Kapitel 6

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Nach einer Weile lösten sie sich dann wieder voneinander und wir machten uns auf den Weg nach draußen, um bei der Fütterung zu helfen.
"Und? Habt ihr ihn weich gekriegt?", fragte Johannes als erstes, als wir zu den Anderen in die Sattelkammer gingen.
"Na klar. Was denkst du denn?", meinte ich nur.
"Wir bräuchten übrigens noch zwei Spieler. Also wenn du Lust hast kannst du gerne mit machen.", warf Ben nun ein.
"Ja klar hat er Lust!", sagte Julia direkt.
"Ach du bist doch nur froh, wenn du den mal für einen Tag los bist.", meinte Jenny.
"Ja klar. Was denkst du denn?"
"Tom, was ist mit dir? Machst du auch mit?", fragte Johannes nun.
"Kann ich machen, aber ich bin nicht besonders gut.", sagte Tom schulter zuckend.
"Jetzt erzähl keinen Mist! Du spielst super und das brauchst du auch gar nicht runter zu spielen!", schimpfte Jenny.
"Nein. Ich bin nicht so gut. Du hast nur keine Ahnung!", verteidigte Tom sich.
"Also kommt ihr beide mit?", unterbrach Ben nun die anderen.
"Kommt drauf an, wann das ist.", fragte Johannes.
"In einem Monat trainieren wir ein Wochenende lang bei Julian zuhause und das Wochenende danach wäre das Spiel dann hier im Dorf auf dem Sportplatz."
"Okay. Da hab ich nichts besonderes vor. Von mir aus kann ich spielen.", meinte Johannes nun.
"Ich auch.", schloss sich Tom ihm an."
"Okay. Dann würde ich sagen haben wir eine Mannschaft voll. Julian wollte auch noch jemanden mit bringen und dann wären wir acht Leute."
"Mit wie vielen spielen wir denn?"
"Fünf und ein Torwart."
"Okay. Also zwei Auswechselspieler?"
"Ja."
"Das klingt ja ganz gut."
"Jetzt müssten aber erstmal die Pferde gefüttert werden.", unterbrach ich die Männer und so machten wir uns erst einmal daran die Pferde zu füttern, bevor wir dann wieder rein gingen. Dort unterhielten die Männer sich über ihr Fußball Zeug, während wir Frauen uns über die Pferde berieten.
Nach einer Weile verkrümelte ich mich dann ins Büro, um die Pläne für die nächsten Wochen aus zu arbeiten, alles für die nächste Woche vor zu bereiten und den ganzen Papierkram zu erledigen. Das war zwar schrecklich nervig und ich hatte so gar keine Lust da drauf, aber irgendwer musste es ja machen und ich war die Einzige hier, die da durch stieg und bei der man das Zeug nachher auch lesen konnte. Daher schlug ich mir mal wieder die Nacht im Büro um die Ohren, während die Anderen sich so gegen Mitternacht voneinander verabschiedeten und zu Bett gingen.

Als es dann schon langsam wieder hell wurde, öffnete sich die Büro Tür und Ben kam mit einer Tasse Kaffee rein, die er mir auf den Schreibtisch stellte.
"Morgen Süße!", sagte er und gab mir einen Kuss, den ich erwiderte.
"Danke! Ich bin gleich fertig. Ich schreibe nur schnell noch den Plan für heute zuende."
"Lass dir ruhig Zeit. Frühstück ist schon fertig und Emely ist auch schon wach. Wir haben alles im Griff."
"Danke!"
"Wenn du schon die ganze Nacht durch arbeitest und für alle mit arbeitest, ist das ja wohl das Mindeste!"
"Trotzdem Danke! Eine Frage. Denkst du es geht gut, wenn ich Janina auf Leyla setze?"
"Einen Versuch ist es wert. Wenn nicht sehen wir das ja."
"Okay. Dann ist jetzt nur die Frage, wen ich auf Halim setze."
"Also Janina auf keinen Fall. Vielleicht Tom?"
"Der ist voll für heute. Mehr Pferde kann der am Tag nicht reiten."
"Dein Bruder?"
"Der überlebt das nicht."
"Wie wäre es denn mit Mia?"
"Stimmt. Das wäre eine Idee. Die hätte Zeit und müsste eigentlich mit ihm zurecht kommen."
"Sonst noch irgendwas?"
"Nein. Das war der Letzte. Jetzt bin ich fertig."
"Klasse. Dann komm."

Gemeinsam gingen wir nun runter, wo wir kurz etwas aßen und dann die Pferde fütterten. Im Anschluss begannen wir dann direkt damit die Pferde zu trainieren und ich ritt den ganzen Tag über ein Pferd nach dem Andern. Erst als es bereits zu dämmern begann, fand ich Zeit mich Devil und Ginger zu widmen. Mit dem Hengst begann ich und ritt ein paar Distanzen und Kombinationen mit ihm, bevor ich dann noch den kompletten Parcours einmal durch ritt und ihn wieder in seine Box brachte. Nun holte ich mir Ginger und putzte sie nur kurz einmal über, um ihr dann Gamaschen und Trense an zu legen. Auf den Sattel verzichtete ich, da ich hierfür einfach keine Zeit hatte und es ohne sowieso viel mehr Spaß machte.
So ging ich mit der Stute nun zum Springplatz, wo ich erst einmal die Flutlichanlage an machte und mich dann auf den Rücken der Stute schwang.
Locker und am langen Zügel ritt ich sie nun warm, bevor ich die Zügel dann langsam aufnahm und ein paar kleiner Hindernisse an ritt. Die Stute unter mir hatte sichtlich Spaß daran und sprang mit Leichtigkeit über die kleinen Hindernisse, die ich dann Stück für Stück bis auf die Höhe von 1,80 Meter erhöhte. Das war die Höhe, die sie gewohnt war und die sie so sehr liebte.
Mit genug Unterstützung von mir flog Ginger nur so über die Hindernisse und setzte hinter jeden Sprung noch einen Freudenbuckler.
Zum Schluss ritt ich den Parcours dann einmal komplett durch und als meine Stute auch dies perfekt meisterte, lobte ich sie ausgiebig und gab ihr die Zügel frei.
Locker ließ ich sie nun noch ein paar Runden traben und sie streckte sich schön dabei. Ich spürte richtig, wie glücklich sie nun war und wie sie sich entspannte. Nach ein paar Runden parierte ich sie dann durch zum Schritt und ritt sie in Ruhe noch etwas trocken.
"Das sieht doch echt super aus! Ich weiß gar nicht, was du hast.", kam es nun vom Rand, wo Ben stand.
"Es geht so. Sie braucht halt noch sehr viel Unterstützung bei den Distanzen und Kombinationen die Sprünge richtig zu treffen, aber heute lief sie wirklich ganz gut.", berichtete ich.
"Ganz gut? Das war große Klasse!"
"So gut nun auch wieder nicht. Wir haben immer noch ein paar Konversationsprobleme, wo sie mich nicht versteht oder einfach keinen Bock hat das zu machen, was ich ihr sage."
"Lisa, sie ist vier Jahre alt! Da kann sie noch nicht perfekt laufen."
"Das ist mir schon bewusst und mit genug Training kriegen wir das auch in dem Griff, aber dann kannst du nicht sagen, dass sie perfekt läuft. Das tut sie nämlich nicht."
"Okay. Ist ja auch egal. Wie lange brauchst du hier noch?"
"Ungefähr eine halbe Stunde. Ich reit sie nur noch in Ruhe trocken und bring sie in die Box. Dann komme ich."
"Okay. Essen steht in der Küche."
"Ja. Danke! Ich bin danach dann direkt wieder im Büro."
"Gut. Mach nicht zu lange! Du brauchst auch ein bisschen Schlaf."
"Ich bemühe mich, aber ich kann nichts versprechen. Im Moment ist viel mit den ganzen Rechnungen und so."
"Das sagst du jedes Jahr um die Zeit. Im Sommer werden nunmal viele Pferde verkauft, weil da die neuen Fohlen abgesetzt werden und alle nach neuen Pferden suchen. Das ist halt so."
"Ja. Ich weiß. Deshalb arbeite ich ja momentan die halbe Nacht durch. Das mach ich nicht nur so zum Spaß."
"Du arbeitest momentan die ganze Nacht durch. Es ist bestimmt bald eine Woche her, dass du mal mehr als nur zwei Stunden am Tag geschlafen hast. Das kann dich nicht gesund sein!"
"Schlafen kann ich auch noch, wenn ich tot bin. Arbeiten nicht."
"Du musst das trotzdem nicht so übertreiben!"
"Das tu ich nicht. In ein paar Wochen ist das eh wieder vorbei und dann hab ich auch wieder mehr Zeit."
"Die du dann bei Ginger verbringst, weil du dann mit ihr die Turniere gehst und trainierst wie blöd."
"Ben, ich bin schon groß und weiß selber wie viel Schlaf ich brauch! Das brauchst du mir nicht zu sagen!"
"Ich mach mir doch nur Sorgen um dich!"
"ICH BIN VERDAMMT NOCHMAL ALT GENUG, UM AUF MICH SELBER AUF ZU PASSEN!", sagte ich nun etwas lauter. So langsam nervte es mich wirklich, dass er dauernd meinte, dass er nur, weil er drei Jahre älter war, auf mich aufpassen musste!
"Okay...", meinte Ben nun etwas verwirrt und ging. Nun tat es mir doch irgendwie leid, dass ich ihn so angezickt hatte. Er konnte ja irgendwie doch nichts dafür, dass ich schlechte Laune hatte und unter Schlafmangel litt. Außerdem war irgendwie doch süß, dass er sich Sorgen um mich machte.
Ich entschloss mich dazu mich später bei ihm zu entschuldigen und versorgte erst einmal Ginger, bevor ich dann rein ging.

Der falsche Sprung - KorrekturWo Geschichten leben. Entdecke jetzt