Ende einer Ära

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„Weg von den Fenstern!"

Jughead zieht mich  so heftig zurück, dass ich fast von der Bank falle. Ich rutsche vom roten Polster zu Boden und kauere regungslos unterm Tisch. Wir sind gerade dabei, auf Knien in Richtung Tresen zu kriechen, als die Scheiben zersplittern. Veronica schreit auf. Für Archie ein willkommener Moment, um den Beschützer zu spielen.

„Was machen wir jetzt?", wispert Betty. Auf Knien rutsche ich hinter die Theke, wo Pop kauert, den Telefonhörer ans Ohr gepresst.

„Hast du Waffen hier?", frage ich. Er schüttelt bedauernd den Kopf. Warum sollte er auch? Es gibt in dieser Stadt keinen friedlicheren Ort als diesen. Von dem Zwischenfall mit Black Hood mal abgesehen.

„Wir können rauf aufs Dach", schlägt er vor, „diese Ghoulies sind unberechenbar."

„Okay", niemandem fällt etwas Besseres ein, also fliehen wir notgedrungen aufs Dach. Als Archie mir die Hand reicht, um mir zu helfen, ergreife ich sie. 

Die Ghoulies haben sich vor dem Diner aufgebaut, angeführt von ihrem irren Anführer, der bei der Drogenrazzia auf der Southside im Knast gelandet ist. Anders als bei Sweet Pea hat sich bei ihm niemand dafür eingesetzt, ihn freizukriegen. Das hier ist wahrscheinlich eine Art größenwahnsinnige Racheaktion. Sie schmeißen mit Steinen und Flaschen, gröhlen und bieten alles in allem ein Bild wie aus einem mittelmäßigen Horrorfilm. Was soll die Schminke? Sie sehen aus, als würden sie Kiss hinterherreisen. 

„Was wollen die von uns?", Veronica schlingt zitternd die Arme um ihren Oberkörper und Archie zögert nicht, ihr seine Bulldogs Jacke um die Schultern zu legen. Wirklich romantisch, dieser Heldenkomplex.

„Die wollen nur ein bisschen Ärger machen", antwortet Toni, „wie immer."

Meine Berührungspunkte mit den Ghoulies belaufen sich auf wenige unangenehme Begegnungen auf der Southside High, ansonsten bin ich ihnen bisher immer aus dem Weg gegangen. Wer die Serpents für die Bösen hält, hat die Ghoulies noch nicht kennengelernt. 

„Ich rufe Dad", sagt Jug.

„Mein Vater ist auch schon auf dem Weg", sagt Kevin. Es gibt immer Momente, in denen man auf die Hilfe seiner Eltern zurückgreifen muss. 

„Die sind irre!", schreit Betty. 

„Wozu die Maskerade?", fragt Archie verwirrt. Ich antworte mit einem Achselzucken.

Es dauert ewig, bis Kevins Dad und FP auftauchen. Sie legen in Sheriff Kellers Wagen beinahe einen Drift hin, stoppen knapp von dem Diner und reißen die Türen auf. Sheriff Keller hebt ein Gewehr über den Kopf und schießt in die Luft. Ein wirkungsvoller Auftritt, den die Ghoulies mit dem sofortigen Rücktritt quittieren. 

"Dein Dad ist anders, als ich ihn in Erinnerung habe", ich grinse Kevin an.

„Er macht das ganz gut, oder?", stimmt er mir zu, „euer Dad ist auch nicht übel."

„Er ist voll in seinem Element."

Wir klettern der Reihe nach vom Dach und verlassen das zerstörte Diner. FP versichert sich augenblicklich, dass es uns gut geht.

„Was wollten die hier?", fragt Jug ihn.

„Die Ghoulies haben die Southside jetzt in der Hand. Penny hat sich ihnen angeschlossen und die Serpents verjagt."

„Was?!"

„Und was machen wir dagegen?", fragt Toni.

Wir machen gar nichts", antwortet FP streng, „sie sind zu hunderten. Ein paar Serpents sind übergelaufen. Wir hätten keine Chance."

Während Toni verzweifelt aussieht, entdeckt Jug den Kampfgeist in sich.

„Du willst ihnen einfach so alles überlassen?", fragt er.

„Man muss wissen, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen, Jughead."

Er schnaubt. Wir stehen schweigend herum, bis Veronicas Mum auftaucht und uns mitnimmt. Es hat sich schnell verbreitet, dass die Ghoulies den einzig akzeptablen Treffpunkt der Northside angegriffen haben. Ich wette, die Northsider werden das am Ende den Serpents anlasten. 

„Ihr haltet euch da raus", weist FP uns noch an, ehe wir in den Wagen steigen. Ich nicke. Habe tatsächlich nicht vor, mich einzumischen. 

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt