine Woche gehalten. Ich denke mal der wird auch bald nicht mehr aktuell sein."
"Hoffen wir es mal. Wo hast du die eigentlich gelassen?"
"Emely übernachtet bei einer Freundin und der Typ ist nach Hause."
"Gut. Sind unsere Kinder mittlerweile hier irgendwo aufgetaucht? Die müssen bald vielleicht mal ins Bett."
"Ne. Ben meinte die wären bei den Fohlen im Offenstall."

Da ging auch schon die Tür auf und Johannes meinte: "Wenn man vom Teufel spricht."
"Da seid ihr ja. Ab ins Bett!", sagte Julia und schob die drei vor sich her nach oben.
"Bis morgen!", rief Mia ihnen noch hinterher.
"Und du kommst alleine nach Hause?", fragte ich.
"Ja. Ich bin sowieso mit dem Fahrrad da."
"Gut. Ist bei den Fohlen alles gut?"
"Ja. Alles super."
"Klasse. Wie lief es denn heute mit Leyla?"
"Ganz gut. Sie war ein bisschen aufgedreht, aber sie lief ganz gut."
"Aber du kommst mit ihr klar?"
"Ja."
"Super."
"Ich fahre dann jetzt auch."
"Okay. Bis morgen!"
"Ja. Bis dann!", sagte Mia noch und war dann auch schon verschwunden.
"Ich bin dann im Büro. Warte nicht auf mich. Das dauert.", sagte ich noch zu Ben und widmete mich dann meinem Papierkram. Grausam, aber es musste sein.
Die ganze Nacht arbeitete ich das ganze Büro Zeug durch und wartete auf den Anruf von Emely, dass ich sie abholen konnte. Der kam allerdings nicht und so langsam machte ich mir ein wenig Sorgen.

Um vier Uhr morgens klingelte dann schließlich mein Handy.
"Lisa Michalòw?", meldete ich mich.
"Hey Lischen.", kam es von der anderen Seite und ich wusste sofort, wer es war. Schon seit Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen, aber diese Stimme würde ich unter tausenden erkennen.
"Jimmy! Was willst du denn so mitten in der Nacht und woher hast du meine Nummer?", fragte ich den damaligen Kumpel von mir. Warum rief er mich nachts um vier an?
"Eine gewisse Emely Michalòw sitzt sturzbesoffen in der Kneipe und ihre Freundin meinte ich sollte gucken, wie ich sie nach Hause krieg und ist gegangen."
"Okay. Ich komme sofort."
"Gut. Bis dann."
Ich legte nun auf, zog mir Jacke und Stiefel an und ging dann raus, um Devil schnell Gamaschen und Trense an zu legen und ihn raus zu führen. Mit einem Satz saß ich auf seinem Rücken und verließ im Schritt den Hof. An dem Waldweg trabte ich ihn dann an, bis ich ihn schließlich nach einer Weile angaloppierte.
Als ich die Landstraße entlang preschte, sah ich schon vom Weiten zwei Personen stehen und in dem schemhaften Licht der Straßenlaterne erkannte ich meinen damaligen Schulkollegen und Emely, die scheinbar mal wieder deutlich über den Durst getrunken hatte.
Vor den Beiden parierte ich den Hengst unter mir zum Stehen durch und schwang mich elegant von seinem Rücken.
"Hey Jimmy!", sagte ich gut gelaunt.
"Hey. So spät in der Nacht und noch so frisch?"
"Ja klar. Du kennst mich doch. Ich war schon immer nachtaktiv. Außerdem saß ich bis eben noch vor meinem Büro Zeug. Da ist man froh, wenn man von los kommt."
"Ja. Sowas konntest du ja noch nie leiden."
"Ne. Das hat sich nicht geändert."
"Und das ist deine Tochter?"
"Ja. Sieht man's?"
"Deutlich. Sie hat viel von dir."
"Das sagen viele."
"Und ihre Lust zum Trinken hat sie scheinbar auch von dir geerbt."
"Ja. Leider schon."
"Wie alt ist sie eigentlich?"
"16."
"Okay. Na dann geht das ja noch. Du hattest das ja schon mit 13."
"Ja. Wir dachten fast schon, dass ich ihr das nicht vererbt hab, aber irgendwie scheinbar schon."
"Und was machst du so? Wir haben uns ja schon länger nicht gesehen. Bist du verheiratet?"
"Ja. Ich bin seid 20 Jahren mit Ben verheiratet."
"Ha! Ich hab von Anfang an gewusst! Ich hab schon immer gesagt, dass ihr zusammen gehört!"
"Ich weiß."
"Und reiten tust du wie es scheint auch noch."
"Ja klar. Ich hab das komplette Gestüt geerbt. Mein ganzes Leben besteht aus Pferden."
"Das war ja schon immer so. Springst du mittlerweile? Das wolltest du ja immer."
"Ja. Und wie. Kurz nachdem du die Schule gewechselt hast, hab ich mit Springen angefangen und hab schon zweimal so ziemlich alles gewonnen."
"Wow! Dann bist du ja richtig gut."
"Naja. Ich hab das beste Pferd und dazu das beste Team."
"Was für ein Pferd hast du denn?"
"Ihn. Das ist Black Devil. Der Enkel meiner Erfolgsstute Darling und mein momentanes Erfolgspferd. Hat vor einem Monat erst in Deutschland ein großes Turnier gewonnen. "
"Wow! Sieht so unscheinbar aus und ist so ein Champion!"
"Ja. Er geht aber nach der Saison in Rente und dann versuch ich mein Glück mit seiner Tochter. Die hat auch ein unheimliches Springvermögen."
"Das klingt ja viel versprechend."
"Und was machst du so?"
"Nicht gerade viel. Ich hab die Kneipe von meinem Vater übernommen."
"Ah. Dann werden wir uns demnächst wahrscheinlich öfter sehen."
"Ich glaub auch."
"Wohnst du hier?"
"Ja. Ich wohne hier drei Häuser weiter."
"Jetzt echt? Da bin ich jahrelang mindestens einmal in der Woche dran vorbei geritten und wir haben uns nie gesehen!"
"Ne. Irgendwie haben wir uns da scheinbar immer verpasst."
"Verrückt!"
"Ja. Kriegst du die alleine irgendwie nach Hause?"
"Ja. Ich bin mittlerweile geübt. Sie macht das öfter."
"Das dachte ich mir schon fast und Ben hat ja sowieso Erfahrung damit."
"Ja. Der hat mich früher schon erlebt. Das kann Emely nicht mehr toppen."
"Ne. Du hast so viel Scheiße gebaut. Das kann keiner mehr toppen."
"Mal sehen. Ich muss jetzt jedenfalls nach Hause und die irgendwie wieder nüchtern kriegen, bevor Ben was mitkriegt. Der ist der Meinung, dass sie nur bei einer Freundin übernachtet."
"Oh. Na dann viel Spaß!"
"Danke! Wir sehen uns dann mal."

Der falsche Sprung - KorrekturWo Geschichten leben. Entdecke jetzt