Es wird dunkel

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Die Sonne verschwand hinter tiefschwarzen Wolken. Einige Kinder kreischten, doch Focko und ich standen wie angewurzelt auf dem Hügel und schauten aufs Dorf hinunter. Ich erinnerte mich wieder an meinen Traum. Daran, wie Focko und ich in der Quelle standen und überfallen wurden. Inka ist nach unten gerannt, um Lee in den Arm zu nehmen. Focko nahm meine Hand und rannte den Berg hinab. So schnell wie er meine Hand nahm und loslief, konnte ich gar nicht reagieren. Schnurstracks flog ich in hohem Bogen hin und ratschte mir mein Knie auf. Es blutete schwach. Es brannte und es war mir peinlich, dass ich nicht so schnell reagieren konnte. Focko ließ mich vor Schreck los. Doch als er merkte, dass ich auf dem Boden saß und mein Knie vor schmerz hielt, bückte er sich und hob mich hoch. Ich wusste gar nicht was los war. Mir schien es, als ob Alle wussten was geschehen wird, nur ich wieder nicht. „Focko? Was geschieht hier?“, verwirrt schaute ich ihn an. „Genau weiß ich das auch nicht. Lester hat gesagt, dass Finor ihm etwas erzählt habe. Irgendetwas mit Schatten oder so. Frag nicht mich, sondern lieber Lester.“ „Okay. Aber weißt du, was wir jetzt machen müssen?“, fragte ich mit einem schmerzverzerrten Gesicht. „Mal schauen. Erstmal in die Hütten gehen.“ Focko redete ohne mich anzusehen. Er lief nur den Hügel hinab. Seine starken Arme hielten mich an den Beinen und am Rücken gut fest. Ich spürte kaum, dass wir liefen. Unauffällig schmiegte ich mich an ihn. Er schien es gemerkt zu haben, denn er zog mich fester an ihn heran. Ich atmete seinen Duft ein. Er roch so gut. Durch den Wind sind unsere Kleider schon getrocknet. Als wir im Dorf ankamen, stand Tario mit Lester bereits vor dem Bürgermeisterhaus. Tobit hielt Inkas Bauch gut fest, als wolle er das Baby schützen. Plötzlich war alles schwarz. Geschrei war hörbar, doch er hörte sich an, als ob er sehr weit weg war. Focko schrie nach mir. Ich spürte wie eine große Hand nach mir packte, während zwei zarte Hände sich an mich krallten. Doch Zart verlor gegen groß. Und so ließen die Zarten Hände mich los. Dann wurde alles still und ich verlor mein Bewusstsein.

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