Ich legte nun auf und legte mein Handy dann an die Seite, um noch etwas am meinem Papierkram weiter zu machen, den ich mir bereits am Morgen hier her geholt hatte. Da ich einmal dabei war, fertigte ich dann auch gleich den Plan für den nächsten Tag an. Dann herrschte vielleicht nicht so viel Chaos. Das funktionierte allerdings nicht so wirklich, denn egal, wie ich es drehte, ich bekam einfach nicht alle Pferde unter. Dazu waren es einfach viel zu wenig Leute. Man konnte einfach nicht mit drei Leuten weniger genauso viele Pferde bewegen! Und wenn man es genau nahm, waren es sogar vier, weil Emely auch ein paar Pferde ritt. Das war einfach unmöglich! Dafür fehlten einfach zu viele und wir waren allgemein eigentlich zu wenig für so viele Pferde und jedes Jahr kamen noch neue dazu. So langsam bräuchten wir mal wieder ein paar neue Angestellte oder wir müssen ein paar Pferde verkaufen. Da wir momentan allerdings sowieso nach neuen Leuten suchten, würden wir wohl eher neue Leute einstellen und wenn es so weiter ging konnten wir den Stall bald ausbauen, weil wir so langsam nicht genügend Kapazitäten für die ganzen Pferde hatten. Immerhin hatten wir die ganzen Jahre zuvor immer nur so um die 100 bis 200 Pferde im Stall stehen und den Rest als Gastboxen frei. Momentan hatten wir über 300 Pferde und die Boxen waren bis auf ein paar freie Gastboxen alles besetzt. Dazu kam noch, dass wir in diesem Jahr viele Jungpferde behalten würden und dass Ben auch wieder neue Pferde kaufen wollte. Also mussten wir dringend ausbauen. Am besten noch dieses Jahr, aber das konnte sich schwierig gestalten. Immerhin neigte sich der Sommer dem Ende zu und da war es nicht so vorteilhaft dann noch eine riesige Baustelle an zu fangen. Am besten wäre nächstes Frühjahr. Da hatte ich zwar die ganzen Turniere, aber die Bauarbeiten konnte Stuart auch kontrollieren. Das machte er bestimmt liebend gerade. Da hatte er endlich wieder jemanden zum drangsalieren. Ben ließ das ja zum Glück nicht mehr mit sich machen. Da fehlte ihm das garantiert.
So beschäftigte ich mich so ziemlich den gesamten Tag, bis ich am Abend von dem Klingeln meines Handys aus den Gedanken gerissen wurde.
"Ja?", meldete ich mich.
"Mum, wo bist du?", kam es kläglich von der anderen Seite der Leitung.
"Ach du bist auch mal wach geworden.", bemerkte ich.
"Wo bist du?"
"Bei Johannes im Gästezimmer."
"Kannst du kommen?"
"Wieso?"
"Bitte!"
"Einen Moment. Ich komme sofort.", sagte ich und legte nun wieder auf.
"Was ist los?", fragte Johannes, der davon scheinbar wach geworden war.
"Das war Emely. Ich muss bei der mal eben gucken.", meinte ich.
"Okay."
"Ich bin sofort wieder da.", sagte ich noch und stand nun auf, um zu Emelys Zimmer zu gehen.
Dort angekommen klopfte ich an die Tür.
"Ja?", kam es von drinnen. So ging ich nun rein und schloss die Tür hinter mir.
"Was ist los?", fragte ich und setzte mich neben Emely auf das Bett.
"Was hab ich gemacht, dass es mir so beschissen geht?"
"Dich total besoffen und danach Mist gebaut ohne Ende."
"Scheiße, was hab ich denn getrunken?"
"Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass du ganz tief in der Scheiße steckst!"
"Nicht so laut!"
"Ganz ehrlich! Eigentlich müsste ich dich jetzt so richtig anschreien. Schon allein, weil du einfach so abgehauen bist, obwohl ich gesagt habe, dass du schlafen und nichts anstellen sollst!"
"Mum, bitte! Hab erbarmen!"
"Ist ja schon gut, aber bau mir ja nicht nochmal so einen Mist!"
"Verdammt ich weiß ja nichtmal mehr, was ich gemacht hab!"
"Das willst du nicht wissen. Glaub mir."
"Warum? So schlimm?"
"Du hast einen Polizisten angemacht und wolltest mit dem schlafen!"
"Scheiße! Ich kann nie wieder raus gehen!"
"Nein, aber das wirst du wohl müssen."
"Hast du Kaffee da?"
"Ne, aber du kannst dir unten gerne einen machen."
"Hast du vielleicht auch irgendwas gegen Kopfschmerzen?"
"Setz dich unten in die Küche. Ich such dir alles raus, aber ich muss dann wieder zu Johannes."
"Warum? Kannst du nicht bei mir bleiben?"
"Johannes ist im Moment deutlich ärmer dran als du und außerdem bin ich auf dich immer noch sauer!", schimpfte ich und ging dann runter in die Küche, um ihr alles hin zu legen, was sie brauchte. Wenig später kam Emely dann auch und setzte sich an den Tisch. So verschwand ich nun wieder in das Gästezimmer, wo Johannes sich mittlerweile auf das Bett gesetzt hatte und apathisch an die Wand starrte vor der noch immer die Scherben der Vase lagen. In dem ganzen Chaos hatte noch niemand Zeit gefunden sie weg zu räumen.
"Ist alles okay?", fragte ich besorgt und setzte mich zu ihm.
"Nichts ist okay. Das Leben ist scheiße!", meinte Johannes. Oh Gott! Jetzt wurde er auch noch depressiv!
"Warum lebe ich überhaupt noch?", redete er weiter. Okay. Jetzt reichte es aber!
"Johannes hör zu! Dein Leben ist mehr als nur lebenswert! Hör auf so depressiv zu sein!", stoppte ich ihn.
"Mein Leben ist ohne sie völlig wertlos.", meinte Johannes und stand nun auf, um eine der Scherben auf zu heben. Scheiße! Kam der jetzt etwa auf komische Gedanken? Schnell sprang ich auf und sah, wie die Scherbe auch schon über seiner Pulsader lag und die Haut darüber leicht anritzte. Sofort eilte ich zu ihm und sagte verzweifelt: "Lass die Scheiße!"
Johannes schüttelte den Kopf und übte Druck auf die Klinge aus. Blut tropfte und das ließ mich nun doch ziemlich hysterisch werden.
"Johannes, lass das! Julia braucht dich!", schrie ich nun schon fast und versuchte ihm irgendwie die Scherbe aus der Hand zu ziehen.
"Nein das tut sie nicht! Sonst wäre sie nicht weg gefahren!", meinte Johannes und schon schnitt die Scherbe noch etwas tiefer in seine Haut.
"Aber ich tue es!", schrie ich hysterisch und erwischte nun die Scherbe. Schnell warf ich sie auf den Boden und umfasste seinen Arm an der Stelle, wo die Wunde war und das Blut über seinen Arm lief.
"Johannes bitte! Lass es! Ich brauche dich! Du bist der Einzige, den ich noch habe! Bitte!", flehte ich. Er nickte nur und ich fiel ihm um den Hals. Wie ich das geschafft hatte, ohne seinen Arm los zu lassen, wusste ich nicht, aber irgendwie hatte ich es scheinbar geschafft.
Ich löste mich nach einer Weile von ihm und Johannes musste natürlich erst einmal an sich runter gucken. Und was passierte? Natürlich. Er kippte mir erstmal um. Na super. Als hätte er nicht schon genug Mist gemacht!
"Emely!!!", reif ich nun laut und wenig später stand diese auch schon im Raum.
"Ach du Scheiße! Was geht denn hier ab?", kam es von ihr nur.
"Bring mir mal bitte mein Handy. Das liegt da auf dem Tisch.", wies ich sie an. Sie tat dies und drückte mir mein Handy in die Hand.
"Ich hab nur eine Hand frei. Du musst wählen.", erklärte ich.
"Was denn?", fragte sie.
"Papas Nummer. Ist unter Ben eingespeichert.", wies ich sie an. Emely tat dies und drückte mir dann mein Handy in die Hand.
"Verbandskasten! Im Büro!", sagte ich noch zu Emely und diese verschwand.
"Ja?", meldete Ben sich nun.
"Wo bist du?", fragte ich.
"Gerade im Stall. Wieso?", fragte Ben.
"Komm mal ganz schnell ins Gästezimmer. Ich brauch hier mal deine Hilfe."
"Wieso? Was ist passiert? Ist bei dir alles in Ordnung?"
"Frag nicht, sondern komm einfach!", sagte ich und legte auf, um mein Handy dann wieder an die Seite zu legen. Da kam auch schon Emely mit dem Verbandskasten wieder.
"Aufmachen und Verbandszeug rausholen.", wies ich sie an.
"Okay.", sagte sie und suchte langsam alles raus, was ich brauchte.
"Ein bisschen schneller, wenn's geht!", sagte ich.
"Ich mach ja schon!", meinte Emely uns kippte kurzerhand einfach den kompletten Kasten aus. Ich suchte mir schnell alles zusammen und machte mich daran Johannes Wunde ordentlich zu verbinden und die Blutung irgendwie zu stoppen.
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Der falsche Sprung - Korrektur
Random"Der Falsche Sprung" ist der vierte Teil mein Buchreihe über die Bewohner des Gestüts Michalòw. Emely Michalòw ist mittlerweile 16 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Hier wiederholte sie alles, was Lisa damals bereits mit 13 Jahren gemacht...