Kapitel 4

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Marina

„Rini? Alles Gut bei dir?" Torry beobachtete mich mistrausch. Kopfnickend wand ich den Blick vom Fenster ab und widmete mich den Bestellungen. Die letzten Tage hatte ich von übertrieben reichen Superstars und erdrückenden Mädchenmassen geträumt, die kreischend an mir vorbei strömten und von gruseligen Gestalten die in der U-Bahn auf mich lauerten. Es waren bereits sechs Tage vergangen seit Dean Catrall durch die Tür gestolpert kam und jedes Mal, wenn die Tür zum Laden geöffnet wurde bekam ich eine Gänsehaut und mein Herz raste unregelmäßig, das alles brachte meinen Kreislauf ganz durcheinander. Nur kam er nicht wieder. Meiner Meinung nach war er das perfekte Abbild eines typischen Boy Band Stars der die Aufmerksamkeit aller Mädchen genoss und sich nahm was er wollte und es auch immer bekäme. Vor ein paar Tagen erwischte ich mich dabei als ich auf YouTube nach der Band >ONE WAY< gesucht hatte und einige der Lieder kannte ich bereits sogar aus dem Radio. Das Telefon klingelte und Torry nahm den Anruf entgegen. Heute war nicht besonders viel los und ich füllte gerade die Zuckerpäckchen auf als sie mir eine Tüte mit Gebäck und drei Kaffees in die Hand drückte.

„Das ist eine Bestellung ins Corinthia Hotel, Zimmer 425."Genervt verdrehte ich die Augen.

„Ernsthaft? Seit wann spielen wir Lieferdienst?" Trotzig nahm ich die Bestellung an mich.

„Keine Ahnung. Musst du Benson fragen, der hat mir den Auftrag an dich weitergeleitet."

„Äh Ok?" Genervt löste ich die Schlaufe meiner Schürze, nahm die Tüte mit der Bestellung und ging die Gasse runter in Richtung U-Bahnstation. Das Hotel war gleich auf der anderen Straßenseite einer Unterführung keine dreihundert Meter von unserem Shop entfernt. Das Gebäude war am eck gelegen, groß und mit viel Stuck und Verzierungen in die Beige Fassade eingelassen. Zur linken Seite führte es in einen Park und rechts ging es eine lange mit Bäumen besetzte Straße hoch zum National Museum. Die Lage war wirklich hübsch und anhand der am Straßenrand parkenden Autos wusste ich, dass es teuer sein würde sich hier einzunisten. Ein bisschen erinnerte das Hotel mich an das berühmte Flatiron Building aus New York. Als ich die Empfangshalle betrat staunte ich als ich den nicht zu übersehenden Kronleuchter der die Decke zierte bestaunte. Alles war auf Hochglanz poliert, das betraf auch die Damen hinter dem Empfang. Sie trugen eine weise Seidenglanz Bluse mit einem goldenen Namensschild, dazu einen engen dunkelblauen Bleistiftrock und hohe Pumps. Ein bisschen sahen sie aus wie Stewardessen.

„Herzlich Willkommen im Corinthia Hotel." Begrüßte mich die Blondine mit streng gebundenem Dutt und feuerrotem Lippenstift. Sie klang zwar freundlich, ihrem Anblick mir gegenüber war jedoch offensichtlich anzumerken wie sehr sie sich wunderte jemanden wie mich hier anzutreffen.

„Hi! Äh ich habe eine Bestellung für Zimmer 425." Sie nickte, als würde das ihre Frage beantworten und bedeutete mir ihr zum Fahrstuhl zu folgen.

Ich hatte Mühe bei ihren langen Beinen Schritt halten zu können. Durch die hohen Schuhe wirkten ihre Beine noch länger, mit ihrer Figur und ihrem Aussehen hätte sie locker als Model durchgehen können. Sie drückte auf den Knopf und mit einem leisen Ping öffnete sich die Fahrstuhltür. Gemeinsam betraten wir den Lift, die leise Melodie im Aufzug erhellte die unangenehme Stimme zwischen uns. Anhand ihres Namensschildes konnte ich erkennen, dass ihr Name King war. Wie passend dachte ich. Sie drückte den Knopf in den vierten Stock und lächelte professionell vor sich her. Sie war bestimmt eineinhalb Köpfe größer als ich und ihre perfekte Art schüchterte mich ein. Als sich die Tür endlich öffnete machte sie einen Schritt auf den Flur und zeigte an das andere Ende.

„Dort vorne links befindet sich Zimmer 425." Mit einem steifen Nicken verabschiedete sie sich und trat zurück in den Aufzug. Vor dem Zimmer angekommen hörte ich Musik durch die Tür und Stimmen zwei verschiedener Personen. Genervt klopfte ich gegen die massive Holztür doch niemand schien es bemerkt zu haben. Nach dem ich das dritte Mal gegen die Tür hämmerte öffnete ein Mann Mitte Zwanzig die Türe.

First trip to LondonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt