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Peripherie Tiënje'ts – Jahr 30 nach der Ruhe

Uliir „Saw", Unteroffizier und Truppführer, schüttelte im warmen Schein der beiden Lagerfeuer seine wie zum Gebet gefalteten Hände, in denen es leise klapperte. Sein Blick glitt über die drei Männer – seine Männer -, die er für sein Geleit während der Erfüllung seines Auftrages auserwählt hatte. Ihre drei vertrauten Gesichter hingen nun in einem Halbkreis vor ihm in der Dunkelheit und schnell  hätte man annehmen können, dass ihre knienden und hockenden Beine sowie ihre Körper an einem fernen, anderen Ort wären – tatsächlich saßen sie jedoch mit ihm und warteten auf den Ausgang seines „Gebets", während der Schein des Feuers einzig ihre Gesichter in der Finsternis der Nacht offenbarte.

Ebenso schnell hätte man – tatsächlich – annehmen können, dieses markante anhaltende Tackern und Rappeln ertöne aus den Händen Uliir „Saw"'s; aus den Häuten und Nervenbahnen – mit diesen Dingen kannte sich der Mann, der sein gesamtes Leben im Dienste seines Landes verbracht hatte, nicht besonders gut aus – oder aus den dünnen weißen Knochen und Knorpeln seiner weniger dünnen, weniger weißen Hände – mit denen er sich tatsächlich mehr als nur ein wenig besser auskannte.

Tatsache war jedoch, dass dieses Trippeln und Rippeln aus dem Hohlraum kam, den seine Hände bildeten und der die gesamte Geste tatsächlich kaum wie ein Gebet aussehen ließ. Das hektische Auf- und Abziehen beider Hände verstärkte diesen Eindruck noch.

Während Unteroffizier Uliir „Saw" also seine Männer der Reihe nach musterte, zuckten seine breiten Hände auf den Boden zu und ließen ihre Ware fallen. Jawoll, da war es jawoll! Tatsächlich, da war es. Ja-

„-woll!", sprach er seine Gedanken aus und allesamt starrten sie auf die sechs kleinen unregelmäßig geschnitzten Spielwürfel.

6; 1; 1; 29; 8; 11 zeigten die hölzernen Körper, deren Seitenanzahlen auf den ersten Blick ziemlich willkürlich aussahen. Tatsächlich sahen sie auf den zweiten Blick sogar noch willkürlicher, geradezu absurd aus und ein jeder, der die Regeln ihres Spieles nicht zu deuten wusste, musste sich mehr als verloren vorkommen, sobald er aufgefordert wurde ein Ergebnis vorauszusagen.

Uliir „Saw" kannte die Regeln nicht und tatsächlich kam er sich sogar noch verlorener vor, als er plötzlich die Würfel in seinen kräftigen Händen, die bizarren Formen an seinen gebräunten Fingern, gespürt hatte – und vielleicht hatte er das Schütteln seiner Hände nur mit der Geste eines Gebets assoziiert, weil er tatsächlich zu allen guten Göttern im Himmel gebetet hatte. Vielleicht – er hielt seine Hände auf und spürte das Gewicht der Münzen nur schwach – hatte er auch nur so schnell zu schütteln begonnen, weil ihn diese Situation überfordert hatte; vielleicht war dieser plötzliche Anfall ein Geschenk aller guten Götter im Himmel gewesen. Schließlich war es nicht das erste Mal, das er und seine Männer in einer freundlichen Runde saßen und spielten, und nicht jedes Mal hatte er so zügig begriffen, dass er die Würfel werfen sollte. 

Als nächstes war es an Flow, der sich selbst als wahren Meister dieses Spiels betrachtete, obgleich es ihm nie gelungen war, seinem Befehlshaber die simplen Spielregeln verständlich zu machen, sein Glück versuchen und Leg, der wohl als einziger des Trupps ahnte, dass Saw sich mit diesen Dingen nicht besonders gut auskannte – Das hätte Uliir jedenfalls an dem Stirnrunzeln ablesen können, das Leg ihm während ihrer Partien so häufig zu warf. Tatsache war jedoch, das sich der Unteroffizier auch mit diesen Dingen nicht besonders gut auskannte – nannte seinen Einsatz.

Während nun auch Salonius „Liar" einen Betrag nannte spähte Saw von ihrem Lagerfeuer zu dem Lagerfeuer der Kinder hinüber. Tatsächlich waren es zwar keine Kinder, doch sie waren noch nicht, oder zumindest noch nicht weit über das Mannesalter hinfort geschritten und mit diesen Dingen...

Eine Prise SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt