Sweet Pea

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What, you'll ask for help from the Serpents when you need it, but you won't hang with us?

Sweet Pea


Am nächsten Morgen werde ich durch ein energisches Hämmern gegen die dünne Holztür geweckt und schrecke verwirrt auf, während Jug an mir vorbeischlufft, um zu öffnen. 

"Betty?"

Mit wippendem Zopf betritt sie das Zimmer und sieht mich erstaunt an. Ja, ich bin der einzige Mensch, der ein warmes, aufgeräumtes Einfamilienhaus gegen einen baufälligen Trailer tauscht. 

"Oh. Wenn ich gewusst hätte, dass du hier schläfst, hätte ich dir auch Kaffee mitgebracht", sie deutet auf die beiden Pappbecher in ihren Händen, "willst du meinen haben?"

"Nein, alles gut", winke ich müde ab. Mit so viel positiver Energie kann ich zwei Minuten nach einem unsanften Erwachen nichts anfangen. 

"Waren wir verabredet?", fragt Jughead. 

"Dein Vater wird entlassen", informiert sie ihn aufgeregt.

"Was? Woher weißt du das?"

"Kevin hat seinen Vater belauscht", erklärt sie aufgeregt, "ich weiß nichts genaues, aber scheinbar hat Cheryl nochmal mit der Polizei geredet."

Betty drückt ihm einen der Becher in die Hand und setzt sich dann neben mich auf die Couch. Ich ziehe meine Beine ein und die Decke bis zum Kinn. 

"Ich habe Archie mein altes Handy gegeben und unsere Nummern eingespeichert", sagt sie, "dann kannst du uns jederzeit erreichen."

"Ähm", ich werfe Jug einen kurzen Blick zu und schenke Betty dann ein gezwungenes Lächeln, "danke."

"Keine Ursache. Und wir sammeln ein paar Klamotten für dich", ihre gute Laune verursacht wirklich Kopfschmerzen. Betty scheint eines der Mädchen zu sein, die immer alles im Griff haben. Nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch die aller anderen. Ich sehe mich in rosa Pullis, hellen Jeans und blumigen Sommerkleidern. Oder viel eher sehe ich mich nicht darin. 

Jug tigert währenddessen auf und ab. 

"Ich fahre zur Polizei", beschließt er, "ich muss mit meinem Dad sprechen."

"Ich fahre dich", bietet Betty an. Bitte. Bitte lasst mir zwei Stunden, in denen niemand mit seinem persönlichen Drama hier auftaucht. Ich möchte nur auf dieser versifften Couch liegen und nachdenken. 

"Mach niemandem auf", lautet Jugs letzter Rat, was angesichts von Archies Wagen direkt vor dem Trailer nicht sein bester ist. Aber ich nicke artig. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, lasse ich mich erleichtert zurück in mein Kissen fallen. 

Als ich in eine Art unruhigen Dämmerschlaf sinke, klopft es. Genervt schlage ich die Decke zurück und stehe auf. Ich mache mir nicht die Mühe, einen Blick durchs Fenster zu werfen, sondern öffne die Tür so unbedarft, als habe ich jahrelang nichts anderes gemacht. Fuck. Die Augen, in die ich blicke, habe ich schon so oft und gleichzeitig schon sehr lange nicht mehr gesehen.

Ich will die Tür reflexartig zudrücken, doch Sweet Pea stemmt sich mit aller Kraft dagegen und steht schneller im Trailer, als ich „Verpiss dich!" rufen kann. 

"Was soll das?", fahre ich ihn an. In einer von Jugs Jogginghosen und meinem alten Shirt komme ich mir seltsam verletzlich vor. Ich verschränke die Arme vor der Brust. Abweisend. Sweet Pea starrt mich an.

"Was?!", ich fühle mich unter seinem Blick unwohl. Er sagt nichts. Ungewohnt für jemanden, der sonst nie die Klappe halten kann. Er war immer der Vorlaute, der uns ständig in Schwierigkeiten gebracht hat. 

"Falls du darauf wartest, dass ich mich bei dir bedanke, spar uns beiden die Zeit. Das wird nicht passieren."

Er mustert mich eindringlich. Langsam weicht meine Wut über sein Erscheinen einer quälenden Unsicherheit. Wir stehen uns einfach nur gegenüber und sehen uns an. Sein Blick gleitet über die heilenden Wunden an meiner Schläfe.

"Wer war das?", fragt er mit rauer Stimme. Ich taste nach der größten Wunde auf meiner Stirn. 

"Keine Ahnung."

"Du weißt es nicht?", er ist überrascht.

"Nein, ich weiß es nicht", fahre ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen an.

"Wohnst du jetzt bei Jones?"

Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Dieser Trailer war immer mehr mein Zuhause als mein eigentliches es je hätte sein können.

"Nein."

Er ringt mit den Händen.

"Verdammt, mach's mir nicht so schwer."

"Was denn? Ich weiß nicht, was du von mir willst", erwidere ich, halb verwirrt, halb wütend. 

"Was machst du hier?", will er wissen.

"Ich weiß es nicht!"

"Wenn sie erfahren, dass du wieder da bist, dann -"

"Stellen sie mich vor das Serpent-Gericht? Dann solltest du mich besser nicht verraten."

"Du könntest die Aufnahmeprüfung wiederholen", schlägt er vor, "und dich von den Serpents beschützen lassen."

Die Aufnahmeprüfung wiederholen? Wir sind hier nicht auf der Highschool, das ist das echte Leben. Wenn sie wirklich loyal wären, würden sie mich ohne lästige Prüfungen aufnehmen und keine Fragen stellen. Aber sie sind nicht loyal, sie sind nachtragend. Sie haben nie hinterfragt, warum ich verschwunden bin, weil jeder es wusste. Ich hasse diese Doppelmoral. Wir wollten mal anders sein. Jug, Sweet Pea und ich. Und als es darauf ankam, war ich die Einzige, die es durchzog. Ich habe das weder vergessen, noch habe ich ihnen verziehen.

"Ich brauche ihren Schutz nicht."

Sein Gesichtsausdruck wechselt von Spott zu offensichtlich aufrichtigem Bedauern, was mir noch weniger behagt. Ich versuche wieder und wieder, mich an den Moment zu erinnern, in dem er mich gefunden und zu Jug gebracht hat. Aber da ist nichts. 

"Ja, du kannst auf dich selbst aufpassen", sagt er freundlicher, "wir erinnern uns alle daran."

"Bitte, lass mich in Ruhe", fordere ich ihn auf, "ich bin weg, sobald ich weiß, was passiert ist."

"Okay, ich gehe", er greift nach der Türklinke, "wir sehen uns."

Ich befürchte, dass wir das tun.

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt