Der falsche Sprung - Korrektur

Kapitel 9

Wie durch ein Wunder kratzte meine Stute aber noch einmal alle ihre Kräfte zusammen und schaffte es tatsächlich hinüber! Sie touchierte die oberste Stange zwar leicht, aber mit einem Blick nach hinten musste ich feststellen, dass sie tatsächlich liegen geblieben war!
Oh Gott! Diese Stute war der Hammer! Wie hatte sie das nur geschafft?
Ich lobte meine nass geschwitzte Stute nun ausgiebig und verließ mit einem strahlenden Gesicht die Bahn.
"Das war ja wohl der absolute Hammer!", sagte Ben begeistert, während er der Stute ihre Decke über die Kruppe warf.
"Ja. Ich hätte echt nicht gedacht, dass sie das letzte Hindernis noch schafft, aber dazu war sie wohl einfach zu ehrgeizig."
"Da kommen dann die Gene von Devil und Darling raus."
"Jetzt müssen wir nur ein bisschen hinne machen, weil ich ja jetzt mit beiden Pferden im Stechen starte und nur drei Ritte zwischen den beiden Zeit hab."
"Du machst das schon. Jetzt haben die Beiden sowieso erstmal Pause, bis der Parcours umgebaut und von allen abgegangen ist."
"Ja. Lass uns jetzt aber mal los."
Wir ritten nun zum Stallzelt, wo Jenny uns bereits entgegen kam.
"Und?", fragte sie neugierig.
"Wir sind fehlerfrei!", berichtete ich.
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja!"
"Irre! Dann startest du ja jetzt mit zwei Pferden im Stechen!"
"Ja. Das wird ganz schön stressig und die Kleine ist ganz schön fertig. Der letzte Oxer hat sie endgültig geschafft, aber sie ist drüber gekommen!"
"Das war aber auch fies gebaut! Zum Schluss nochmal so ein riesen Oxer. Da haben die Pferde doch keine Kraft mehr!"
"Ja. Der wurde auch am Meisten gerissen. Letztes Jahr hatten sie ihn direkt am Anfang und jetzt zum Schluss. Es wird immer schlimmer!"
"Man sollte da mal einen Aufstand machen!"
"Solange die Pferde noch drüber kommen ist alles in Ordnung."
"Dieser blöde Parcours Chef regt mich trotzdem auf! Man kann doch nicht einen 1,80 Oxer ans Ende von einem Parcours stellen! Das ist doch unmöglich! Der weiß doch, dass da vierjährige mit laufen, die noch nicht so die Kraft haben!"
"Jenny reg dich mal wieder ab!"
"Ne! Das tu ich jetzt nicht!"
"Dann geh zu den Richtern und schrei da eine Runde rum. Das bringt doch nichts sich hier so auf zu regen."
"Das mach ich jetzt auch!", meinte Jenny nur und verschwand in Richtung Richterturm.
"Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass das nicht gut geht.", meinte Ben.
"Ja das habe ich auch, aber wenn wir jetzt noch versuchen sie davon ab zu halten schreit die die erst recht zusammen."
"Stimmt. Also lassen wir sie am Besten einfach in Ruhe und machen die Pferde fertig?"
"Ja."
Das taten wir nun und gingen dann raus, um zu sehen, wann das Stechen beginnen sollte und wann ich mit welchem Pferd starten sollte. Auf dem Weg zum Springplatz kam uns Katrin entgegen und bemerkte: "Hey! Da bist du ja! Ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht."
"Sorry. War ein bisschen stressig. Ich starte mit zwei Pferden."
"Ja. Hab schon gesehen. Dafür das das ihr erstes Turnier ist schlägt deine Kleine sich echt gut!"
"Ja. Find ich auch. Ich bin echt stolz auf sie."
"Und Devil macht das ja sowieso jedes Jahr souverän."
"Ja. Heute das Letzte Mal."
"Wieso?"
"Ich schick ihn heute hier in Rente."
Wir wurden nun von einer Durchsage unterbrochen, die sagte: "Hallo liebe Reiter und Zuschauer. In einer Stunde wird der Parcours zur Begehung freigegeben und in zwei Stunden beginnt das Stechen in der Reihenfolge..."
Der Sprecher wurde nun von einer wütenden Frauenstimme unterbrochen, die reif: "Sie mieses Arschloch! Was denken sie sich dabei am Ende von so einem Parcours noch so einen riesigen Oxer hin zu stellen! Sie wissen doch, dass da vierjährige Starten! Die haben doch nie die Kraft um da heil drüber zu kommen! Springen sie doch mal über solche Hindernisse! Sie sind doch völlig bescheuert! Sowas kann man doch nicht mehr Parcours Chef nennen!"
Der Rest ihrer Aussage gehörte eindeutig zensiert.
"Sag mal ist das da nicht Jenny?", fragte Katrin mit einem breiten Grinsen.
"Jep. Das ist sie.", meinte ich nur.
"Sie hat ja schon Recht, aber man muss es auch nicht übertreiben, oder?"
"Wir konnten sie leider nicht davon abhalten."
"Okay. Und ich dachte immer Jenny wäre ruhig und brav."
"Ne. Sie ist das absolute Gegenteil von ruhig und brav."
"Ich merk's. Wie ist es. Ich starte im Stechen nicht. Kann ich euch vielleicht irgendwie helfen? Mit zwei Pferden im Stechen ist das alles glaube ich ein bisschen kompliziert."
"Ja. Könntest du vielleicht Devil warm reiten? Dann kann ich direkt mit Ginger anfangen."
"Klar."
"Danke! Kommst du gleich mit zum Parcours abgehen?"
"Ja. Angucken kann ich ihn mir ja wenigstens, wenn ich schon nicht mit reite."
"Wieso eigentlich nicht?"
"Firth of Lorne und der Wassergraben vertragen sich nicht so gut."
"Achso. Euer Wassergraben wieder."
"Ja. Unser übliches Problem."
"Okay. Hast du den Plan schon gesehen?"
"Ja. Du bist mit Devil erstes Pferd und mit Ginger letztes. Dazwischen sind drei andere Reiter."
"Okay. Das wird ganz schön knapp."
"Deswegen bin ich ja hier zum Helfen."
"Ja. Dann lass uns mal bei den Pferden gucken. Wie ich Devil kenne muss der nochmal neu eingeflochten werden."
Wir schauten nun bei den Pferden und flochten Devils Mähne noch einmal neu ein, da er die Zöpfchen innerhalb von der kurzen Zeit in der er in der Box stand, vollständig auseinander genommen hatte. Wie er das immer schaffte war mir noch immer ein Rätsel, aber irgendwie schaffte er es jedes mal wieder.

