Ominöses Telefonat -16-

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Jahr 0 nach der Ruhe

Das infame Lachen verklang; meine Ohren pulsierten schmerzend und die Kakophonie des Krieges, der um mich herum herrschte, drang nur undeutlich an meine geschundenen Horcher.

Immobil stand ich, erneut zu einem stillen Betrachter degradiert, auf einer leichten Anhöhe und musste mit ansehen, wie sich die Welt wandelte. Tage und Nächte flogen in rasendem Tempo über das grüne Land hinweg; Menschen errichteten Dörfer, Städte und Tempel, nachdem die Kriege geendet hatten. Erst bauten sie kleinere Schreine dann Kirchen und Kathedralen. Inbrünstig opferten sie und ich erkannte die Zeichen, die die Götter zum Dank sandten, auch wenn einige der Schicksalsschläge von den Menschen ungesehen blieben.

Ich sah eine Stadt, die größer war, als alle anderen, die weiter und weiter gedieh, die im Licht des Fortschrittes strahlte und ich sah den Herrscher dieser Stadt, der sein Leben dem Guten verschrieben hatte, der die Geschicke seines Landes zum Besseren führte, der eine Krone reinsten Goldes Trug und ich wusste, wen ich vor mir haben musste: den Sonnenkönig. Der Verfechter des Glaubens des Tages, der von seinem Bruder hintergangen und gestürzt worden war. So hatten es mir die Gestirne erzählt und genauso kam es; mit dem Tag, an dem der König fiel, verdüsterten sich die Tage unter andauernden Regengüssen und trüben Wolken, die das Tagesgestirn wie einen Schleier trug.

Ich erduldete den Anblick tausender geschlachteter Verfechter meines Glaubens, die von schrecklichen grauenhaften Wesen abgestochen und geschändet wurden, die sich in Schatten hüllten und einst menschlich gewesen sein mussten, bevor sie ihr Herz und ihre Seele der Nacht versprochen hatten. Stumme Tränen des Mitgefühls kullerten meine Wangen hinab, die sich in meine aufgeplatzte trockene Haut brannten.

Langsam schloss ich meine Lider, immer noch die Bilder brennender Gebetshallen vor meinem geistigen Auge.

Als ich sie wieder öffnete erblickte ich drei allzu bekannte Gesichter: Alain, Laurent und Élodie in ihren Uniformen sahen noch genauso aus, wie ich sie aus meinem anderen Traum, meiner Vision in Erinnerung hatte. Sie standen in einem Halbkreis um eine Maschine, die mir zu sehr dem Teleskop des Traumgottes ähnelten, als das es ein Zufall hätte sein können. Einen weiteren Mann, der sich an dem Apparat zu schaffen machte, konnte ich hingegen nicht identifizieren.

Erwartungsvoll sahen die Offiziere abwechselnd zu dem Unbekannten, dem teleskopartigen Gerät und dem Himmel, an dem ich zig Monde ausmachen konnte. Beunruhigt starrte auch ich den Fremden an, der einen letzten Hebel umlegte und sich lächelnd zu den anderen umdrehte.

Aus der Mündung, die ich fälschlicher Weise für eine Sichtöffnung gehalten hatte, strömte ein baumbreiter Strahl gebündelten Lichts und gab den Zügen des Mannes, in dessen Augen es fanatisches flackerte, einen nonterrestrischen Glanz. Entsetzt starrte ich auf den doch nicht so unbekannten Fremden, entsetzt starrte ich mich an.

Die Zeit begann nun wieder zu rasen; die Offiziere gratulierten meinem Ich und ich wusste, dass ich mit dieser Tat der Auslöscher hunderter von Monden war. Nach oben sehen, um mich von meinem angerichteten Schaden zu überzeugen, brachte ich nicht über das Herz. Tage und Nächte verstrichen im Handumdrehen und über dem Land brach Ruhe ein.

Alles Lebende brach in sich zusammen und verfiel in einen leichten Schlaf; zu leicht, als das er Erholung hätte versprechen können, doch stark genug, um jegliche Gefahr entgegenzuwirken.

Ich sah Götter die Seiten wechseln, sah, wie sich die Welt wandelte, bis auch die Schwärze den Packt einging und das Land sich in Finsternis hüllte.

Abwechselnd schlief und wachte ich in der Hoffnung, einen Ausweg aus dieser Vision zu entdecken, doch vorerst sollte mir die Erlösung nicht zu Teil werden und man ließ mich im Dunkeln.

Eine Prise SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt