Wer zu lange wartet

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Erstarrt und als hätte man mir meine Seele mit einem Mal aus mir herausgesogen, stand ich da und sah ihr ins Gesicht. Ihre Schönheit übertraf alles, was ich bisher zu Gesicht bekam. Jeder Muskel meines Körpers entspannte sich, ohne dass ich es überhaupt bemerkt hatte. Es fühlte sich an, als wäre ich ganz woanders. Ich roch Blumen, Gräser und Luft, welche von Schmetterlingen erfüllt war. Eine tiefe Zufriedenheit umschmeichelte mein Herz und meine Seele fühlte sich im Einklang mit meinem Körper. Der Moment schien perfekt zu wirken und als würde es keinen perfekteren geben. Doch mit der Zeit besann ich mich und nahm den faulen Geruch, die feuchten Steine und die erdrückende Luft wahr. Prinzessin Loana beugte sich zu mir herab, ehe ich auf die Idee kam, vor einer Hoheit niederzuknien. Sie sah mir tief in die Augen und streichelte meinen Kopf zwischen den Ohren. "Ich habe lange auf Euch gewartet. Den Lichtgeistern sei gedankt, Ihr seid hier. Ich brauche Euch."

Die Überraschung schien mir anzusehen, denn gleich entschuldigte sie sich, als sie sich wieder aufrichtete. "Verzeiht, dass ich Euch so überfalle. Es ist nur, dass das Lichtreich unter schlechten Bedingungen steht. Es scheint hoffnungslos, wenn Ihr nicht wäret." Sie sah sehr unzufrieden aus und ich verspürte den starken Drang ihr zu helfen, selbst wenn es mein Leben Kisten würde, das stand fest. Jetzt nutzte ich die Chance, kniete nieder und dachte, in der Hoffnung sie würde es hören: Es ist mir die größte Ehre, Eure Hoheit. Natürlich werde ich Euch helfen. Ganz gleich, was es ist.

"Ich hatte erwartet, Ihr würdet das sagen." Ihr bezauberndes Gesicht wurde von einem ungeheuer schönen Lächeln heimgesucht und stärkte so mein Selbstbewusstsein. Mich wunderte es, dass Diltya so ruhig war.Ig schaute mich nicht nach ihr um, denn ich spürte Sie, und wusste somit, dass sie noch da war. Doch plötzlich stieg mir ein unbekannter Geruch in die Nase und ich drehte meinen Kopf schlagartig zur Tür. "Kira?" Diltya war die einzige Gestalt dort, die ich sehen konnte, aber nicht die einzige, die ich riechen konnte.

"Die Wachen!", japste Prinzessin Loana.

"Diltya! Komm her!" Prinzessin Loana wirkte sehr ungeduldig und beunruhigt. "Loana nein! Das geht nicht!" "Wir haben keine andere Wahl! Sie werden mir alles rauben! Ihr könnt mich retten, wenn Ihr das Reich der Lichter rettet. Wenn Ihr es nicht schafft, dann keiner." Mit der letzten Aussage richtete sie sich an mich. "Nein!" unterdrückte sich Diltya einen Schrei, doch schon rannte Prinzessin Loana auf sie zu. Das einzige, was ich noch sah, war unheimlich helles Licht. Es blendete mich so stark, dass ich beinahe auf die Seite fiel und Diltya vermutlich ein Bein abgedruckt hätte. Mit einem Mal verschwand das Licht und alles war still. Als ich wieder sehen konnte, konnte ich die Wachen auch schon hören. Prinzessin Loana lag auf dem Boden. Ich wusste nicht, ob sie atmete und stand kürzt vor dem Wahnsinn, als ich auch noch spürte, dass Diltya schlapp auf meinem Rücken hing. Starr stand ich da und bewegte mich kein Stück. Doch plötzlich spürte ich einen Herzschlag auf meinem Rücken. Ich wusste nicht wieso, doch ich spürte, dass ich gehen sollte. Der Gestank der Schattenwachen wurde so stark, dass ich glaubte, sie seien schon im Kerker. Ohne zu zögern sprang ich auf ein Fenster, welches ich zuvor nicht wahrgenommen hatte, weil es zuweist oben war und unerreichbar schien. Doch ohne Mühe sprang ich auf die steinerne Fensterbank. Genau in dem Moment krachte die Tür auf und ein riesiges Monster kam herein, gefolgt von einem Zweiten. Sie waren jedoch menschlicher als die, die ich bisher sah. "Verschwinden wir...", hauchte Diltya auf meinem Rücken mit einer so schwachen Stimme, dass meine Sorge genauso stieg, wie der Gestank der Monster das Zimmer erfüllte. Ich würdigte Prinzessin Loana einen letzten Blick. "Nein", zischte Diltya noch schwächer. Doch zu spät. Eines der Monster erblickte mich und warf einen riesigen Morgenstern in meine Richtung. Ohne zu zögern sprang ich nun hinaus, doch mit den Gedanken, dass es nun schwieriger für mich sein wird, mein Ziel zu erreichen.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt