Kapitel 26

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"Süße?", fragte Ben nach einer Weile.
"Ja?", fragte ich.
"Mach ich wirklich alles richtig?"
"Besser könntest du es gar nicht machen. Du bist der beste Vater, den Emely sich nur wünschen kann.", meinte ich und gab ihm einen Kuss. Er erwiderte diesen und zog mich nah an sich.
So saßen wir eine Weile, bis dann auf einmal Emely vor uns stand.
"Was macht ihr denn hier?", fragte sie.
"Sag mal geht's noch? Das kannst du dir ja wohl selber denken!", schimpfte ich, aber Ben hielt mich zurück und meinte ruhig: "Eine gewisse Chantal hat mich angerufen und meinte, dass wir dich im Krankenhaus abholen können."
"Scheiße!", kam es nur von ihr.
"Ja das finde ich auch scheiße! Dass du momentan scheinbar meinst, dass du jeder Zeit einfach abhauen und saufen kannst! Das gibt es hier nicht! Am Wochenende hab ich da nichts gegen, aber in der Woche konzentrierst du dich gefälligst auf die Schule! Und momentan haben wir auch genug Probleme ohne das du hier laufend Mist baust! Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass wir auch Nerven haben, die irgendwann überstrapaziert sind? Irgendwann reicht es auch mal!"
"Süße...", versuchte Ben mich zu beruhigen.
"Nein! Nichts Süße! Es reicht mir jetzt!"
"Lisa! Komm mal wieder runter!"
"Nein! Ich..."
Ich wurde nun von meinem Handy unterbrochen. Warum musst das dumme Ding immer an den falschen Zeitpunkten klingeln?!?
"Ja?", meldete ich mich genervt.
"Oh. Das klingt nach dicker Luft.", kam es von Jenny.
"Was willst du?"
"Ganz dicke Luft."
"Was willst du?!?"
"Könntest du vielleicht mal gucken?"
"Wieso?"
"Ich bin mit Johannes gerade irgendwie überfordert."
"Warum? Was ist?"
"Der heult nur rum und wird depressiv."
"Ach man! Wir kommen.", sagte ich nur und legte auf.
"Wir müssen los zu Johannes.", sagte ich zu den anderen und stand auf.
"Was...", setzte Ben an, aber ich unterbrach ihn und sagte: "Frag lieber nicht!"
Ben war nun ruhig und so gingen wir gemeinsam wieder zu Johannes. Dort löste ich nun Jenny ab und fragte an Johannes gerichtet: "Was ist los?"
Jenny gesellte sich nun zu den anderen und schwieg.
Ich setzte mich nun zu Johannes und fragte erneut: "Was ist los?"
"Sie wird nicht mehr wach. Das weiß ich.", schluchzte er.
"Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Sie wird nicht mehr wach."
"Natürlich wird sie das! Schon alleine, weil sie weiß, dass sie dich und die Kinder nicht alleine lassen kann."
"Die Kinder sind bei euch gut aufgehoben."
"Und du? Du versuchst dann wieder dich um zu bringen oder wie?"
Von Johannes kam keine Reaktion.
"Verdammt jetzt lass die depressiven Gedanken sein! Sonst schick ich dich zum Psychologen!", drohte ich.
"Das wäre sowieso nicht die schlechteste Idee.", gab Emely ihren Senf dazu.
"Du musst ganz ruhig sein! Der Mist, den du machst, ist auch nicht besser!", schimpfte ich an sie gerichtet.
"Jaja."
"Ja nicht jaja! Du hast gewaltig Mist gebaut! Heimlich abhauen und sich besaufen bis zum geht nicht mehr! Und von dem Auto, dass du geklaut hast reden wir gar nicht erst!"
"Ich versuche wenigstens nicht mich um zu bringen!"
"Scheiße!", kam es nun kläglich aus dem Bett und sofort waren alle Blicke auf Julia gerichtet. Diese richtete sich nun langsam auf und schimpfte: "Warum macht ihr hier so einen Krach? Ich will schlafen!"
Johannes fiel ihr nun weinend um den Hals und Julia fragte verwundert: "Was hast du denn jetzt für Probleme? So weit ich weiß habe ich Schluss gemacht!"
Von Johannes kam nur ein Schluchzen.
"Was habt ihr denn mit dem gemacht?", fragte Julia nun an uns gewandt.
"Nicht wir. Du. Seit du weg bist ist er so. Ich habe ihn noch nie so fertig gesehen und ich kenne ihn schon lange.", erklärte ich.
"Aha. Ja und?"
"Verdammt, Julia er hat versucht sich um zu bringen!"
"Jetzt ernsthaft?"
"Ja! Dir ist gar nicht bewusst, wie fertig du ihn machst! Er liebt dich über alles und er braucht dich! Ohne dich kann er nicht!"
"Und was war, als ich euch gesehen hab?"
"Er hatte Schmerzen und wollte dich nicht wecken."
"Wirklich?"
"Ja! So eine gebrochene Nase tut weh, wie sonst was und dann hat er auch noch die Schmerzmittel nicht vertragen."
"Das heißt du hast dich wirklich nur um ihn gekümmert, damit ich schlafen kann?"
"Natürlich! Er ist mein Bruder! Da würde ja wohl kaum mehr laufen! Außerdem bin ich glücklich verheiratet!"
"Scheiße. Ich glaube das war einfach ein riesiges Missverständnis."
"Ja. Genau das habe ich doch von Anfang an gesagt! Ein riesiges Missverständnis und du hast über reagiert."
"Oh Gott! Lisa es tut mir so leid!"
"Bei mir musst du dich nicht entschuldigen! Johannes war der, der leiden musste. Bei ihm musst du dich entschuldigen."
Sie schlang nun ihre Arme, um Johannes und sagte: "Schatz, es tut mir so leid! Kannst du mir noch einmal verzeihen?"
"Mir tut es auch leid! Ich hätte dir das alles erklären müssen und dir von Anfang an sagen müssen, wie sehr ich dich liebe.", schluchzte Johannes.
"Sorry, aber ich kann so etwas nicht ab!", kam es nur von Jenny, bevor sie verschwand.
"Und was hast du schon wieder verbockt?", fragte Julia nun an Emely gerichtet. Diese zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
"Als das Chaos war, wo wir im Krankenhaus waren ist sie abgehauen, hat sich betrunken ohne Ende und ein Auto geklaut und als du dann gestern ins Krankenhaus gebracht wurdest, ist sie wieder los und hat sich betrunken, bis sie ins Krankenhaus musste.", schimpfte ich.
"Ja da war ich ja auch ein super Vorbild!"
"Das ist egal! Sie ist so einige Jahre jünger und sollte wissen, dass das für sie nicht gut ist!"
"Was war das denn für ein Auto? Wenigstens ein ordentlich schnelles?"
"Ein Ferrari. Demoliert bis zum geht nicht mehr und sie war die einzige, die es nicht geschafft hat ab zu hauen und dem armen Polizisten das Leben zur Hölle gemacht hat."
"Oh... Das wird teuer!"
"Und das bezahlt sie alles alleine! Genauso wie die Aktion mit dem Margen auspumpen auch! Das zahlt nämlich keine Krankenkasse! Eigene Dummheit sagen die da nur und genau das ist es!"
"So viel Taschengeld kann sie gar nicht bekommen, dass sie das alles finanzieren könnte!"
"Ich zahle keinen Cent!"
"Dann mach ich das eben.", mischte Ben sich ein.
"Du auch nicht! Da werde ich schon für sorgen! Wer den Mist baut, muss auch selber für gerade stehen! Das sehe ich gar nicht ein, dass wir das noch bezahlen!"
"Und wo soll sie das Geld her nehmen?"
"Wenn sie das alles versäuft kann ich da auch nichts für! Dann muss sie eben alles abarbeiten. Ich bezahle auf jeden Fall nichts!"
"Leute! Kommt mal runter! Das könnt ihr auch noch zuhause diskutieren!", meinte Julia nun.
"Ja. Das werden wir auch!", sagte ich wütend.
"Können wir dann jetzt nach Hause?", fragte Ben nun.
"Ich muss erst noch mit dem Arzt reden. Das versteht von euch keiner.", meinte ich und da kam auch schon der Arzt rein, um Julia zu untersuchen. Er erklärte ihr schließlich mit hunderten von Fachwörtern, was los war und schaute sie dann erwartungsvoll an.
"Lisa?", fragte Julia nur.
"Der Arzt meint, dass es dir erstaunlich gut geht und dass du noch heute auf die normale Station verlegt werden kannst.", erklärte ich knapp.
"Ich würde mich gerne auf eigene Gefahr selbst entlassen.", sagte Julia.
"Das dürfen wir erst morgen gestatten. Sie lagen immerhin im Koma. Damit ist nicht zu spaßen!", meinte der Arzt ernst.
"Ja. Morgen früh bin ich dann aber spätestens hier raus!"
"Wenn Sie meinen, dass sie das verantworten können, können wir sie da nicht von abhalten.", sagte der Arzt noch und verschwand dann.
"Du willst dich nicht ernsthaft morgen entlassen oder?", fragte ich nun entsetzt.
"Doch. Warum denn nicht?", fragte sie nur.
"Hallo?!? Du lagst im Koma und wärst uns fast gestorben! Normal bleibt man dann noch mindestens eine Woche im Krankenhaus!"
"Was soll ich denn hier? Mir geht's doch gut und zuhause ist viel zu tun. Die Kinder warten und ihr hängt mit den Pferden doch bestimmt völlig hinterher."
"Das kriegen wir schon hin."
"Ja klar. Euch haben jetzt vier Tage lang drei volle Arbeiter gefehlt und unter anderem Lisa! Das holt ihr nicht so einfach wieder rein! Ihr braucht Hilfe! Und das große Turnier ist doch auch bald!"
"Lisa, sie hat Recht! Wir brauchen Hilfe!", meinte Ben nun ernst.
"Wenn sie uns dann im Stall umkippt ist keinem damit geholfen!", widersprach ich.
"Dann müssen wir eben aufpassen, dass das nicht passiert, aber du weißt genauso gut, wie wir alle, dass uns Leute fehlen! Das hast du jetzt erst selber gesagt!"
"Ja, aber sie lag im Koma! Sie kann nicht einfach sofort wieder voll arbeiten!"
"Natürlich kann ich das! Warum auch nicht?", meinte Julia.
"Meine Güte, Julia! Du lagst bis vor ein paar Minuten noch im Koma! Da kannst du nicht sofort wieder voll anfangen!", schimpfte ich.
"Natürlich! Ich hab nur ein bisschen über den Durst getrunken!"
"Ein bisschen ist gut! Du wärst gestorben, wenn Jenny auch nur eine Stunde später gekommen wäre!"
"Aber sie ist doch pünktlich gekommen. Also ist alles gut und ich kann morgen weiter arbeiten! Irgendwie müssen die Pferde ja bewegt werden!"
"Das schaffen wir auch irgendwie alleine."
"Ja klar. Und dann machst du wieder nächtelang durch oder wie? Es reicht, dass du jetzt eine Woche lang so gut wie gar nicht geschlafen hast! Du brauchst auch mal ein bisschen Schlaf!", meinte Ben nun.
"Schlafen kann ich auch noch, wenn ich tot bin!"
"Das bist du bald, wenn du so weiter machst! Irgendwann brauchst auch du eine Pause und genug Schlaf sonst bist du bald die Nächste, die im Koma liegt! Du kannst nicht Tag und Nacht durch arbeiten! Das macht dein Körper irgendwann auch nicht mehr mit!"
Nun öffnete sich die Tür und Jenny stand im Raum.
"Leute, kommt mal wieder runter! Man hört euch bis draußen diskutieren! Wenn Julia sofort wieder arbeiten will dann soll sie das. Sie ist alt genug, um das selber zu entscheiden! Und mit Lisa ist es genau das Gleiche! Wenn sie meint sie müsste ewig durch arbeiten ist das ebenfalls ihre Sache!", schimpfte sie und alle waren ruhig.
"So. Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt mal wieder zurück fahren und gucken, dass wir mit den Pferden so weit alles hintereinander kriegen?", schlug sie dann vor.
"Ja. Die Idee ist gut. Die Pferde warten auf ihr Futter!", stimmte ich zu.
"Ich bleibe hier.", kam es leise von Johannes.
"Okay, aber bitte mach keinen Mist! Keine neuen Selbstmordversuche! Da hab ich echt keinen Nerv mehr für!", sagte ich zu ihm.
"Ich pass schon auf.", meinte Julia.
"Okay. Dann kommen wir spätestens morgen früh wieder und holen euch ab.", sagte ich noch und ging dann mit den Anderen zum Auto. Jennys Auto. Verdammt! Jetzt fuhr garantiert sie! Hoffentlich spielte da mein Margen mit!
Wir setzten uns nun ins Auto und Ben fragte besorgt: "Ist alles in Ordnung?"
"Ja. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich die Tasse Kaffee nicht lieber weg gelassen hätte.", sagte ich leise.
"Wieso? Ist dir schlecht?"
"Noch nicht."
"Achso. Die letzte Fahrt hast du auch überlebt."
"Ja, aber da hab ich vorher nichts gegessen oder getrunken."
"Na komm. Bei den Stechen mit Devil wird dir doch auch nicht schlecht."
"Das ist was anderes! Da lenke ich selber!"
"Jenny fährt schon seit Jahren so. Die kann das."
"Schön, dass du so viel Vertrauen in sie hast! Ich nicht."
"Keine Sorge. Ich pass schon auf dich auf. Das hab ich deinen Eltern versprochen.", meinte Ben und gab mit einen Kuss. Ich erwiderte diesen, bevor Jenny dann los fuhr und ich mich in den Sitz krallte. Ihrem Fahrstil traute ich noch nicht so wirklich und mit einem Blick zu Ben wusste ich, dass es ihm insgeheim genauso ging. Er gab es nur nicht zu, um mir Sicherheit zu geben. Aber gerade dafür liebte ich ihn so sehr. Er würde alles für mich tun. Wenn er müsste wahrscheinlich auch aus dem Fenster springen.
Momentan konzentrierte ich mich allerdings eher darauf, dass der Kaffee in meinem Margen blieb, denn Jenny nahm die Kurven ziemlich eng und sehr schnell! Das war schlimmer als jede Achterbahn! Fehlten nur noch die Loopings!
Ben schien mir an zu sehen, was los war, denn er legte sanft einen Arm um mich und flüsterte beruhigend: "Alles ist gut. Ich passe auf dich auf! Versprochen! Und es ist doch bei der Geschwindigkeit höchstens eine halbe Stunde, bis wir da sind."
Ich krallte mich nun an ihm fest und drückte mich nah an ihn.
"Alles ist gut!", flüsterte er immer wieder beruhigend.

Der falsche Sprung - KorrekturWo Geschichten leben. Entdecke jetzt