Lisas Sicht:
"Ist jetzt alles wieder gut?", fragte Jenny nun. Von uns kam nur ein Nicken.
"Gut. Dann fahre ich jetzt nach Hause. Die Pferde sind alle rund um versorgt und der Stall ist abgeschlossen. Ich meld mich wegen Julia dann später nochmal.", berichtete Jenny nun.
"Okay. Danke!", sagte ich.
"Das ist mein Job.", meinte Jenny und ging dann.
"Süße, kommst du dann auch ins Bett?", fragte Ben nun. Ich schüttelte den Kopf. Nein. Nach dieser Aktion ließ ich Johannes garantiert nicht mehr alleine.
Ben zuckte nur mit den Schultern, gab mir noch einen Kuss und ging dann.
Verdammt! So konnte das echt nicht weiter gehen! Ben war enttäuscht und das konnte ich gut verstehen. Er vermisste mich tierisch. Immerhin war abends so ziemlich die einzige Zeit, wo wir ungestört und allein waren. Es war jetzt schon das zweite Mal, dass ich diese Zeit mit Johannes verbrachte. Der brauchte mich momentan aber einfach dringender. Wer weiß, was er machen würde, wenn er allein war. Wahrscheinlich den nächsten Versuch starten sich um zu bringen. Und dieses Mal würde keiner da sein, der ihn davon abhielt. Und genau das wollte ich nicht. Ich wollte die Leiche meines Bruders nicht finden. Es reichte, dass ich die meiner Mutter finden musste. Ich wollte das einfach nicht nochmal erleben.
"Geh ruhig. Ich mach schon keinen Mist.", meinte Johannes nun.
"Nein. Ich lass dich nicht alleine.", sagte ich entschlossen.
"Ich seh dir doch an, dass du lieber zu Ben willst. Du kannst ruhig gehen."
"Kann ich eben nicht. Ich sehe dir an, dass du mich brauchst."
"Tu ich nicht. Du kannst gehen."
"Nein! Ich sehe doch wie beschissen es dir geht. Da lass ich dich garantiert nicht alleine! Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber du bedeutest mir was und ich will nicht morgen hier rein kommen und deine Leiche finden!"
"Das tust du nicht!"
"Johannes! Ich lass dich nicht alleine und dabei bleibt es auch, bis Julia wieder hier ist!"
"Dann musst du ewig hier bleiben. Sie wird nicht wieder kommen!"
"Natürlich wird sie das!"
"Nein. Sie wäre wahrscheinlich noch froh, wenn ich mich umbringen würde."
"Rede nicht so einen Mist! Sie liebt dich! Natürlich wäre sie dann nicht froh! Und denk auch mal an deine Kinder! Sollen die wirklich mit dem Gedanken aufwachsen, dass ihr Vater sich umgebracht hat? Meinst du nicht, dass sie zu jung sind, um so etwas erleben zu müssen? Du weißt doch, wie es ist, wenn sich die Eltern umbringen! Willst du das deinen Kindern wirklich antun? Willst du Julia wirklich mit zwei traumatisierten Kindern alleine lassen? Oder sollen deine Kinder vielleicht als Waisen groß werden, weil ihre Mutter es nicht ausgehalten hat und sich auch umgebracht hat? Willst du das?"
"Nein. Natürlich nicht."
"Dann lass den Mist gefälligst!"
"Ich weiß nur einfach keinen anderen Ausweg mehr!"
"Das tue ich aber! Sprech mit Julia! Sag ihr, wie viel sie dir wert ist und kämpfe um sie anstatt einfach auf zu geben! Ihr braucht einander und eure Kinder brauchen euch beide als Eltern! Und das zusammen!"
"Verdammt, ich kann das alles nicht mehr!"
"Doch das tust du! Du bist zwar momentan ein seelisches Frack, aber du hast immernoch genug Kraft, um um deine Liebe zu kämpfen! Und wenn du es nicht hast hab ich es! Du wirst Julia bald wieder haben! Das verspreche ich dir!"
"Was macht dich da so sicher?"
"Johannes! Jetzt sei verdammt nochmal nicht so pessimistisch! Du..."
Meine Standpauke wurde von dem Klingeln meines Handys unterbrochen.
"Ja?", meldete ich mich.
"Hier Jenny. Du musst ganz schnell kommen!"
"Warum? Was ist los?"
"Julia liegt hier bewusstlos in mitten von lauter leeren Wodka Flaschen!"
"Scheiße! Wir kommen so schnell wir können!"
"Was soll ich machen?"
"Kriegst du eine stabile Seitenlage hin?"
"Weiß ich nicht."
"Hast du das schonmal gemacht oder weißt du, wie es geht?"
"Nein."
"Okay. Ich hol nur eben die Anderen und erkläre dir dann, was du machen musst.", sagte ich und sprang auf.
"Aufstehen! Wir müssen los! Schnell!", sagte ich zu Johannes und rannte dann hoch zu Ben.
"Kannst du uns ganz schnell zu Jenny fahren?", fragte ich an diesen gewandt.
"Warum? Was ist los?", fragte Ben.
"Julia ist bewusstlos. Vermutlich Alkoholvergiftung. Wir müssen da schnell hin."
"Ach du meine Güte! Ich komme!", meinte Ben und sprang nun auf, um schnell in seine Schuhe zu schlüpfen und mich und Johannes dann in Windes Eile zu Jenny zu fahren. Auf dem Weg hatte ich dieser Anweisungen gegeben, was sie mit Julia machen sollten und so lag diese schon in stabiler Seitenlage, als wir dort ankamen.
"Sehr gut. Irgendwer ruft jetzt mal einen Krankenwagen. Ich kümmer mich in der Zeit um sie.", sagte ich nun zu Jenny, bevor ich mich zu Julia auf den Boden kniete und versuchte sie irgendwie wach zu kriegen. In der Zeit hatte irgendwer einen Krankenwagen gerufen, der dann auch endlich eintraf. Sofort kümmerten sich die Sanitäter um Julia, bevor dann auch der Notarzt eintraf.
Nach einer Weile kam dann einer der Sanitäter zu uns und erklärte: "Sie hat eine schwere Alkoholvergiftung und liegt im Koma. Wir werden sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen und auf die Intensivstation verlegen. Will vielleicht jemand mit fahren?"
"Nein. Wir fahren selber hinterher.", erklärte ich. Der Sanitäter nickte nur und ging wieder, um kurze Zeit später dann auch schon los zu fahren.
"Kannst du uns das ganze vielleicht mal übersetzen?", fragte Jenny nun.
"Also. Wenn man zu viel Alkohol im Blut hat stellt das Gehirn nach für nach einige Körperfunktonionen ab. Das fängt langsam an mit Gleichgewichts Störungen und kann sich steigern bis hin zum Koma. Das Ganze nennt man Alkoholvergiftung. Julia hat das leider so weit getrieben, dass sie jetzt im Koma liegt. Was das bedeutet brauch ich euch jetzt nicht erklären oder?", fragte ich. Von den anderen kam nur ein stummes Nicken.
"Überlebt sie das?", fragte Johannes.
"Sie hat auf jeden Fall eine Chance es zu überleben.", meinte ich.
"Wie hoch ist die?"
"Es ist steht ungefähr 50/50 ob sie überlebt oder nicht."
Nun herrschte erstmal eine Weile Schweigen, bevor Ben fragte: "Wer fährt?"
"Ich.", kam es von Jenny.So saßen wir wenig später alle zusammen in Jennys Auto und diese fuhr mit Vollgas zum Krankenhaus. Und das war wirklich Vollgas. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr kleines rotes Auto so schnell werden konnte! Hätte ich gewusst, was Jenny für einen Fahrstil hat, wäre ich niemals bei ihr eingestiegen! Schnell fahren ist ja okay, aber musst man unbedingt mit 150 km/h durch die Dörfer rasen?
Dadurch waren wir dann schon nach einer halben Stunde da und nicht erst nach einer Stunde, wie es sonst war. Gemeinsam gingen wir nun rein und fragten nach der Zimmernummer. Die nette Frau dort erklärte uns nun, wo wir hin mussten und wir gingen los. Mein Bruder konnte allerdings nicht abwarten und wurde auf dem Weg dort hin immer schneller, sodass wir ihn irgendwann aus den Augen verloren.
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Der falsche Sprung - Korrektur
Random"Der Falsche Sprung" ist der vierte Teil mein Buchreihe über die Bewohner des Gestüts Michalòw. Emely Michalòw ist mittlerweile 16 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Hier wiederholte sie alles, was Lisa damals bereits mit 13 Jahren gemacht...