Schwere Entscheidung

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Nun wachte ich ein unendlich weiteres Mal auf. Ich lag immer noch an derselben Stelle und fragte mich, wie lange ich geschlafen hatte, wo ich war und wer mich überhaupt hierher gebracht hat. Ich verspürte einen gewaltigen Hunger und mir wurde klar, dass wenn ich überleben wollte, müsste ich mich hier weg bringen und vor allem Etwas essen. Hoffentlich sind hier keine Schattenwesen, dachte ich mir, denn diese konnte ich ja nicht essen. Sie würden mir nur Energie während eines Kampfes stehlen. 

Langsam versuchte ich mich wieder aufzustellen. Die Schmerzen waren wirklich stark und meine gesamte linke Seite schmerzte so sehr, dass es mir sehr schwer fiel, das Gleichgewicht zu halten. Mein linkes Vorderbein schien nicht gebrochen, jedoch stark geprellt oder so was. Zumindest konnte ich nicht auftreten, also nahm ich mir vor, dieses Bein stärker zu entlasten. Ich zog das linke Bein an mich heran, während ich versuchte, meine anderes Vorderbein abzustützen und mein Hinterteil dann hochzuschwingen und mich mit den Hinterläufen hinstellen könnte. Bei dem fünt oder sechsten Mal schaffte ich es dann auch.

Ich war schon wieder erschöpft, doch es konnte nichts besser werden, wenn ich wieder schlafen würde. Ich nutze den Moment, dass ich stehen konnte, um ein paar Schritte zu machen, damit ich mich umsehen konnte. Ich befand mich in eine Art Tunnel aus Stein. Die Decke war feucht und hin und wieder tropften ein paar Tropfen kühles Wasser von der Decke. Ich suchte mir eine Stelle, wo besonders oft etwas hinunter tropfte und "trank" so ein paar Tropfen Wasser, oder besser gesagt: Ich feuchtete meine Zunge an. Natürlich hätte ich noch Tage und nächte dort sitzen können, bis ich nicht mehr durstig war, aber mein Hunger, meine Neugier und meine Angst trieb mich an, weiterzulaufen. 

Ich versuchte der Fährte zu folgen, die ich schon so oft in der Nase gehabt habe und fand sie auch. Wider erwartend führte sie dennoch in beide Richtungen. Entweder ich würde in des vermeidlichen Berges Inneres laufen oder hinaus ins Freie, wobei ich mir sicher war, dass ich dort irgendwie gerade nicht hin wollte. Andererseits könnten hier auch in der Höhle Gefahren lauern, die weitaus schlimmer waren, als das, was mich eventuell draußen erwarten würde. Eine schwierige Entscheidung, die ich nicht einmal vernünftig treffen konnte, denn um mich für eine Richtung entscheiden zu können, musste ich auch erst einmal wissen, welche Richtung mich wohin führen würde. Ich beschnupperte die gesamte Fläche auf der ich mich bewegen wollte ab. Was ich noch nicht bemerkt habe war, dass an den Wänden Öllampen hingen. Vermutlich waren hier Menschen. Nur wo? Hier roch überhaupt nichts nach Mensch, und selbst wenn, warum sollten sie mich hierher gebracht haben? Stellte ich für sie nicht eine Bedrohung dar? Vielleicht aber waren es Vater und Focko, die dank Lester von meiner "wahren Gestalt" wussten und haben mich hierher geholt. Freude stieg auf, doch ich musste auch an das Lichtreich denken. An Prinzessin Loana und an Diltya. Wo mag sie nur sein, was mag mit der Prinzessin geschehen sein? Ich muss doch das Reich vom Schatten befreien. Ich musste doch meine Familie und meine Freunde retten?! Irgendwas tief in mir sagte, dass ich in das Höhleninnere gehen sollte. Am liebsten würde ich mich zerreißen und die eine Hälfte nach draußen schicken. Ich ertappte mich selber dabei, dass ich meine "andere" Hälfte nach "draußen" schicken würde. Hieß das, dass ich selber wirklich ins innere wollte? Ich wusste doch nicht einmal, wo das innere war. Aus Frust schaltete ich mein Gespür ein, um eventuell eine Spur zu erlangen. Zu meiner Überraschung sah ich eine Art Spur. Sie war beinahe farbig und schien von mir zu kommen. Ich beschnupperte sie. Ja, diese war von mir. Es gab aber auch noch eine andere. Die des Fremden, der mich anscheinend hierher  gebracht hatte. Sie ging, wie erwartet, in beide Richtungen. Aber meine... meine nicht. Meine kam nur aus der einen Richtung, also musste die andere Richtung das Innere des Berges oder worin ich mich auch immer befand sein. Da die Frage, welche Richtung mich zu welchem Ort bringen würde geklärt war, kam die schwerste Entscheidung. Wohin ging ich? Erkundete ich das Innere, wo mich vielleicht schon Focko, Vater und Lester mit den Anderen erwarteten, oder ging ich hinaus, um Diltya zu finden und meine Geliebten zu retten. Also, wenn mir jetzt gleich ein Tropfen Wasser auf den Kopf tropft, dann geh ic... Ein Tropfen Wasser tropfte mir auf den Kopf. Das Zeichen, dachte ich mir. Gut, dann werde ich jetzt gehen, beschloss ich und ging.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt