Kapitel 38

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Den gesamten Vormittag verbrachten wir damit uns zu unterhalten, bevor dann wieder Training mit Ginger anstand. Dieses verlief auch relativ gut bis auf den Punkt, dass die Stute noch immer nicht richtig am Zügel lief und wir daher immer wieder Fehler bei den Kombinationen und Distanzen hatten. Bei beiden war die Stute entweder zu schnell, oder zu langsam, da sie sich einfach gegen den Zügel wehrte. Egal, was ich machte, wir kamen nie passend in die Kombinationen und die Distanzen waren auch nicht gerade gut.
So gab ich nach etwa einer halben Stunde auf und ritt noch ein paar Dressur Lektionen, bevor ich sie dann trocken ritt und schließlich absattelte, um sie auf die Weide zu entlassen.
"Was machen wir jetzt?", fragte Emely nun.
"Ich muss drinnen eben noch ein bisschen telefonieren."
"Muss das sein?"
"Ja. Der Typ, der bei mir den Lehrgang reitet, wollte noch irgendwas wissen, ich muss die neue Besitzerin von Bahir noch anrufen und wegen dem großen Rennen, das in zwei Wochen statt findet, muss ich auch nochmal telefonieren."
"Wie lange dauert das?"
"Ungefähr eine halbe Stunde."
"Und was mach ich in der Zeit?"
"Du könntest mir einen Gefallen tun und die Pässe von den Verkaufspferden raus suchen."
"Okay. Dann hab ich wenigstens was zu tun."
Wir gingen nun also rein und waren kaum da, als ich auch schon das Telefon klingeln hörte. Schnell rannte ich in Richtung Büro, aber dann war es auch schon vorbei.
"Mist! 10 Anrufe in Abwesenheit! Das ist bestimmt Papa! Der ist jetzt garantiert schon wieder am austicken!", fluchte ich.
"Oh.", meinte Emely nur.
Ich rief nun Ben zurück und kaum stand die Verbindung, war er auch schon dran.
"Lisa?", fragte er besorgt.
"Ja. Was ist los?", fragte ich.
"Oh Gott! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du?"
"Mit Emely draußen. Warum rufst du nicht am Handy an?"
"Ich dachte das hast du sowieso nie dabei."
"Doch. Ich hab dir doch gesagt, dass ich mein Handy das ganze Wochenende dabei hab. Ich kenn dich doch. Da folgen garantiert irgendwelche Unfälle!"
"Bei euch ist aber alles okay?"
"Ja. Alles gut. Und bei euch?"
"Bis auf Muskelkater ohne Ende schon. Ja."
"Das ist normal. Du hast ewig nicht mehr gespielt."
"Ja. Ich weiß."
"Aber keine Unfälle?"
"Nein. Bis jetzt nicht."
"Was heißt bis jetzt? Wollt ihr noch welche?"
"Nein, aber wenn dann passieren die beim Spiel."
"Vermeidet das bitte, wenn's geht! Ich hab da echt keine Lust mehr drauf! Für dieses Jahr waren das jetzt genug Krankenhaus Aufenthalte!"
"Wir bemühen uns."
"Na dann ist ja gut."
"Ich muss jetzt auch wieder los. Die Jungs warten."
"Okay. Bis morgen!"
"Ja. Bis dann!"
Ich legte nun auf und wendete mich wieder Emely zu.
"Gut. Alles geklärt. Die Pässe sind drüben im Regal. Alle alphabetisch geordnet.", erklärte ich und begann dann damit im Regal zu kramen.
"Welche Pferde werden denn verkauft?", fragte Emely nun.