Nachdem er dann neu eingeflochten war, war es dann auch schon wieder so spät, dass wir die Pferde noch einmal gründlich putzten und auf der Stallgasse anbanden, um dann den Parcours ab zu gehen.
Als wir dann wieder bei den Pferden ankamen war auch Jenny wieder da und gerade dabei Devil die Gamaschen an zu legen. Ich half ihr dabei ihn noch fertig zu satteln und zu trensen und übergab ihn dann an Katrin, um das Ganze bei Ginger zu wiederholen.
Nachdem ich auch mit ihr fertig war, führte ich sie nach draußen, wo ich aufstieg und zum Abreiteplatz ritt. Dort drehte Katrin mit Devil bereits ihre Runden und es sah gar nicht mal so schlecht aus. Ich konzentrierte mich nun allerdings darauf die Stute unter mir warm zu reiten und ein paar Sprünge mit zu nehmen. Ich schonte sie allerdings so gut es ging, da der Parcours im Stechen ziemlich kräftezehrend gebaut war. Für Devil war er nahezu perfekt, da dieser dort ordentlich abkürzen konnte und das Ganze mit Vollgas durchlaufen konnte, aber für Ginger würde das ganz schön heftig werden. Gerade, weil sie von dem Parcours davor noch ziemlich fertig war. Ich hatte allerdings nicht viel Zeit mich mit ihr zu beschäftigen, denn wenig später musste ich dann auch schon mit Devil zum Start. Die Stute übergab ich an Emely, die diese im Schritt noch etwas führte, während die Anderen mit zum Einlass kamen. Dort angekommen konnte ich dann auch direkt einreiten und die Richter grüßen.