Fremde Gerüche

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Ich sagte nichts weiter, da meine Angst mir beinahe die Luft zum Atmen nahm. Ich hatte nie gegen einen Ähnlichen meinesgleichen gekämpft. Ich wusste gar nichts über sie, wie sollte ich also mit ihnen fertig werden? Diltya schwang sich blitzschnell auf meinen Rück und riss mein rechtes Ohr nach hinten, damit ich ihr sofort zuhörte und nicht in Gedanken woanders war.  

„Lauf Kira. Lauf, wie du noch nie gelaufen bist!“ Ohne groß nachzudenken schloss ich die Augen, und ließ meinen Beinen „freien Lauf“. Der Wind flatterte an mir vorbei und das Klirren der Vasen kam mir so unendlich weit entfernt vor. Diltya riss meine Ohren nach hinten, obwohl ich noch gar nicht richtig losgelaufen war.

„Stopp!“, schrie Diltya. Als wenn mein Körper auf ihr Kommando hören würde, ließ sich mein hinterer Rumpf nieder, sodass mein Hinterteil mich trotz voller Geschwindigkeit abbremste. Zu meiner Überraschung, verspürte ich keinen Schmerz. Mit einem lauten Krachen knallte Diltya vor mir direkt in den Boden und rammte eine tiefe Kerbe herin. Erschrocken starrte ich sie an. Zum Glück atmete sie und versuchte, aufzustehen. 

Halb auf den Knien meckerte sie mich an: "Wie wärs, wenn du herkommst  und mir hilfst?" 

Ich tippelte zu ihr, um als Stütze zu dienen. Als sie stand schaute sie nach an mir vorbei, machte große Augen und schüttelte den Kopf.

Ist etwas Diltya? Ich konzentrierte mich voll und ganz auf ihre sich ständig verändernde Mimik. „Ich glaub es nicht. Ich kann es einfach nicht glauben.“ Das war das einzige was sie sagte, bevor eine lange Stille entstand und sie nachdenkend hin und her lief. Sorgfältig sah ich mich um. Ein paar Schritte vor mir, war eine riesige Tür. Die hatte ich gar nicht gesehen. Von hinten sah der Flur unendlich aus. „Dreh dich mal bitte um!“ Diltyas aufgebrachte Stimme verunsicherte mich. Ich ließ meinen Blick vorsichtig nach hinten schweifen. Ein Gang. Ein unendlich scheinender Gang. Erst jetzt bemerkte ich, dass es kühl war. Rechts von mir konnte ich dunklen Himmel sehen. Schwarze Bäume standen wie tot in der Ebene herum. Lautlos trottete ich am steinernen Gelände entlang. Nur ein paar Schritte genügten um zu sehen, dass ich innerhalb von kürzester Zeit Meilen gerannt sein musste. Links war eine einfache Steinmauern und über mir ebenfalls Steine. Nur rechts waren große freie Stellen, von der man einen großen Teil der von Monstern bevölkerten Ebene sehen konnte. Ebenso lautlos wie ich gegangen war, kam ich zu Diltya zurück. Sie fasste mein Gesicht mit ihren winzig kleinen Händen an und schaute mir interessiert in die Augen. „Zur Hölle! So schnell läuft kein Schattenwesen. Vorallem bist du durch die Wände gerannt!", ihr Schrei erstickte beinahe.  Sie ließ ihre Arme sinken und schaute an die Wand. Nachdenklich fiel mein Blick auf meine Pfoten, die ungeduldig auf dem kalten Boden tänzelten, meinen Schweif, der fröhlich von links nach rechts ruderte und mein schneeweißes Fell, was eigentlich einmal schwarz war. Seufzend schüttelte Diltya den Kopf und steig auf meinen Rücken. Sie setzte sich wie immer bequem in die Mulde zwischen meinen Schulterblättern. „Na dann los. Wir sind fast angekommen!“ Sie war immer noch nicht bei der Sache und schien sich viele Gedanken zu machen. Erst jetzt sah ich, dass die Tür, vor der ich stand, einen Spalt offen war. Ich drückte meine Nase rein, damit sich der Spalt weitete. Sofort umgab ein neuer Geruch meine Nase. 

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