"Einen Moment. Ich such dir die Liste gleich raus.", meinte ich und kramte weiter. Kurze Zeit später drückte ich ihr dann eine zweiseitige Liste in die Hand und erklärte: "Das sind alle Verkaufspferde nach dem Alphabet geordnet aufgeschrieben. Du sortuerst die Pässe bitte so raus, dass der letzte Pass von dem letzten Pferd ganz unten liegt und der vom Ersten ganz oben."
"Okay. Mach ich.", meinte Emely und begann direkt damit. Ich suchte mir in der Zeit die Telefonnummer von dem Vielseitigkeits Reiter raus und rief diesen an. Da er allerdings nicht ans Telefon ging, machte ich dann weiter damit, dass ich die neue Besitzerin von Bahir anrief. Den jungen Schimmel Hengst hatte die Frau vor einem Monat gekauft und ich wollte mich nun erkundigen, wie die Beiden so miteinander klar kamen. So unterhielt ich mich nun eine Weile mit der Frau, bevor es dann mit dem nächsten Telefonat weiter ging. Hierbei ging es um ein großes Rennen, das in zwei Wochen statt fand. Hier wollten wir, wie jedes Jahr, einige Pferde starten lassen, da sie dort mehrere Tage lang verschiedene Rennen in fast allen Längen hatten.
"Könntest du mir mal bitte die Pässe von Kyros, Sheyla, Liliana, Raja, Sadik, Soraya, Zafira, Kabir, Zafir, Tahir, Salah, Munir und Malik raussuchen?", fragte ich nun.
"Alle?", fragte Emely erstaunt.
"Ja. Das sind alle Pferde, die in zwei Wochen starten. Die muss ich jetzt alle anmelden und dazu brauch ich die Pässe."
"Okay. Wenn du die mir nochmal langsam durch gibst."
Ich sagte nun nacheinander sie ganzen Namen und Emely suchte die einzelnen Pässe raus.
Als dann alle da waren, rief ich bei dem Veranstalter des Rennens an.
"Guten Tag! Sie sprechen mit der polnischen Rennveranstaltung. Wie kann ich Ihnen helfen?", meldete sich eine höfliche Stimme am anderen Ende.
"Guten Tag! Hier Lisa Michalòw vom Gestüt Michalòw. Ich würde gern mehrere Pferde für die Rennen in zwei Wochen melden."
"Okay. Sehr schön. Dann geben sie mir bitte mal durch, bei welchem Rennen sie gerne starten würden und die jeweiligen Pferdenamen mit Besitzer, Alter, Geschlecht und Reiter."
"Okay. Also fangen wir an bei dem Rennen über 160 km. Dort startet zuerst einmal Kyros. Das ist ein achtjähriger Hengst im Besitz von dem Gestüt Michalòw. Geritten wird er von Ben Michalòw. Bei dem selben Rennen startet auch Sheyla. Eine Stute, die genauso alt ist und ebenfalls im Besitzt vom Gestüt Michalòw ist. Sie wird von Lisa Michalòw geritten. Liliana ist 16 Jahre alt, eine Stute, ebenfalls im Besitz vom Gestüt Michalòw und wird von Tom Black geritten."
So gab ich ihr nach für nach alle 13 Pferde durch, die starten sollte.
"Gut. Das war's dann.", schloss ich schließlich.
"Okay. Vielen Dank für die Teilnahme an unseren Rennen! Wenn es noch Änderungen gibt, melden sie sich bitte unter der selben Nummer oder am Tag der Rennen an der Meldestelle."
"Ja. Wiedersehen!"
"Tschüss!"
Ich legte nun das Telefon weg und atmete erstmal tief durch. Es gab nichts schöneres, als 10 Minuten lang Pferdenamen mit allen dazugehörigen Daten vor zu lesen! Das war jedes Jahr wieder eine Qual! Aber die Frau freute sich bestimmt auch jedes Jahr auf's Neue, wenn sie zehn bis zwanzig Pferde von uns eintippen durfte.

Den Rest des Nachmittages verbrachten wir damit uns zu den Jungpferden zu setzen und uns über alle möglichen Themen zu unterhalten. Am Abend kamen dann auch die anderen drei wieder und wir kümmerten uns um die Pferde, bevor wir dann den letzten gemeinsamen Mädels Abend genossen. Am nächsten Nachmittag sollten die Männer ja dann wieder kommen.
Aus dem Mädels Abend wurde dann eher eine Mädels Nacht, denn wir machten einfach kurzerhand die ganze Nacht durch.

Am Morgen ging es dann wieder in den Stall, um die Pferde zu versorgen und dann hieß es aufräumen. Die Männer mussten ja nicht unbedingt wissen, dass wir den ersten Abend ohne sie mit einem Haufen Chips und Filmen und die nächste Nacht mit Alkohol, sinnlosen Gesprächen, noch mehr Filmen und noch einem Haufen Chips verbracht hatten. Die mussten ja auch nicht alles wissen.

Wir waren gerade fertig, als wir auch schon ein Auto an der Auffahrt parken hörten. Das mussten dann wohl die Männer sein. Also gingen wir nun raus und unsere Vermutung bestätigte sich, denn uns kamen drei völlig fertige Männer entgegen. Aber immerhin war keiner am humpeln und alle unverletzt. Sogar Ben hatte es ohne Unfälle geschafft.
Dieser kam nun auf mich zu und schloss mich direkt in seine Arme.
"Hey Schatz!", sagte ich und umarmte ihn ebenfalls.
"Hey Süße! Ich hab dich so vermisst!", flüsterte er und gab mir einen Kuss. Ich erwiderte diesen und flüsterte: "Ich dich auch."
Ben wand sich nun langsam wieder von mir ab und stattdessen Emely zu.
"Hey Große! Wie geht's dir? Ist bei dir auch alles gut?", fragte er.
"Ja. Alles super.", meinte Emely.
"Sehr schön! Dann bin ich zufrieden! Wie sieht's mit den Pferden aus?", fragte er nun wieder an mich gewandt.
"Bei denen ist auch alles gut. Ich hab auch mit der neuen Besitzerin von Bahir telefoniert. Die Beiden kommen auch super miteinander zurecht und für die Rennen in zwei Wochen sind auch alle Pferde gemeldet."
"Klasse! Also ein erfolgreiches Wochenende?"
"Ja. Relativ. Und wie war's bei dir? Habt ihr eine Chance?"
"Auf jeden Fall! Wir sind ein super Team! Tom spielt super gut und dein Bruder ist absolut genial im Tor."
"Im Tor?"
"Ja."
"Johannes im Tor?"
"Ja. Ich konnte es auch erst nicht glauben, aber er ist richtig gut!"
"Hoffentlich gibt das mal keine Unfälle!"
"Ach im Tor ist man noch am wenigsten gefährdet."
"Und was ist mit dir? Wo spielst du?"
"Mit Julian zusammen im Sturm."
"Na super. Also doch ein Krankenhaus Aufenthalt!"
"Nein. Da hatte ich eigentlich ausnahmsweise mal keine Lust drauf. Es wäre ganz schön, wenn ich dieses Mal verschont werden würde."
"Ich hoffe es! Ich hab da echt keine Lust mehr drauf!"
"Ich auch nicht. Das kannst du mir ruhig glauben."
"Dann lass uns jetzt rein gehen. So, wie du aussiehst, kannst du mal eine warme Dusche und gleich ein bisschen Schlaf gebrauchen.", schlug ich nun vor.
"Gute Idee.", stimmte Ben mir zu und so schob ich ihn erst einmal nach oben, um dann mit den anderen die Pferde zu versorgen.
Als die dann alle versorgt waren, gingen wir wieder rein und aßen gemeinsam etwas, bevor Jenny und Tom dann nach Hause fuhren. Wir gingen nun zu Bett und Ben schlief, fertig, wie er war, mit mir in den Armen sofort ein.

Die nächste Woche verbrachten wir damit die Pferde zu trainieren, die Zimmer für Julian und co vor zu breiten, die ja am Wochenende für das Spiel vorbei kamen und bei uns schliefen, und nebenbei schonmal alles für die Rennen am Wochenende danach zu organisieren. Emely bekam für die Zeit eine Schulbefreiung und auch die Kinder von Julia und Johannes waren in der Zeit vom Unterricht frei gestellt. So konnten alle mitkommen und wir hatten vielleicht genug Pfleger und Reiter.
Am Wochenende war es dann so weit. Ben wurde mit jedem Tag, der verging hibbeliger und auch Johannes und Tom wurden zunehmend aufgeregter. Freitag Abend trafen dann Julian und co ein und belegten ihre Zimmer. Am späten Abend trainierten die Männer dann noch einmal gemeinsam, bevor es dann am Samstag los ging. Alles war vorbereitet. Der Platz war frisch abgestreut, die Trikots fertig gedruckt, die Taschen gepackt und ich hatte schonmal meinen Erste Hilfe Koffer parat gelegt. So wie ich die Jungs kannte, konnte das einfach nicht ohne Unfälle gut gehen.

Eine Stunde, bevor das Spiel dann beginnen sollte, fuhren wir zum Sportplatz, wo die Männer sich umzogen, während wir schon einmal ein paar Bänke herbei rückten und warteten. Nach einer Weile konnten wir dann noch zuschauen, wie sich alle warm machten und dann ging es auch schon los. Der extra angeheuerte Schiezrichter pfiff an und los ging es.
Nach dem Anpfiff kickte Ben den Ball Julian entgegen und dieser lief über die rechte Seite und schoss ihn vor das Tor. Ben war in der Zwischenzeit zum Tor gerannt und köpfte den Ball ins Tor. Der Torwart konnte ihn allerdings noch in der letzten Sekunde halten und warf ihn einem von den Gegenspielern entgegen. Schon ging es wieder in die andere Richtung.
So ging es eine ganze Weile hin und her und ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was die da machten, bis Ben dann kurz vor Ende der ersten Halbzeit auf einmal ein Tor schoss. Okay. Das bekam ich auch erst mit, als Julia es mir sagte. Dafür jubelte ich dann am lautesten.
"Mama, du bist peinlich!", kam es nur von Emely, bevor sie sich verkrümelte.
"Ich weiß gar nicht, was sie hat.", meinte Julia schulterzuckend.
"Ich auch nicht.", meinte ich.

Der falsche Sprung - KorrekturWo Geschichten leben. Entdecke jetzt