Beunruhigendes Erwachen -1-

56 12 2
                                    


Für mich und dich (vor allem für dich).

Jahr 30 nach der Ruhe

Ein Mann, kräftig und groß, aber im Moment vor allem verwirrt, lag auf dem Boden in einem weiten Gelände und der Regen weichte den Untergrund auf. Er strich darüber. Lehm. Bevor seine ganze Kleidung mit diesem Brei verschmiert werden konnte, machte er einen Satz in die Höhe und richtete sich dann auf. Sofort wünschte er sich den Ablauf der Dinge rückgängig machen zu können und behutsam auf zu stehen. Seine Knochen schmerzten und er spürte mehrere Prellungen in seiner Magengegend und an seinen Beinen. Sein Kopf wurde von einem unrhythmischen Pochen drangsaliert –das muss auch der Grund für mein fehlendes Gedächtnis sein- und seine Augen fühlten sich geschwollen an. Er fasste sich an den Hinterkopf und ein Lächeln glitt über seine Lippen. Schmerzen war er gewöhnt (oder zu mindestens waren sie ihm bekannt) und sie würden ihn nicht daran hindern können seine neu gewonnene Freiheit zu genießen. Freiheit? Er war der Ruhe entflohen, fiel es ihm wieder ein. Er hatte es geschafft -Wo bin ich? -, doch er fragte sich, wo er war, woher er kam und vor allem, wer er war.

Er ließ seinen Blick durch die Umgebung schweifen. Eine lehmige Kruste bedeckte den Boden, aber mit einigen Abstand zu ihm durchstieß ein Gebirge den braunrötlichen Boden. Es hatte etwas großartiges an sich und  es war ihm, als würden die Berge seiner verlangen. Ausgeschlossen. Was ist nur los mit mir? Er schüttelte seinen Kopf und begab sich wieder auf die Suche nach etwas Brauchbarem. Zu seiner Rechten erstreckte sich der Lehmboden bis zum Horizont. Hier und Da wurde er von einem Hügel oder einer Anhöhe durchbrochen. Lauern dort Feinde? Werde ich die ganze Zeit schon beobachtet? Unwahrscheinlich. Er hatte schon fast aufgegeben, sich auf seine Beobachtung zu konzentrieren, da bemerkte er etwas Wichtiges. Auf seiner linken Seite waren die Ausläufer eines Waldes zu erkennen und an einer Stelle wurde er von einem kleinen Bach durchbrochen. Der kräftige Mann wusste, dass eine Wasserquelle sehr wichtig war. Er wusste nicht, woher er das wusste aber immerhin. Zuletzt schaute er hinter sich. Dort stand eine olivgrüne Tasche auf dem Boden. Sie lächelte ihn an, als würde sie sagen: „Du hast aber lang' gebraucht, mich zu finden."

„Manchmal findet man auch nichts", sagte er.

Und sie lachte: „War das gerade ein Kompliment?"

Der starke Mann wurde zornig.

„Von dir lasse ich mir überhaupt-", wollte er sagen, da realisierte er, dass er sich mit einer Tasche stritt. Verwirrt über sich selbst kniete er sich hin (unterdrückte die Schmerzen) und begann den Reißverschluss zu lösen. Dabei ignorierte er das Schluchzen, das er sich einbildete, und griff in die Tasche. Er kramte ein bisschen. Der kräftige Mann hatte lange nicht mehr gekramt. Seit einer Ewigkeit nicht mehr, oder zweien. Schließlich wurde er fündig und beförderte ein Portemonnaie heraus. Wieder vernahm er ein leises ächzen und diesmal schaute er auf. Konnte er sich das alles nur einbilden? Der Regen hatte unterdessen aufgehört und war einem dichten Nebel gewichen, der es ihm zusätzlich erschwerte gegen mögliche Feinde gefeit zu sein. Aber wenn sie rotleuchtende Augen haben, werde ich sie kommen sehen. Er wurde ruhiger. Als er sich komplett beruhigt hatte, öffnete er die graue Geldbörse, lugte vorsichtig hinein, und begann zu zweifeln, ob man dieses Täschchen als „Geld"-Börse bezeichnen konnte. Geld war nämlich keines darin, dafür ein Ausweis und eine Visitenkarte. „General Stone, Army of Light" sagte der Ausweis. Und instinktiv wusste er, dass dies sein Ausweis war. Stone. Das war sein Name und die Tatsache, dass er in der Armee war, erklärte die Musterung seiner Tasche und seines Outfits. Camouflage. Als nächstes untersuchte Stone die Visitenkarte. Sie war leicht vergilbt und nur einseitig beschriftet. Eine Nummer. Sie tarnt sich als Telefonnummer auf einer Visitenkarte. Ein anerkennendes Lächeln rollte über seine Mundwinkel zu seinen Lippen. Nicht schlecht. Er war sich sicher, dies musste etwas bedeuten, dies musste ein Kennwort oder ähnliches sein. Stone versuchte, die Ziffern zu Buchstaben um zu wandeln.

Eine Prise SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt