Das Beste kommt zum Schluss

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Die Fahrt ist zu schnell vorbei. Als ich mich von Sweet Pea löse und vom Motorrad steige, habe ich zittrige Knie. Es ist so lange her, dass es mir wie das erste Mal vorkommt.

„Hier wohnst du also", Sweet Pea mustert das holzverkleidete Haus hinter mir. Die Tür wird aufgerissen und Archie stürmt mit großen Schritten auf uns zu.

„Wo warst du?", fragt er mich aufgebracht. Ich atme hörbar aus. Archie begutachtet Sweet Pea argwöhnisch. Mustert ihn von oben bis unten. Ja, ein Southside Serpent, Andrews. Einer deiner besten Freunde hat die gleiche Lederjacke im Schrank hängen.

„Reg dich ab", sagt Sweet Pea trocken.

„Du warst auf der Southside?", Archies vorwurfsvoller Ton macht mich wütend. Ich soll Verständnis dafür haben, dass er Jagd auf einen Killer macht, aber er kann keines dafür aufbringen, dass ich dort geboren und aufgewachsen bin?

„Was ist dein Problem?", schaltet sich Sweet Pea ein ehe ich antworten kann. Archies Kiefer spannt sich an. Zeit, dazwischen zu gehen.

„Danke fürs fahren", sage ich zu Sweet Pea. Er wirft mir einen letzten finsteren Blick zu, bevor er den Motor anlässt und davonfährt.

„Ich will nicht drüber reden!", sage ich, bevor Archie den Mund aufmachen kann.

„Erklär das Betty, Ronnie und Jug", schlägt er mir vor, „die im Wohnzimmer sitzen und sich Sorgen um dich gemacht haben."

Ich will alleine sein. Das ist alles, woran ich denken kann, als ich ins Wohnzimmer trete. Die drei sehen aus wie begossene Pudel. Wieder treibt mir Übelkeit Tränen in die Augen. Übelkeit, Erleichterung und schlechtes Gewissen.

„Das da draußen", Jug deutet mit zusammengebissenen Zähnen in Richtung Fenster, „Sweet Pea. Was willst du von ihm?"

„Ich war nicht bei ihm", verteidige ich mich schwach.

„Wo warst du dann?", fragt er. Ich schließe für einige Sekunden die Augen. Lügen bringt mich auch nicht weiter. Stockend erzähle ich ihnen von meinem Vormittag. Während ich rede, registriere ich mit Erleichterung, dass sie weniger wütend als besorgt wirken. Zwischendurch muss ich eine Pause einlegen, weil ich befürchte, man könnte mir anhören, wie kurz ich davor bin, in Tränen auszubrechen. Natürlich merken sie es trotzdem. Betty legt einen Arm um mich und streicht mir beruhigend über den Oberarm.

„Das nächste Mal sagst du uns Bescheid", sagt Archie versöhnlich, „ich verstehe ja, dass du dich erinnern willst, aber das bringt dir nichts, wenn die Serpents dich in die Finger kriegen."
Ein berechtigtes Argument.

„Nett von Sweet Pea, dir ständig das Leben zu retten", kommentiert Jughead ungerührt, „das nächste Mal hast du wahrscheinlich nicht so viel Glück."

Als die drei gegangen sind, liege ich auf Archies Bett und starre an die Decke.
Als Archie vorsichtig die Tür öffnet, schenke ich ihm ein müdes Lächeln.

„Kontrollierst du mich?", frage ich freundlich.

„Ich wollte nur sehen, ob du noch was brauchst", sagt er, „brauchst du was?"

„Gesellschaft wäre ganz nett."

Ich bin normalerweise nicht der Typ Mensch, der gerne über seine Gedanken spricht. Aber ich kann nicht schlafen, weil sie so laut sind und mich nicht in Ruhe lassen. Archie setzt sich auf den Boden vors Bett.

„Sweet Pea ist dein Ex?"

Ich wundere mich über die Frage, beantworte sie aber mit einem kurzen Nicken.

Die Wahrheit über Greta.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt