Krieg und Frieden

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Ich atme Veronicas schweres Parfüm ein während sie mich im Arm hält und sanft hin und her wiegt. Sie behandelt mich wie ein Baby, wie ein verwundetes Tier. Etwas, das man beschützen will. Sweet Pea hatte Recht. Sie wollen mich immer alle retten.

„Archies Dad wird gleich hier sein", sagt sie leise, „er bringt dich nach Hause."
Ich habe den Protest gegen diese Bezeichnung längst aufgegeben.

„Er wurde angeschossen. Er steht unter Schock. Egal, was zwischen euch vorgefallen ist, ihr könnt das klären", sie streicht über meine lächerlich enge Diner-Uniform.
Betty, Veronica und Kevin wissen, dass FP meinetwegen die Southside verlassen musste. Und das Jug deshalb kein Wort mehr mit mir spricht. Aber sie haben es vorgezogen, mich nicht danach zu fragen. Ihnen hat mein schwaches „ich wollte das alles nicht" gereicht. Manchmal ist es besser, nicht tiefer zu graben. Diesen Rat nehme ich mir jetzt selbst zu Herzen und lehne mich kraftlos zurück. Ich schließe die Augen und verdränge das Bild von Sweet Pea im Krankenbett so gut ich kann.

„Oh", Veronica tippt mir auf die Schulter und ich öffne die Augen. Sie brennen vom vielen Weinen und dem grellen Licht. Ich folge ihrem Blick und entdecke Fred. Und FP.

„Er hat es mir nicht leicht gemacht, aber ich habe ihn gefunden", sagt Fred mit einem zufriedenen Grinsen, als er mein ungläubiges Gesicht bemerkt. FP nimmt mich wortlos in den Arm.

„Schon gut, schon gut, schon gut. Es wird alles wieder gut."

„Wie geht's ihm?", fragt Fred. Er ist besorgt um jemanden, den er gar nicht kennt. Archie ist definitiv sein Sohn.

„Er schlägt sich gut", klärt ihn Veronica auf, „er ist schon wieder aufgewacht."

„Warum sitzt du hier?", fragt FP irritiert.

„Weil er mich nicht sehen will."
FP runzelt die Stirn und betritt Sweet Peas Zimmer.

„Wo hast du ihn gefunden?", frage ich Fred.

„In einer zwielichtigen Gegend", antwortet er stirnrunzelnd, „ich habe ihm angeboten, eine Weile in unserer Garage zu wohnen."

„Langsam wird's eng", murmle ich, „tut mir leid."

„Das macht mir nichts aus. Und ich glaube, Archie findet es ganz gut, mal was anderes zu sehen als seinen alten Herrn."

FP berichtet mir dann und wann von Sweet Peas gesundheitlichen Fortschritten und schließlich von seiner Entlassung. Kurze Zeit später finde ich das komplett verbeulte und kaputte Fahrrad, das ich auf der Southside zurückgelassen habe, auf dem schmalen Grünstreifen vor dem Haus. Ich schaffe es, unbemerkt von den anderen, in die Garage und als ich wieder herauskomme, steht Betty auf der anderen Straßenseite und winkt mir zu. Ich überquere die Straße.

„Sweet Pea hat es abgeworfen", sagt sie, „ich habs zufällig beobachtet."

„Ich besorge Archie ein neues Rad", seufze ich, „Sweet Pea ist wohl noch sauer auf mich."
Bettys Blick ist so voller Mitgefühl, dass ich es nicht übers Herz bringe, mich umzudrehen und zu gehen. Das Vibrieren meines Handys lenkt mich ab.

„Sekunde."

„Hallo Greta."

Verdammt! Jetzt? Kann ich nicht wenigstens einen Tag in Ruhe in Selbstmitleid baden?

„Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe", säuselt Black Hood, „ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen."

„Wer ist das?", fragt Betty lautlos. Ich signalisiere ihr zu warten.

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt