Das Richtige im Falschen

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„Du kannst ihn nicht aus dem Gefängnis holen, nur weil du glaubst, dass er nichts damit zu tun hat", FP geht in seiner Vaterrolle mehr und mehr auf, „so läuft das nicht, Greta."

Ja, so läuft das nicht. Es ist wie mit einem Ohrwurm. Er endet erst, wenn du das Lied hörst. Und mein Ohrwurm ist dieses Bild. Ich werde seinen Anblick nicht los. Gegen den Spint gedrückt, kochend vor Wut. Eine Sekunde, nur für eine Sekunde haben sich unsere Blicke gefunden und in dem Chaos um uns herum sofort wieder verloren. Aber sie lässt mich nicht los.

„Tu, was du nicht lassen kannst", FP zuckt gleichgültig mit den Schultern, „aber falls an der Sache was dran ist, dann will ich, dass du dich in Zukunft von ihm fernhältst."

Sagt der Mann, der mich dazu gedrängt hat, bei ihm einzuziehen. Ich greife nach meiner Jacke und verlasse den Trailer. Es ist das erste Mal seit meinem überstürzten Umzug, dass ich auf die Northside zurückkehre. Und das erste Mal seit meiner Verhaftung, dass ich die Tür des Polizeipräsidiums öffne, ohne dass ich weiß, was mich erwartet.
Ich halte Ausschau nach Sheriff Keller. Dem einzig vertrauten Gesicht hier.

„Greta? Was machst du denn hier?", er entdeckt mich zuerst. Ich fahre herum und versuche, gefasst zu wirken. Ich will anwaltliches Selbstbewusstsein ausstrahlen.

„Ich will zu Sweet Pea."

„Sweet Pea?", wiederholt er grübelnd, „einer deiner Serpent-Freunde?"

Er weiß genau, von wem ich spreche. Sie müssen seine Personalien aufgenommen haben und ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, er ist der Einzige mit diesem Namen.

„Ich will ihn sehen."

Ich bin nicht bereit, mich auf im Kreis führenden Diskussionen einzulassen. Mit verschränkten Armen warte ich seine Antwort ab.

„Fünf Minuten", er bedeutet mir, ihm zu folgen. Er führt mich zu den Zellen. Ein vertrauter Anblick. Zwei-, dreimal ist mein Vater hier gelandet. Aber er ist nie länger als eine Nacht geblieben. In der letzten Zelle sitzt Sweet Pea an die Wand gelehnt auf einer Metallpritsche und hebt den Kopf, als er uns bemerkt.

„Fünf Minuten", wiederholt der Sheriff und lässt uns allein. Wahrscheinlich stoppt er die Zeit.

„Du hast ihn gehört", sage ich schroff, „also, nimmst du Drogen? Ja oder nein?"
Wir haben keine Zeit für Höflichkeiten.

„Nein!", er erhebt sich von der Pritsche und kommt an die Gitterstäbe.

„Aber in deinem Spint waren Drogen? Sonst wärst du nicht mehr hier."

„Ja", antwortet er, „es ist nicht so -"

„Wie ich denke? Oh bitte. Du verkaufst sie, oder?"

Er sträubt sich gegen eine Antwort. Das ist Bestätigung genug.

„Ja."

Würden uns nicht Gitterstäbe trennen, ich würde ihn ohrfeigen. So ziehe ich nur meine Hände von den Stäben zurück, die ich fest umklammert gehalten habe, trete einen Schritt nach hinten und nicke ihm zu.

„Warum?"

„Ich kanns dir nicht sagen, Greta."

„Dann sag mir für wen. Oder irgendwas! Sag mir irgendetwas!"

Ich wollte nicht die Fassung verlieren, wollte einen kühlen Kopf bewahren, aber da bin ich noch fest davon ausgegangen, dass er unschuldig ist und die Polizei die Serpents nur schikanieren möchte.

„Ich kann nicht!"

„Du könntest", schreie ich, „aber du bringst es einfach nicht über dich!"

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt