Starre Vergangenheit -12-

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Jahr 30 nach der Ruhe

Keuchend zog Twinkle wieder Luft ein und bog seinen Körper durch. Der Boden war hart, steinhart.

Awe lächelte und reichte ihm seine Hand zur Hilfe. Dankend nahm Twinkle das Angebot an: „Soll das jetzt zur Gewohnheit werden?", schmunzelte er, doch Awe ging nicht weiter darauf ein.

„Es gibt einige Dinge, die ich dir erklären muss und noch mehr, das ich selbst noch nicht weiß", deutete er stattdessen an: „Für heute soll allerdings eines genügen: Willkommen bei den Anhängern der Nacht."

Twinkle dachte an einen Club , der Spenden für irgendeinen wohltätigen Zweck sammelte und dessen Mitglieder bunte Shirts trugen und Wipfel wedelten: „Die Anhänger der Nacht". Der Blick des anderen belehrte ihm eines Besseren.

„Diese Vision, das warst du."

Triumph stand in Awes Augen, in einer schnellen schwungartigen Bewegung aus dem Arm, wühlte er die Schatten in der Umgebung auf, die daraufhin wild durcheinander wirbelten. Als sie sich wieder legten, war das Schattenauge verschwunden.

Stirnrunzelnd ging Twinkle zu ihrer kleinen Höhle, in der Stone und Ember bereits tief und fest schlummerten. Schlaf legte sich nur langsam über den aufgewühlten jungen Mann, der noch in den Erinnerungen an die seltsamen Geschöpfe mit ihren klackenden Schnäbeln und bizarren Körper verweilte.

*****

Ein Hahnenschrei weckte ihn aus seiner Ruhe, die Sonne ging bereits auf und kribbelte ihm akribisch in der Nase. Er fluchte, aus ihm unerfindlichen Gründen verspürte er eine tiefe Abneigung, ja, Hass auf das helle Tagesgestirn. Finsterer Miene kämpfte er sich aus seinem Bett in dem er lag. Moment.

Er legte sich wieder hin, um sich dieses Mal aus dem Bett rollen zu lassen. Ja. Keine Frage, dies ist ein Bett, stellte er fest. Also legte er sich noch einmal hin und stand dann sich streckend auf.

Das Bett bestand aus einem metallenen Gitter, auf dem eine unglaublich weiche und unglaublich federnde Matratze lag. Sein gesamter Körper war übersät mit Gänsefedern, die ihn piekten und schließlich auch weckten. Seinen Körper weckten, der noch immer im Bett lag und den er von oben betrachtete.

Die Sonnenstrahlen kitzelten seinen liegenden Körper und dieser schmunzelte, bevor er sich streckte und sich aus dem Bett rollen und auf den mit Teppichen gepolsterten Boden fallen ließ.

Ungläubig hob Twinkle einen Arm und starrte auf seine durchscheinende Hand, durch die er sich selbst beim Umziehen erblickte.

Peinlich berührt wendete er sich ab und wartete, bis Twinkle die Tür aufstieß. Er hatte seine Haare gekämmt und trug nun eine schicke smaragdgrüne Tunika über einem langen reinweißem Hemd. Beides wurde um die Hüfte durch einen mondänen Wildledergürtel zusammengehalten.

Twinkle stieß ein anerkennendes Pfeifen aus, während er seine eigene dreckgrüne Tonika über seinem matschbraunen Hemd sah, dass bereits mehrfach geflickt war. Langsam griff er sich in sein mattes braunes Haar, das ihm ungepflegt in der Stirn klebte und das an seinem schöneren Ich so edel bronzen geglänzt hatte.

Mit ungehaltener Miene folgte er dem Schönling und schritt bedächtig Stufe für Stufe die mächtige Akazienholztreppe hinab, während Twinkle immer drei Stufen auf einmal nahm und mehrmals an den Absätzen der einzelnen Stufen hängen blieb, wodurch die beiden, trotz der unterschiedlichen Gangart, kaum Zeit versetzt am Fuße der Treppe ankamen.

Steinerne Säulen trugen eine noch steinernerne Decke, auf der Engel in einem verblassenden Mosaik an der Sonne vorbei flogen und Gaben an die Menschen verteilten. An den Wänden zeigten weitere besser erhaltene Mosaike einen riesigen Mann, der sich einen Mantel puren Lichtes stehen ließ und dessen Haarpracht ebenso aus Licht zu bestehen schien. Klagend hielt er seine Hand erhoben, während vor ihm mehrere Tiergestalten ihre Köpfe senkten. Eines von ihnen erinnerte Twinkle stark an den Vogel, der ihn in seiner Vision hypnotisiert hatte.

Eine Prise SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt