Gefahren lauern überall

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Ich musste zu Prinzessin Joana. Ich wusste zwar noch nicht wieso, aber ich wusste es. Nun stand ich direkt vor Diltya, doch sie bewegte sich kein Stück. Ich ging um sie herum und beschnupperte sie. Sie roch normal. Wie immer. Ein süßlicher, aber doch abstoßender Geruch. Ihre ausdruckslose Miene bereitete mir langsam Sorgen. Es war schwierig, sie zu mögen. Aber komischerweise war es auch nicht einfach, sie nicht zu mögen. Aber eines war klar: ohne sie wüsste ich weder was ich machen müsste, noch wäre in der Wolfsgestalt klar gekommen. Zum Teil war ich Diltya wirklich dankbar. Diltya schien wie in Trance zu sein. Ich wusste, meine Zeit läuft weiter und irgendwas in mir sagte mir ständig, dass ich zu Prinzessin Loana musste. Doch ich konnte Diltya hier nicht alleine lassen. Ich wusste außerdem gar nicht, wo genau ich hin musste. Diltya wusste es. Ich musste sie doch irgendwie aus ihrer Trance bekommen. Doch wie? Ich ging ein Stück durch den Korridor. Lautlos gehorchten mir meine Beine. Staunend sah ich mir das Wappen an, die Schilder, Vasen und Lanzen. Ich vernahm ein Geräusch. Blitzartig riss ich meinen Kopf in Diltyas Richtung. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.

Sie war weg. Ängstlich, doch aufmerksam schlich ich zu der Stelle, an der sie gestanden hat. Es roch frisch, doch war das das Ende ihrer Spur. Sie führte nur zurück von dort, wo wir herkamen und die roch nicht so frisch wie die Standstelle. Ich sah im Raum umher. Nichts. Ich war also gezwungen, selbst hier irgendwo nach Prinzessin Loana zu suchen. Ich trottete weiter. Leise, vorsichtig und sanft. Ich verursachte kaum Geräusche, um mögliche Feinde nicht an meinem Dasein teilnehmen zu lassen.

Es war nichts zu hören, nur die Krallen, die leise den steinernen Boden berührten, mein leises Atmen, mein Herz und ich hätte schwören können, dass ich das Blut durch meinen Körper rauschen hörte.

In meinem Augenwinkel bewegte sich plötzlich Etwas. Ohne hinzusehen wusste ich, dass es eine von den Vasen war. Ich traute meinen Augen nicht, doch sie schwebte mit mir in Augenhöhe. Ich wusste gar nicht, dass Diltya sich auch unsichtbar machen konnte. Ich wollte gerade schmunzeln, doch da flog etwas sehr Schnelles von der anderen Seite, auf die ich nicht geachtet hatte, auf mich zu. Bevor ich reagieren konnte, knallte ich schon im hohen Bogen gegen eine Wand. Ich öffnete die Augen und sah, dass Diltya keuchend vor mir saß. Ich hatte keine Schmerzen, deshalb rappelte ich mich schnell auf, die Wand jedoch hatte einige Schäden davongetragen. Verständnislos schaute ich Diltya in die Augen. Sie erwiderte meinen Blick mit einer gewissen Art, die mich wieder unterwürfig machte. Ein lautes Klirren ließ uns zusammenzucken. Porzellanscherben lagen vorne zwischen den anderen Vasen. Ich war komplett verwirrt. Alles schien wie in einem bösen Albtraum zu sein. Diltya stand auf und ließ mich los. Vorsichtig stemmte ich mich auf wieder hoch. Nach ihrem Verhalten war sie es wohl doch nicht gewesen.  „Wenn du nicht besser aufpasst, wirst du noch sterben, bevor du nur an die Rettung des Lichtreiches denken konntest“, keuchte sie bitter. Ich atmete schwer undschloss meine Augen. Ich roch einen lieblichen Duft. Blumen, frisches Gras, ein Pferd, Wasser, Vögel, Bäume…und Focko. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Diltya stand mit verschränkten Armen vor mir. „Träumst du etwa schon während der Arbeit?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich habe da eine Frage Diltya. „Hm?“ Was zur Hölle war das gerade?! „Achso, hm… Na ja, eine Falle würde ich mal sagen. Am besten, du rennst einfach durch oder suchst dir einen anderen Weg, da ich bezweilfe, dass du schnell genug sein wirst.“ Ich dachte an die Zeit in Finor, als ich mit Focko Wettrennen machte. Ich war immer die Schnellste.

Ich ging wieder zurück zu der Stelle, bevor mich die Vasen angegriffen hatten. Ich wartete auf Diltyas Zeichen. Ich wollte es wagen. Ich wollte rennen und ihr zeigen, dass ich schnell bin.

Unerwarteterweise hatte ich einen Geruch in der Nase, den ich genauso kannte wie diesen Raum- gar nicht.  Aber irgendwie kam er mir doch bekannt vor. Ich hielt meine Nase in die Luft. 

Diltya roch es auch. Sie verzog jedoch das Gesicht.

Das könnte meine alte Fährte sein.

"Nein, das ist nicht dein Geruch. Wir waren hier noch nie.", antwortete sie mir monoton.

Grübelnd schnüffelte ich in der Luft herum. Sie hatte Recht, mein Duft roch doch etwas anders. Außerdem roch es hier nach... Tieren. Mehreren Tieren. Diltya erschrak und ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Diltya? Was ist das für ein Geruch? „Wölfe.“ sagte sie mit einem schaudernden Gesicht. "Und sie sind auf dem Weg hierher."

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt