Traumdeutung

206 18 3
                                    

In dieser Nacht träumte ich von merkwürdigen Geschehnissen...

...der kleinere, weiße Wolf, welcher neben dem großen Grauen stand, sah mir tief in die Augen. Für einen Augenblick erstarrte ich und alles um mich herum schien wie verlangsamt. Jeder Klang, der mein Ohr betrat, hörte sich an, als würde er aus einer gewaltigen Entfernung kommen. Die ozeanblauen Augen waren deutlich heller und glühender als die meinen und löste in mir ein unbeschreibliches Gefühl aus. Die Gesichtszüge, die Augen.. er schien in meinem Kopf ein gewaltiges Chaos auszulösen, ohne es vermutlich zu wissen. Er sah mich nur fast schon fragend mit unschuldigen Augen an. Jung, frisch und munter sah er aus, ja glücklich. In mir explodierte es beinahe und ich hatte plötzlich das Gefühl, diesen jungen Wolf zu beschützen und in meine Obhut zu nehmen. Ich hatte das komische Gefühl, dass er zu mir gehören würde. Ich konnte das Gefühl nicht recht deuten. Ich versuchte gegen dieses Gefühl anzukämpfen, doch mein Magen krampfte nur zusammen und verursachte schreckliche Schmerzen. Ich konnte mich nicht wehren... Es geht nicht.

"Alles okay", Phoenix schien nun wieder näher da zu sein, aber immer noch nicht nah genug, nicht nah genug an meinem Herzen, um mir dieses verdammte Gefühl der Gefangenschaft auszutreiben. Ich schlug meine Pranken auf die Erde, sodass der trockene Staub das ganze Rudel umhüllte. Leises Husten und Keuchen war zu hören, während ich spürte, dass meine Krallen tief in den Boden gerammt waren und ich zitterte. Mit einem Satz sprang ich zu dem jungen Wolf und stellte mich vor ihn. Ich knurrte jeden Wolf in seiner Nähe an, um sie von meinem Besitz fernzuhalten und es nur für mich zu haben. Ich spürte plötzlich einen Hauch von Selbstzweifel und Angst, dass es Blutdurst war. Ich wollte keinem so unschuldigen Wesen Angst bereiten und doch konnte ich dieses merkwüdige Gefühl einfach nicht kontrollieren. Selbst Phoenix machte große Schritte nach hinten und ich konnte in seinen Augen meinen gierigen, fast schon wahnsinnigen Blick sehen. Meine Ohren waren streng nach hinten gelegt und mein Brustkorb stark aufgebläht. Eine entsetzliche Kraft platze durch meine Muskeln. Nachdem nun jeder Wolf genug Abstand zum Kleinen hatte, schaute ich in seine Augen. Keine Spur von Angst oder Misstrauen. Dies bestätigte mich, sodass ich ihn ruckartig im Nacken packte und mit voller Energie los preschte. Nach wenigen Atemzügen waren wie über alle Berge verschwunden. Ich hatte die Augen den ganzen Weg lang geschlossen gehalten und öffnete sie nun, als ich bemerkte, dass es glühend heiß um mich herum war. Mein Herz pumpte und meine Augen versuchten sich an das blendende Leuchten des Feuers zu gewöhnen, welches sich immer näher zu mir ausbreitete. Ich war alleine und war eingeschlossen in dem Feuerkreis, ich wusste, dass es keinen Weg hinaus gab. Mein Gedankengang wurde durch ein teuflisches Lachen unterbrochen. Als ich aufblickte, sah ich auf einen überdimensionalen Felsvorsprung Phoenix stehen und mich auslachen. Panik breitete sich aus und teilte sich mit mir den immer enger werdenden Kreis. Ich schaute weiter nach oben, wollte nach Hilfe rufen, doch meine Lungen waren schon mit zu viel Rauch und Qualm gefüllt, sodass ich nicht einmal husten konnte, um wenigstens etwas Luft zu holen. Ein Blitz teilte den Himmel und erleuchtete für einen Wimpernschlag den stockdunklen Himmel. Während des Lichtzuckens war statt des Wolfes ein großer, gut gebauter junger Mann, mit braunen Haaren und Leinenbekleidung, der mich weiterhin mit derselben Lache auslachte. Doch wie schon erwähnt, beanspruchte der lichte Moment nur einen Wimpernschlag. Und mit dem Licht verschwand auch die menschliche Gestalt, welche Phoenix darstellen sollte. Der beißende Rauch fraß sich durch meinen Körper und nahm ihm nun endlich den letzten Zug Atemluft, ehe mein Kopf auf den Boden aufschlug.

Schweißgebadet und mit einem Herzrasen von einem Sturm wachte ich auf und starrte in riesige Flammen, die ihre Hitze in der ganzen Höhle auszubreiten schienen. 

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt