Wünsche

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"Alles gut?" fragte Phoenix mich und riss mich aus meinen verrückten Tagträumen. Es war ein Traum, dachte ich mir. Ich stand noch immer inmitten der ganzen Wölfe und starrte an die Wand. "Kiiiira?" "Ehm, ja. Alles okay!" lächelte ich ihn an. "Willst du vielleicht frische Luft?" fragte er mich. "Dürfen wir das?" sprudelte es aus mir heraus, wie in einem Traum und sah Adrian an, die mir zulächelte. "Na klar. Leah ist auch oben. Jeder braucht doch mal frische Luft." Er grinste. "Wir müssen nur immer direkt am Eingang bleiben." "Okay, nein ich möchte trotzdem nicht hoch." sagte ich. "Alles klar, kein Ding." gab er zurück. "Phoenix, ich kann hier nicht bleiben. Ich gehöre nicht hierher. Ich muss etwas erledigen.." ich sah ihm tief in die Augen, damit er sah, dass es dringend war. Erst schien er mich zu belächeln, doch ich ließ meinen Blick nicht ab und sein Blick wurde ernster. "Du kannst hier nicht weg." "Ich muss, ich.." versuchte ich zu erklären, doch er unterbrach mich. "Du kannst nicht eher weg, ehe du gelernt hast, wie du dich da draußen verteidigst." Er machte eine Kopfbewegung nach oben. "Okay?" Ich war leicht überrascht, doch wartete darauf, dass er noch etwas sagte.  "Ich werde mit Ceasar und Adrian reden. Wir werden unser Wolfs-Trainigsprogramm wohl dann vorverlegen." Er lachte. Ich lachte mit, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Doch ich bemerkte in seinem Gesicht eine Trübheit, die mir zu schaffen bereite. "Alles in Ordnung?", fragte nun ich. "Ja ja, alles bestens. Kann ich die Nacht bei dir bleiben?", er sah mich mit großen Augen an. Ein wenig überrascht und verdattert kicherte ich auf und sah kurz auf den Boden. Phoenix warf seinen Kopf unter meinen und sah mich von unten herab an. "Das sieht echt bequem aus, wie du da stehst", lachte ich laut. "Puh, ich glaub ich hab mir auch etwas dabei verrenkt", gestand er ebenfalls wieder lachend, während er versuchte, sich irgendwie wieder hinzustellen. "Scheinst wohl doch zu alt für solche Späße zu sein", neckte ich ihn. "Ach, ich wette, du bist auch nur wenige Monate jünger als ich", konterte er grinsend. "Also?" er sah mich wieder fragend an. "Ehm..", ich tat, als wüsste ich gar nicht, wovon er sprechen würde. "Ey!" Er drückte mich sanft mit seiner Pfote weg. Ich wollte mich revangieren, nahm mehr Schwung und verfehlte. Durch die Kraft des Schwungs flog mein Arm immer weiter und riss mich zu Boden, direkt vor Phoenix, der triumphierend seine Pfote auf meinen Bauch legte. Kurz blendete ich alles um mich herum aus und konzentrierte mich nur auf diese Haltung Phoenix'. Es war merkwürdig, dass er seine Pfote gezielt nicht auf meine... Wolfsbrust legte. Er setzte sie vorsichtig auf den Bauch, obwohl ich bei Hunden beobachtet habe, dass es denen eigentlich egal ist, wo sie ihre Pfoten hinsetzten. Lucas kam angetapst und feierte seinen Bruder. "Wow, ich hab's gesehen. Du hast sie nicht einmal angefasst! Aus dir wird noch was, Kleiner." Er drückte seinen Bruder kräftig beiseite und half mir, wieder aufzustehen. Lucas hatte ein breiteres Kreuz als Phoenix und etwas kürzeres Fell, doch farblich hätten sie Zwillinge sein können. "Moment, du bist der kleine Bruder?", fragte ich Phoenix. "Ja, er ist ganze zwei J.." er stoppte. "Ich bin drei Monate älter als er", vervollständigte Lucas mit einem ernsten Lächeln. Er schien auch sehr vernünftig zu sein, zumindest hatte er seine Geschwister unter Kontrolle. "Und.. wie alt ist Leah?" Phoenix wollte antworten, doch Lucas war schneller: "Exakt zwei Jahre und zwei Monate, um genau zu sein." "Perfektionist.", grummelte Phoenix kleinlaut. "Ich kann es eben" gab Lucas ein wenig hochnäsig zurück. Irgendwie empfand ich Lucas als merkwürdig. Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich wohler, wenn er nicht dabei war. Sein Blick war sehr durchbohrend und unangenehm, deshalb suchte ich schnell nach einer Entschuldigung. "Phoenix, ja darfst du. Ich geh jetzt aber in meine Kammer! Ich brauch Schlaf." 

Schnell flitzte ich davon und belauschte die beiden noch, so gut es ging. 

"Was darfst du?" hörte ich Lucas überrascht fragen. "Ach nichts, nur tja.." 

Mehr konnte ich nicht hören. Das Gereder der Wölfe wurde immer leiser und auch die Geräusche ihrer Tätigkeiten wurden von Minuten zu Minute immer leiser. Zum Einen, weil ich am Einschlafen war, zum Anderen, weil sie die Ruhe der schon Schlafenden nicht stören wollten. Ich hörte nur, wie die Leinevorhänge sich bewegten. Das Kratzen der Krallen auf dem Steinboden schien mir so laut, dass es mir schwer fiel, so zu tun, als würde ich tief und fest schlafen. Ich spürte nur einen sanften Druck auf meiner Stirn und Phoenix' Atem zwischen meinen Ohren. Mein Herz machte einen kleinen Aussetzer und schlug dann in dreifachen Tempo weiter. Phoenix gluckste. "Ich kann dein Herz hören.", flüsterte er. Ich wünschte, er hätte es nicht getan. Ich wünschte auch, er könnte mein Herz nicht hören, doch am allermeisten wünschte ich mir, dass mein Herz nicht so reagieren würde.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt