Wo Krümel sind, ist der Kuchen nicht weit

260 26 7
                                    

Die Höhle bat angenehmen Schutz vor dem immer stärkeren Wind auf der Ebene. Die Wolken zogen sich immer weiter zusammen und wurden dunkler, als sie eh schon waren. Der Wind pfiff am Eingang vorbei und machte so einen schauerlichen Ton, der einen glauben ließ, dass jemand jammernd um Hilfe rufen würde."Und wir sind hier alleine?" fragte ich Phoenix leicht verängstigt. "Hast du Angst?" stellte er als Gegenfrage. Ich überlegte kurz. Dann sagte ich: "Etwas." Er brummte kurz, kam dann zu mir und legte sich an meine Seite. "Schlaf ruhig, ich pass auf, falls dich jemand oder etwas kommen sollte. Aber soweit ich riechen kann, und du vermutlich auch, ist hier nichts." sagte er mit ruhiger Stimme. "Okay" gab ich schläfrig zurück. Ich war hundemüde und kalt wir mir ebenfalls. Ich kuschelte mich unauffällig an ihn heran und hoffte, er würde es nicht merken. Doch ich sah, dass er zu mir herunter schaute und seine Pfote um mich legte. Zufrieden kuschelte ich mich unter sein Vorderbein und schlief ein.

Durch ein wütendes Knurren wurde ich wach. Ich schreckte hoch und sah verschlafen in die Dunkelheit, um herauszufinden, ob etwas dort war. Denn Phoenix schlief neben mir und schnarchte leise vor sich hin, er war es nicht. Ich zitterte am ganzen Körper und spürte, wie eine unangenehme Kraft von meinem Rumpf in alle Glieder floß. Ich zitterte so sehr, dass ich meine Zähne aufeinander klappern hörte. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, da ich ja eh geschlafen habe, aber ich konnte einfach nicht's in der ewigen Finsternis sehen. Ganz gleich, wie sehr ich mich anstrengte, ich sah nur Steine, kleinere Steinchen und weiter hinten den Ausgang. Es schien noch immer Nacht zu sein, da der Höhlenein- beziehungsweise Höhlenausgang noch dunkler aussah, als die Finsternis um mich herum, wobei das eigentlich schon unmöglich war. Ich versuchte meinen Ohren Vorrang gegenüber meinen Augen zu leisten, doch auch mein gutes Gehör scheiterte kläglich. "Phoenix" flüsterte ich beunruhigt. "Phoenix wach auf!" Er rührte sich nicht ein kleines Bisschen. Aufgeregt starrte ich weiter in die Dunkelheit, in der Hoffnung, irgendetwas wenigstens jetzt sehen zu können. Doch natürlich war dies vergebens, wäre ja auch zu schön gewesen.

Ein leises Knurren ertönte urplötzlich hinter mir aus einer noch dunkleren Ecke und ließ mich zusammenschrecken. Ich schnellte herum und wurde von irgendeinem Wesen umgeworfen. Aus Reflex quieckte ich kurz, knurrte und versuchte dieses Etwas von mir herabzuwerfen und  zuschütteln, doch es hing wie eine Klette an mir und ließ einfach nicht los. Ich spürte, wie sich irgendwelche Krallen oder Zähne in meinen Bauch rammten und starke Schmerzen durch meinen ganzen Körper pumpten. Ich hoffte so sehr, dass dies ein Traum war und versuchte weiter, mich freizukämpfen. Es klappte aber einfach nicht. Wie fremdgesteuert, holte ich mit meiner Pranke aus und klatschte sie ungezielt gezielt auf das komische Ding und traf. Der Biss, oder was auch immer es war, lockerte sich etwas, sodass ich wagte, aufzustehen und es wieder abzuschütteln. Es rutschte an mir herunter und schien sich wieder aufzurappeln. Ich konnte nicht einschätzen, wie groß es war, aber es schien kleiner als ich zu sein. Gerade, als ich kampfbereit war und wusste, dass ich dieses ding killen werden könnte, hörte ich, wie gewaltige Pranken oder ähnliches auf den Boden aufschlugen und direkt in meine Richtung kamen. Phoenix schien anscheinend noch immer zu schlafen und meine einzige Chance bestand darin, entweder zu flüchten, oder den Kampf aufzunehmen. Beides war gefährlich und hatte unangenehme Folgen, sollte es nicht gelingen.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt