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Tiënje't - Jahr 30 nach der Ruhe

Es musste sich – gegen seine frühere Annahme – doch ein engeres Band zwischen ihnen gebildet haben. Und dazu noch in solch kurzer Zeit, jedenfalls verspürte Mill eine freudige Unruhe, die ihn in dem Moment befallen hatte, als er die Neuigkeiten aus dem wenig feinschmeckerischem Mund seiner Majestät höchst persönlich vernommen hatte. Nun tigerte er, von diesem unvertrauten Gefühl befallen, in dem prachtvollen Palast umher und konnte das dümmliche Grinsen nicht mehr von seinen Lippen bekommen.

Er kam sich wie der größte Tor vor – und doch konnte er nicht anders, als sich auf die Ankunft seiner ehemaligen Weggefährten zu freuen.

Noch zwei Tage. Noch zwei Tage.

Es war lächerlich. Eine Geschmacksverirrung sondergleichen – und doch.

Tiën hatte es ihm erzählt und dabei hatte er Mill ohne es zu wissen, noch eine weitere Neuigkeit verkündet. Es war so lächerlich, dass er wieder zu Grinsen begann, während er dieselbe Runde, die er allein an diesem Tage bereits etliche Male beschritten hatte, erneut antrat.

Mit dem zuckrigen Mundgeruch war die Erkenntnis in seine Nase getragen worden und mit unanfechtbarer Sicherheit hatte Mill es gewusst; die sich elend am Boden windende Ahnung war zu einem stolzen Bewusstsein, einer majestätische Erkenntnisse geworden.

...zunächst hatte sein Vater noch gezuckt...

Und er hatte gewusst, dass er nun das vollkommene Vertrauen des Königs hatte. Er war ein Hebel, der, direkt am Flaschenkopf angebracht, mit der Leichtigkeit eines Fingerzuckens den Korken öffnen konnte, der den Wein der Macht versiegelte. Nicht, dass er bereits irgendwelche Pläne in diese Richtung schmiedete, doch sollte eine Zeit der Not kommen würde er nicht zögern, sich ein Glas dieser herrlichen Flüssigkeit zu kredenzen.

Er machte sich selbst keine Vorwürfe.

...doch dann ließ auch die letzte Bewegung nach...

Und er versuchte auch nicht die Wahrheit vor sich selbst zu verbergen, denn dieses Selbst wusste bereits, dass er Tiën nur benutzte. Es Selbst war erzürnt über die Dinge, die der König Mill angetan hatte.

....er war über ihn hinweg gestiegen, hatte ihn hinter sich gelassen...

Tiën war krank. Gestört.

...er hatte so klar denken können wie selten zuvor, hatte eine nie gekannte Beschwingtheit verspürt...

Mill wusste das und es Selbst wusste es ebenso. Tiën hatte ihn und die anderen all diesen Gefahren ausgestellt, hatte sie Durst, Hitze und Himmelsenergien auf dem Silbertablett serviert, und alles nur um seine kranken Gelüste zufrieden zu stellen.

...er hätte es ein zweites Mal getan, wenn sich die Möglichkeit dazu ergeben hätte...

Und vielleicht war auch Mill krank, dies war der eine Gedanke, den es Selbst allein hatte, allein für sich. Es waren die Anzeichen der Einsamkeit – Tiën hatte Mills Selbst davon erzählt. Diese Krankheit, die ihre Entstehung irgendwo zwischen dem Verlust der Erinnerungen und einer Reise unter der Aufsicht des Götterhimmels hatte.

...und er lief, lief.

Und Mill lief, lief. Es war lächerlich. Er hatte nie etwas für diese vier Gehirne übrig gehabt. Selbst Awe hatte er nur als Mittel zum Zweck gesehen. Selbst Ember... Ember.

Und er kehrte mit hängenden Schultern an den königlichen Hof zurück, musste sich sogar anstrengen, die Träne hervorzupressen, als er Tiën von dem Verrat seines Vaters berichtete.

Eine Prise SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt