Die Erinnerung bleibt

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Heute ist ein Tag, wie jeder Andere auch. Mein Vater war schon unterwegs zur Stadt Tyrollus. Tyrollus soll schön sein. Inmitten der Stadt steht ein Schloss in dem Prinzessin Loana lebt und die Stadt mit der dazugehörigen Ebene regiert. Tyrollus ist sehr weit entfernt, da die Tyrollusebene eine riesige Fläche ist, die nicht bewohnt ist. Es ist eigentlich schon fast merkwürdig. Denn es gibt nur unser Dorf, Tyrollus und einzelne Dörfer, die noch weiter entfernt waren, als das Schloss. Oft sorgte ich mich um meinen Vater, wenn er nach Tyrollus reiste, um Samen, besondere Lebensmittel und Wein zu kaufen. Denn die Ebene ist einer der gefährlichsten Orte die es gibt. Nicht etwa wegen der vielen Räuber. Es gibt keine Räuber. Nein, es passieren oft schreckliche, unerklärliche Dinge dort, die kaum einer glaubt, wenn diese erzählt werden. Aus diesem Grund ist es wiederum nicht sondelrich merkwürdig, dass dor keiner wohnte. Meinem Vater ist jedoch noch nie etwas zugestoßen. Er fährt mit einem Planwagen, der von seiner Stute Hatty gezogen wird. Oft brauchen sie mehrere Tage, um dort anzukommen, dann bleiben sie dort für zwei Nächte und in der dritten Nacht zieht er los, um bei Tageslicht unser Dorf Finor zu erreichen. Ich schaute aus dem Fenster und sah Focko, den Sohn des Bürgermeister, sein Pferd zur Quelle führen. De Quelle soll von einem Lichtgeist bewohnt sein, den nur wahre Helden sehen können, so die Legende. Die Quelle heilt jegliche Wunden und ist zum brauen von Heilmitteln bestens geeignet. Ich mochte Focko.. Er brachte mir Dinge bei, die mein Vater mir verboten hatte, wie zum Beispiel den Schwertkapmf. Ich besaß sogar schon ein richtiges eigenes Schwert aus Eisen, welches Focko extra für mich angefertigt, damit ich mit ihm üben konnte. Er war gerade dabei, mir ein Schild zu schmieden. Unsere Hütte stand auf einem Felsvorsprung, da unser Dorf in einem Tal umgeben von hohen Bergen liegt. Ich stieg die Leiter herab, um zu meinem Pferd Zacharias zu gehen. Ich war schon spät dran und hatte heute Hirtendienst. Die Haupternahrungsquelle sind unsere Ziegen. Sie tragen riesige, spitze Hörner, die in der Not sehr gefährlich werden können. Zacharias stand unten und graste. Es war ein schöner Anblick. Ich stand einfach nur da und beobachtete die Vögel die Lieder sangen, die Schmetterlinge, die den Frühling genossen und Zacharias, der fröhlich angetrabt kam.„Na mein Guter? Hattest du eine angenehme Nacht?“ Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und streichelte sanft seine Nüstern. Leise schnaubte er heiße Luft hinaus und seine Lippe zuckte, wenn ich sie berührte. Ich nahm sein Halfter und legte es ihm an. Danach befestigte ich den Strick am Eisenring. Vorsichtig führte ich ihn den schmalen Pfad zur Quelle der Finorie entlang. Gleichmäßig erklang das klappern seiner Hufe auf dem Pfad. Als wir durch das Tor zur Quelle gegangen waren, sah ich auch schon Focko, der seinen Hengst Zeno wusch. „Guten Morgen Kira“, sagte Focko höflich. Er war immer höflich wenn er mich nicht gerade neckte. „Guten Morgen. Wie geht’s dir?“, fragte ich und schaute kurz weg, damit er nicht sah, das ich etwas rot wurde.„Ach, ganz gut“, sagte er und wusch gerade das Gesicht von Zeno,  „Und dein Vater? Ist er schon los?“„Ja, als ich aufwachte, war der Wagen weg.“ „Du machst dir jetzt schon Sorgen, was?“, fragte er verständnisvoll und blickte mich tiefgründig an. "Ja", murmelte ich und musste schon wieder wegschauen, damit er meine Tränen in dem Auge nicht sah. Meine Mutter hat damals immer das ganze Dorf versorgt. Sie war diejenige gewesen, die nach Tyrollus gegangen war, um Kürbissamen oder Ähnliches zu kaufen. Doch eines Tages hatte sie einen schlimmen Unfall. Es war niemand bei ihr. Es war Alles wie immer. Bei uns im Dorf türmten sich die Wolken auf, doch es regnete nicht. Donner grollte, aber kein Blitz war zu sehen. Es war Nacht, als meine Mutter aufbrach. Nach etwa zwölf Tagen kehrte sie immernoch nicht zurück. Normalerweise brauchte sie nur zehn Tage. Tario, der Bürgermeister, versuchte, das Dorf zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Die aufgebrachte Stimmung legte sich ein klein Wenig, als er verkündete, dass er jetzt nach Tyrollus reisen und meine Mutter mitbringen würde. 
Die Tage im Dorf verstrichen ruhelos. Kaum einer redete, selbst die Vögel verstummten. Jeder hoffte, dass er zurück käme. Jeder hoffte, dass er mit meiner Mutter zurück käme. Er kam zurück. Nach vier Tagen kam er alleine zurück. Sein Gesicht war von Trauer besetzt. Noch am selben Abend wurde eine Versammlung vor dem Bürgermeisterhaus veranstaltet. Keiner wusste recht, was nun war, wieso und warum überhaupt. Mein Vater war der Einzige, der nicht zu diesem Treffen kam. Tario erzählte mit tiefer Stimme, dass er meine Mutter nicht finden konnte. Laut Tyrollus, war sie dort nie angekommen. Das bedeutete, dss sie überfallen wurde. Und entweder entführt oder getötet und verschleppt. Einie Wächter erklärten von unerklärlichen Dingen, die sie gesehen haben sollen. Sie erzählten, dass rieseige Wesen, mit Schildern vor dem Gesicht und langem Haar, welches wie einzelne Schlangen durch die Luft schwebten, in der Tyrollusebene ihr Unwesen trieben. Schwarz war ihr Fell und ein weißes Muster hatten sie, welches sich von Hinterbein zum Vorderbein erstreckte. Sie sahen aus, wie riesige, behaarte Tiere mit riesigen Pranken und am Schild zwei Hauer. Wie bei einem Schwein. Ein gruseliger Gedanke. Und diese Viecher haben meine Mutter getötet. Tario erzählte auch, dass die Wächter diese Gestalten nur vom Himmel fallend gesehen haben. An dieser Stelle ist immer noch ein Loch, das aussieht wie ein Portal

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