Johannes Sicht:
Im Windes Eile rannte ich ins Haus, aber dort war keine Spur von Julia. Wahrscheinlich war sie bereits am Schlafen. Es war ja immerhin schon ziemlich spät. So beschloss ich nun erst einmal nach den Kindern zu sehen, aber die waren nicht da und es war auch keine Spur von ihnen zu sehen. Auch ihre kompletten Kleiderschränke und Regale waren leer geräumt. Nichts war mehr da.
Panisch ging ich weiter zu Julias und meinem Zimmer und wollte die Tür aufmachen, aber diese war abgeschlossen und bewegte sich keinen Millimeter.
"Julia mach auf!", rief ich, aber von drinnen kam keine Reaktion.
"Bitte!", fügte ich hinzu, aber Julia ignorierte mich auch weiterhin.
"Verdammt die Kinder sind weg!", rief ich nun in der Hoffnung, dass sie auf machte, aber sie rief nur zurück: "Ja und ich auch gleich!"
"Was?", fragte ich geschockt.
"Frag nicht so blöd! Du hast mich schon verstanden!", kam es zurück.
"Schatz..."
"Dein Schatz kannst du dir sonst wohin stecken!!!! Geh wieder zu deiner ach so tollen Schwester!! Los verpiss dich! Du hast hier nichts mehr zu suchen!!"
"Verdammt Julia!"
"Ich sagte hau ab!"
"Warum bist du so? Bitte erklär es mir!"
Vor mir wurde nun die Tür aufgerissen und meine Frau kam mit rot geweinten Augen raus.
"Das fragst du noch? Ernsthaft?!?", fragte sie wütend und ich konnte Enttäuschung in ihren Worten erkennen. Hinter ihr stand ein gepackter Koffer.
"Ja. Das frage ich.", sagte ich ernst. Ich sah nun, wie eine Träne ihre Wange herunter rollte und sie sagte verzweifelt: "Seit 12 verdammten Jahren haben wir nichts mehr zusammen gemacht. Nichts. Bald verschwindest du wieder zum Fußball spielen und ich??!! Denkst du auch mal an mich??? Scheiße man warum hab ich dich eigentlich geheiratet???"
"Weil du mich liebst?", fragte ich mehr, als ich es sagte.
"Nein!!! Ganz sicher nicht!!"
"Was...? Jule, was redest du da?"
"Die Wahrheit!", rief sie wütend und warf den Koffer die drei Stufen hinter sich runter.
"Jule...Schatz...bitte!!!", flehte ich und schon landete ihre Faust in meinem Gesicht. Meine Nase schmerzte ziemlich, aber das war mir im Moment egal. Ich wollte nur Julia wieder. Meine Jule. Meinen Engel. Langsam ging ich einen Schritt auf sie zu.
"Ich hasse dich!", schrie sie unter Tränen und ging einen Schritt zurück. Dort war allerdings die kleine Treppe mit drei Stufen, die sie nun runter fiel. Geschockt hielt ich inne, aber Julia stand sofort wieder auf und ging weiter. Ich ging ihr hinterher und rief: "Julia!!! Warte doch!!!"
"Nein!!! Ich habe 12 Jahre gewartet!!! Jetzt nicht mehr!", kam es von ihr zurück
"Jule! Bitte! Du bist doch mein Engel!"
Weinend brach sie nun zusammen, aber ich konnte sie noch rechtzeitig packen und schlang meine Arme um sie. Nah zog ich sie an mich und strich ihr sanft über den Rücken.
"Ich will doch nur wieder von dir geliebt werden!", schluchzte sie.
"Ich werde alles tun was dich glücklich macht, aber bitte geh nicht! Ich liebe dich einfach zu sehr, um ohne dich leben zu können!", flehte ich, doch Julia schwieg.
"Ich tue alles! Schatz wenn du willst heirate ich dich auch nochmal!", bittete ich weiter.
"Halts Maul und küss mich!", kam es nun von Julia. Dies tat ich natürlich nur zu gerne und legte sanft meine Lippen auf ihre.Julias Sicht:
Ich erwiderte noch immer weinend und kuschelte mich dann dicht an ihn.
"Bitte mach nie wieder so einen Mist!", sagte Johannes nun.
"Wenn du mich wieder liebst.", schluchzte ich.
"Ich habe nie aufgehört dich zu lieben und das werde ich auch nie.", sagte Johannes und wollte noch etwas sagen, aber ich stoppte ihn mit einem Kuss, den er sofort erwiderte. Da schmeckte ich etwas auf seinen Lippen, dass da eindeutig nicht hingehörte. Langsam löste ich mich von ihm, um mich zu vergewissern, aber ich hatte Recht. Es war Blut und es kam aus seiner Nase.
"Schatz?", begann ich leise.
"Ja Süße?", fragte er.
"Wir müssen zum Arzt.", flüsterte ich mehr als das ich es sagte.
"Warum? Geht es dir nicht gut? Hast du Schmerzen?", fragte Johannes sofort besorgt.
"Nein...aber...du blutest...Ich glaub ich hab dir dir Nase gebrochen.", krächzte ich nun mehr als dass ich es sagte.
"Was?", fragte er und fasste sich an die Nase. Nach der Berührung zuckte er zusammen und besah sich seine Hand, bevor er taumelte und umkippte.
"Hanni!! Scheiße man, kratz mir jetzt nicht ab!", rief ich erschrocken und fiel neben ihm auf die Knie. Vorsichtig gab ich ihm ein paar Backpfeifen, aber er reagierte nicht. "Hanni!", schluchzte ich unter Tränen und schüttelte ihn leicht, aber er regte sich noch immer nicht.
"Hanni! Bitte! Ich brauche dich!!", flehte ich, aber er regte sich nicht. Verdammt! Was machte ich denn jetzt? Ich brauchte Hilfe! Dringend! Ich kramte mein Handy heraus und wählte die Nummer vom Notdienst, aber kurz vor der letzten Zahl wurde mein Display dunkel. Scheiße! Warum musste dieser verkackte Akku eigentlich immer leer sein, wenn man ihn brauchte? Verdammt ich brauch irgendjemanden, der sich mit so etwas auskennt.
"Lisa!", sagte ich zu mir selbst.
"LISAAAA!!!!!!!!!!!!", rief ich dann so laut ich konnte.
"Was macht ihr denn hier für einen Krach? Andere Leute wollen vielleicht schlafen!", kam es schimpfend von oben, bevor Emely hervor trat.
"Halt die Klappe! Wo ist deine Mutter?", schluchzte ich. Emely schien jetzt erst zu sehen,was hier wirklich los war und fragte: "Scheiße! Was ist denn hier los?"
"Wo ist deine Mutter?", fragte ich erneut.
"Äh... Draußen?"
"Holen! Schnell! Oder Krankenwagen!", wies ich sie an. Emely ging nun raus und rief: "Mum!", doch es kam keine Reaktion.
"MUM!!!!", schrie sie nun.
"Was denn?", hörte ich Lisa nun fragen.
"Ganz schnell rein und helfen!", meinte Emely und schob Lisa vor sich her zu uns rein.
"Ach du Scheiße!", kam es nur von Lisa, bevor sie sich neben mich kniete und fragte: "Was ist passiert?"
"Wir haben uns gestritten... und ich hab ihm glaube ich aus Versehen die Nase gebrochen... Dann haben wir uns wieder vertragen und dann ist er umgekippt.", schluchzte ich völlig fertig und fügte dann noch hinzu: "Ich will ihn nicht verlieren!"
"Das wirst du nicht. Hat er das Blut gesehen?", fragte Lisa nun.
"Ja.", schluchzte ich.
"Und danach ist er umgekippt?"
"Ja."
"Okay. Dann ist alles gut. Beruhig dich. Das kriegen wir hin."
"Was hat er denn?"
"Er kann kein Blut sehen. Das ist das einzige Problem."
"Jetzt echt?"
"Ja. Also ist alles gut und du kannst dich beruhigen. Das krieg ich wieder hin."
"Sicher?"
"Ganz sicher. Vertrau mir. Ich hab ihn schon oft genug umkippen sehen. Ich weiß, was ich da machen muss."
"Okay. Dann mach.", schluchzte ich. Lisa begann währenddessen nun ihm leichte Backpfeifen zu geben. Diese wurden langsam immer härter und sie sagte dabei seinen Namen, bis Johannes tatsächlich seine Augen öffnete.
"Oh Gott Hanni!", schluchzte ich und fiel ihm um den Hals.
"Was ist denn mit dir los? Ist doch alles gut.", meinte Johannes nur.
"Nein! Nichts ist gut! Verdammt ich glaub ich hab dir die Nase gebrochen und du bist umgekippt und..."
"Ganz ruhig Süße. Alles ist gut."
"So. Jetzt müsste ich mal eben.", meinte Lisa nun und rutschte nach vorne sodass sie nun vor seinem Kopf kniete.
"Was wird das Schwesterherz?", fragte Johannes.
"Ich taste jetzt mal deine Nase ab und gucke mal, ob Julia auch richtig zugeschlagen hat.", meinte Lisa.
"Lass das mal lieber.", meinte Johannes.
"Garantiert nicht! Wenn die richtig gebrochen ist, müssen wir ins Krankenhaus."
"Ist sie schon nicht."
"Das kann ich erst beurteilen, wenn ich dich abgetastet hab."
"Das tut aber weh!"
"Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen!"
"Wenn du still hältst bekommst du auch einen Kuss.", meinte ich nun.
"Ach man!", sagte Johannes nun angenervt.
"Ich mach auch ganz vorsichtig! Versprochen!", sagte Lisa.
"Wenn's unbedingt sein muss.", meinte Johannes nun.
"Okay. Du musst nur still halten sonst tut es noch mehr weh."
"Mach ich schon."
Ich nahm nun seine Hand und strich sanft immer wieder mit dem Daumen über seinen Handrücken. Lisa näherte sich währenddessen langsam seiner Nase. Als sie diese berührte zuckte Johannes leicht zusammen, aber er riss sich zusammen und hielt so gut es ging still.
Lisa tastete nun vorsichtig seine Nase ab, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte still zu halten. Ich hielt seine Hand und strich immer wieder sanft über seinen Handrücken in der Hoffnung, dass das ihn irgendwie beruhigte.
"Ich bin schon fertig.", meinte Lisa nun.
"Und?", fragte ich.
"Die ist gebrochen. Wenn du Glück hast nur angebrochen, aber der Knochen ist auf jeden Fall angeknackst.", war Lisas Fazit.
"Ups.", meinte ich nur.
"Schon okay Süße.", meinte Johannes mit noch immer schmerzverzerrtem Gesicht.
"Hast du starke Schmerzen?", fragte ich besorgt.
"Es geht so.", kam es von ihm zurück.
"So dann würde ich sagen machen wir jetzt mal einen Ausflug zum Krankenhaus. Emely, du hältst hier die Stellung und machst bitte keinen Mist. Ich schicke Jenny zu dir.", wies Lisa nun an.
"Ich brauch keinen Aufpasser!", schimpfte Emely.
"Doch brauchst du. Ich kann mich nur zu gut dran erinnern, was passiert ist, als wir dich das letzte Mal alleine gelassen haben. Das brauch ich nicht nochmal!", meinte Lisa.
"Das ist doch schon ewig her!"
"Also ein halbes Jahr würde ich jetzt nicht als ewig bezeichnen. Leg dich hin ich ruf Jenny an.", sagte Lisa und Emely verschwand genervt.
"Wer fährt?", fragte Lisa nun und direkt richteten sich alle Blicke auf Ben.
"Ja. Ich fahr ja schon.", meinte dieser und holte seine Schlüssel hervor.
Lisa und ich halfen nun Johannes hoch und gingen dann mit ihm zum Auto. Das hatten wir zumindest vor, aber es funktionierte nicht so ganz, da Johannes durch die gebrochene Nase und vielleicht auch die kurze Bewusstlosigkeit ziemliche Kreislauf Probleme hatte.
"Kipp mir jetzt bitte nicht schon wieder um sonst werd ich sauer!", sagte ich, während ich mich bei ihm einharkte, um ihn wenigstens ein wenig stützen zu können.
"Alles dreht sich.", meinte Johannes und blieb stehen.
"Das ist normal. Dadurch das deine Nase...ja... sagen wir mal außer Gefecht gesetzt ist, ist dein Kreislauf geschwächt und dass du danach umgekippt bist und eine ganze Weile gelegen hast, macht das Ganze auch nicht besser.", erklärte Lisa. Ich lag mit meinen Vermutungen also gar nicht so daneben.
"Und was kann man dagegen jetzt machen?", fragte Johannes.
"Meine Güte ich bin keine Krankenschwester! Ich hab da zwar Ahnung von, aber ich hab das bisher nur bei Tieren angewendet! Ich könnte dir jetzt sagen, was man Tieren dann gibt, aber das bringt dir nicht viel!", schimpfte Lisa.
"Schatz, bleib locker!", kam es von Ben.
"Ist ja schon gut.", meinte Lisa.
Zu zweit stützen wir Johannes nun und verfrachteten ihn irgendwie ins Auto, um dann mit ihm zum Krankenhaus zu fahren.
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Der falsche Sprung - Korrektur
Random"Der Falsche Sprung" ist der vierte Teil mein Buchreihe über die Bewohner des Gestüts Michalòw. Emely Michalòw ist mittlerweile 16 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Hier wiederholte sie alles, was Lisa damals bereits mit 13 Jahren gemacht...