Keine Zeit für Liebe

358 32 3
                                    

Er drückte mich tief ins Wasser, doch war er selber in Gefahr. Ich wollte ihn weder töten, noch verletzten,also löste ich mich aus seinem Griff, indem ich ihm leicht in die Hand biss. Aber nur so doll, dass er sie automatisch zurückzog. Er gab einen fürchterlichen Laut vor Schreck von sich. Obwohl ich mich unter Wasser befand konnte ihn ihn gut hören. Dies schien wohl eine meiner Fähigkeiten zu sein. Ich sah ihm kurz in die Augen, die mich hasserfüllt fixierten. Ich tauchte noch tiefer, damit er mich nicht sehen konnte. Dank meines Gespürs konnte ich einen gewissen Radius um mich herum super sehen. Er  musste Luft holen und erst dann bemerkte ich, dass es auch bei mir knapp wurde. Ich tauchte direkt hinter Focko auf. Zuerst bemerkte er mich nicht, doch als ich Luft schnappen musste, hörte er mich und drehte sich ruckartig um, um mich wieder herunterzudrücken, doch ich war schneller und drückte meine Pfoten rechtzeitig gegen seine Hände. Erstaunt schaute er mich an. Wie vor kurzem vor seinem Haus. Seine Kraft in den Armen ließ nach und er ließ langsam seine Arme sinken. Ich ließ Meine langsamer sinken.Ich sah ihm tief in seine Augen. Ich guckte nicht böse. Ich schaute traurig. Mittlerweile konnte er wieder stehen. Ich musste noch immer mühselig schwimmen. Er ließ den Blick nicht ab. „Verdammt!“, Focko klatschte mit der Hand ins Wasser. Ich schloss schützend meine Augen. Ich versuchte ihn etwas zu beruhigen, während ich winselte. „Was guckst du mich so blöd an, hmm? Du hast doch meine beste Freundin auf dem Gewissen!“ Er schrie so laut, dass das Wasser an meinem Körper vibrierte. Ich schüttelte ohne nachzudenken den Kopf. Wieder sah er verwundert aus. Seine nassen Locken kräuselten sich wieder etwas. „Nein? Hast du… hast du gerade etwa den Kopf geschüttelt?“ Ich nickte. „Du…du verstehst mich also“, nun war seine Stimme voller Hoffnung. Ich schaute kurz auf das Wasser. Dann nickte ich wieder. Er schnaubte und ging mit seiner Hand durch seine Haare. Er musterte mich. "Genau, jetzt halluziiere ich auch schon. Verdammte Scheiße!" Er war noch immer außer sich. Doch als er mir wieder tief in die Augen sah, hörte ich, dass sein Herzschlagtempo sich langsam von Wut in Aufregung änderte. Vorsichtig näherte er sich mir und streckte eine Hand nach mir aus. Ich wich weder zurück, noch kam ich näher, ich schaute ihm nur in die Augen. Seine Augenbrauen zeigten, dass er sehr nachdenklich war. So wie er immer, wenn er nachdenklich war oder krampfhaft nach einer Lösung für ein Problem suchte. Ich schaute wieder ins Wasser. Mein Herz setzte aus, denn ich sah mein Spiegelbild im Wasser. Mein wunderschönes menschliches Gesicht. Doch bevor Focko es bemerken konnte, verwandelte es sich in meine Wolfsfratze. Ich ließ den Kopf hängen.  Focko schreite auf. Er ging einige Schritte zurück. Doch sein Blick wendete er nicht von mir ab. Besser gesagt, glotze er nur auf meine Ohren. Ich wusste nicht, was er hatte. Mit einer Pfote ging ich mir über den Kopf und spürte etwas Hartes an meinem  Ohr. Zuerst erschrak ich, doch dann fiel mir ein, dass Lester mir die Ohrringe reingemacht hatte. Spätestens jetzt musste er wissen, wer ich wirklich war. „Nein, das… das kann nicht sein. Du…sie ist tot. Es... es ist unmöglich“, stammelte er, während er immer weiter Richtung Ufer ging. Ich schwamm ihm etwas nach, damit ich wenigstens stehen konnte. Er ging an Land und stand direkt neben seinem Pferd. Ich tippelte noch bis zum Ufer und sah ihn an, noch immer bis zu den Knöcheln im Wasser stehend. Tröpfeln war zu hören, da das Wasser von meinem Fell am Bauch in die Quelle tropfte. Ab jetzt ging Alles ganz schnell, er klatschte Zeno auf sein Hinterteil um an das Schwert zu kommen. Er hob es auf und stand nun direkt vor mir, das Schwert hochhaltend. Ich schloss die Augen. Ich wusste, es war vorbei. Jeder Fluchtversuch würde scheitern. Lange Zeit passierte nichts. Als ich die Augen öffnete, stand Focko immer noch in derselben Haltung und schaute mich an. Langsam ließ er das Schwert sinken. „Ich weiß zwar nicht, was das Alles soll, aber seh zu, dass du das Dorf verlässt. Ich habe keine Zeit“, Focko schien wütend auf sich selbst zu sein. Ich kroch aus dem Wasser und schüttelte mich. Dann trabte ich zum Felsen und drehte mich noch einmal um. Er stand da und sah mir nur hinterher.
„Na los! Verpiss dich endlich!“
Diltya setzte sich samt Waffen auf meinen Rücken und schaute auch noch einmal zu Focko. Dieser schaute jetzt anders. Nun sah er noch wütender aus. Vermutlich dachte er, ich hätte die Waffen nicht gestohlen, doch da er es jetzt wieder da, wollte er mich wohl doch wieder umbringen. Ich fing an zu rennen. Meine Sicht wurde jedoch von salzig riechenden Tränen behindert. 
"Scheiße!" schrie Focko noch und warf irgendwas ins Wasser. Er fluchte noch weiter, doch irgendwasnn hörte ich ihn nicht mehr.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt