Auf dem Prüfstand

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Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir das jemals zuvor getan haben. Wie eine richtige Familie. Appetitlos schiebe ich meine Pancakes über den Teller, Ahornsirup läuft über den Rand auf die Plastiktischdecke.

„Wie hast du geschlafen?" fragt Jughead kauend.

„Gut."

Es wäre an der Zeit, mit den Lügen aufzuhören. In naher Zukunft. Nicht jetzt. FP legt sein Besteck auf seinen Teller und faltet merkwürdig gesittet die Hände. Will er beten?

„Wir sollten nochmal über die Serpents reden", leitet er sein Anliegen ein. Ich schätze es, dass er nicht drumherum redet.

„Dad", Jughead wirft ihm einen strengen Blick zu, „kann das bis nach dem Frühstück warten?"
„Nein", erwidert FP, „ich kann dir nicht alle Prüfungen erlassen, Greta, dass würde zu Unruhen führen. Aber ich kann sie auf ein Minimum reduzieren."
„Ich will keine Serpent werden."
Ich spieße einen Pancake auf und lasse ihn einige Millimeter über dem Teller schweben. Ich werde keine Serpent. Das ist mein letztes Wort.

Mein Handy klingelt. Froh, der Unterhaltung wenigstens für einen Moment entfliehen zu können, gehe ich ran.
„Greta."
Ich melde mich niemals mit meinem Nachnamen. Ich hätte ihn am liebsten längst abgelegt.

„Mit deinem Sprung in den Sweetwater River hast du mir fast mein kleines Spiel kaputt gemacht."
Ich erstarre. Dann erhebe ich mich langsam, schiebe den Stuhl quietschend zurück und gehe ins Wohnzimmer. Ich bin wie ferngesteuert. Black Hood.
„Aber du lebst. Zu deinem Unglück."
„Was -"
„Sei still. Jeder, der von unserem Telefonat erfährt, wird sterben."
Ich drehe mich um. Sehe zu Jughead und FP, die noch immer über die Serpents-Mitgliedschaft diskutieren und wahrscheinlich denken, ich telefoniere mit Sweet Pea. Ich glaube ihm.

„Hör mir jetzt genau zu", seine Stimme klingt seltsam verzerrt, „du kannst deine kleinen Freunde retten. Aber für jeden von ihnen musst du etwas opfern. Zuerst ... deine geliebte Southside."
„Wie?", ich kann mich nicht zurückhalten. Wie stellt er sich das vor? Was erwartet er von mir? Ich würde alles tun, um sie zu schützen. Wirklich alles. Die Southside bedeutet mir nicht die Welt.

„Es ist an der Zeit, den Serpents von deiner Vergangenheit zu erzählen."
„Meiner -"
„Kein Wort mehr! Du weißt, wovon ich spreche. Lazlo."
Ich will auflegen. Mehr als alles andere. Aber ich tue es nicht.
„Du hast 24 Stunden Zeit. Wenn du es nicht tust, wird jemand sterben."
Er ist es, der das Gespräch beendet. Mir wird heiß und kalt. Wenn ich den Serpents die Wahrheit sage, werden sie mich töten. Sie werden mich jagen, sie werden mich finden und sie werden mich, egal, wie sehr FP versucht, es zu verhindern, töten. Er kann nicht immer auf mich aufpassen. Sie werden den passenden Moment abwarten und ihren glorreichen Anführer rächen. Entweder sie oder Black Hood. Woher weiß er davon? Die einzigen, die es wissen, sind Jughead, Sweet Pea und FP. Ich sehe zum Küchentisch. Die beiden können es nicht sein. Aber Sweet Pea ... Nein. Nie im Leben. Nie im Leben würde er so etwas tun. Es muss noch jemanden geben.

In meinen Ohren rauscht es so laut, dass ich nicht höre, dass Jughead nach mir ruft.
„Wo bleibst du denn? Dein Frühstück wird kalt."

Mit Mühe und Not würge ich die Pancakes runter und schließe mich dann im Schlafzimmer ein. Es gibt nur einen Weg, es hinauszuzögern. Es gibt nur eines, das ich tun kann. Etwas, das ich niemals tun wollte. Das ich bis vor zwanzig Minuten so wehement abgelehnt habe. Aber harte Situationen erfordern noch härtere Maßnahmen. Ich suche in meinen Klamotten nach etwas, das angemessen ist. Schwarz. Leder. Eine Uniform. Die Uniform.
Als ich ins Wohnzimmer trete, sitzt FP auf der Couch und schaut ein Football Match. Er registriert mich erst, als ich vor den Fernseher trete. Dieser dämliche Sport.

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt