Marina
„Das wäre dann alles Miss Lewis! Wir werden uns zeitnah bei Ihnen melden!" Diesen Satz hörte ich jetzt schon bei meinem fünften Bewerbungsgespräch. Dass die sich nicht mal etwas Neues einfallen lassen wollten? Der junge Mann gegenüber auf der anderen Seite des Tisches stand auf und reichte mir freundlich die Hand.
„Ich danke Ihnen, dass ich mich vorstellen durfte!" Erwiderte ich den Handschlag. Ich schätze den Mann nicht älter als Anfang dreißig doch sein selbstbewusstes Auftreten ließ ihn als richtige Person für die Stelle als Studioleiter eines Fotostudios für Werbefotografie und Videos im Bereich Männermode auszeichnen. Er begleitete mich aus dem modernisierten Backsteingebäude heraus und verabschiedete sich ein weiteres mal in dem er mir nachwinkte. In der U-Bahn angenommen ergatterte ich mir einen der wenigen freien Sitzplätze, atmete tief durch und ging die Abläufe der vergangenen Tage in Gedanken durch. Ich war bei fünf Bewerbungsgesprächen eines davon sogar in der Oxfordstreet als Bezirksleiterin einer Klamotten Firma, allerdings machten die einen seh verklemmten Eindruck weshalb mein Wohlbefinden ausblieb und ich mich wahrscheinlich dagegen entscheiden würde falls ich eine Wahl hätte. Ich verließ die U-Bahn und lief zu unserer Starbucks Filiale um meine Schicht anzutreten. Für das Bewerbungsgespräch hatte ich mir ein klassisch, schlichtes, schwarzes Bleistiftkleid angezogen, welches ich mit schlichten schwarzen Pumps kombinierte. Meine Haare trug ich zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden welcher sich durch den aufbrausenden Wind wie eine Schlinge um meinen Hals wickelten. Ich hatte schon öfter daran gedacht, die Frisur einfach einmal zu verändern und meine lange Mähne zu einem Long-Bob schneiden zu lassen und mir die ewigen Nerven zum waschen, kämmen und pflegen zu sparen, doch sobald es ernst wurde, konnte ich mich dann doch nie davon trennen. Allerdings wünschte ich mir an Tagen wie diesen doch endlich diesen Schritt gemacht zu haben.
„Uhlala! Welch edle Dame erweist und hier die Ehre?" Zwitscherte Torry, als sie mich durch die Türe kommen sah. Lächelnd verdrehte ich die Augen und verschwand im Umkleideraum. Die Türe war kaum in's Schloss gefallen, da wurde sie bereits wieder aufgerissen und Torry platze herein.
„Und, schon aufgeregt wegen heute Abend?"
Heute war endlich der Tag an dem Dean sein erstes Solo Konzert geben würde und das beste daran war, er hatte Torry und mich auf eine VIP-Liste schreiben lassen damit wir in Ruhe hinter den Kulissen lauschen durften.„Ja! Und wie!" Ich verdrehte die Augen wie eine Irre und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Aber ich bin auch fix und fertig von dem vielen ausgequetschte und Fragen beantworten." Ich erzählte Torry von meinem Vorstellungsgespräch und wir versuchten zu analysieren wie meine Chancen für die Stelle standen.
„Was soll ich hier nur ohne dich anfangen wenn du eine Festeinstellung hast? Mit Toby über Judith's fetten Arsch in der weißen Hose reden? Der ist doch momentan eh nur mit sich selbst beschäftigt." Jammerte sie.
„Und mit Hanna." Fügte ich zwinkernd hinzu. Toby hatte sich bereits Wochen vor der Ankunft seiner Freundin darauf gefreut, doch seit dem sie hier ist haben wir ihn nicht ein einziges Mal gesehen und das wobei wir selbst sehr gespannt waren auf die Frau die unserem Toby so sehr den Kopf verdrehte.
„Ja! Und mit Hanna!" Wiederholte Torry lachend.
Dem Gott sei sei dank war heute auf der Arbeit wenig los sodass Torry und ich pünktlich gehen und uns bei mir fertig machen konnten. Das Konzert wurde in der O2 Arena gehalten welche wir flexibel mit der U-Bahn erreichen konnten. Aufgeregt beobachtete ich die vorbei rauschenden Backsteinwände der Undergroundtunnel und versuchte meinen rasenden Puls zu beruhigen. Getrieben von einer Menschenmasse kreischender Teenes, wurden wir bis vor an die Abendkasse geschoben. Eine Blondine wie aus dem Katalog geschnitten lächelte uns mit dem zauberhaftestem Zahnpastalächeln an dass sie zu geben hatte.
„Hey ihr zwei! Eure Tickets?" Fragte sie fordernd und ich bemerkte wie sie auf einem dicken Pinken Kaugummi kaute. Als Torry und ich nicht reagierten streckte sie die Hand durch den kleinen Spalt der dicken Glasscheibe zwischen uns.
„Oh! Wir haben keine Karten!" Schrie ich ihr durch den tobenden Lärm entgegen. Lustlos ließ sie ihren ausgestreckten Arm sinken und sah uns genervt an.
„Ihr wisst schon dass das Konzert ausverkauft ist? Wenn ihr keine Karten habt bekommt ihr jetzt auch keine mehr! Sorry Mädels! Der nächste!" Ich krallte mich an dem kleinen Brettchen vor dem Fenster fest um nicht von der Masse weggetrieben zu werden.
„Nein warten Sie! Wir stehen auf der Liste! Torry McGrasham und Marina Lewis. Bitte sehen Sie nach!" Entrüstet stierte mich die Blondine aus ihrer engen Kabine heraus an.
„Wollt ihr mich verarschen? Für so eine alberne Nummer seit ihr doch schon zu alt!" Bei jedem Wort verlor sie immer mehr die Geduld und ihre stahlblauen Augen bohrten sich wie kleine Giftpfeile in die meine.
„Bitte sehen Sie nach!" Genervt rollte sie mit den Augen, zog dennoch eine golden Mappe aus der Schublade hinter sich. Ihre blauen Augen schienen die Papiere darin zu fressen, doch dann legte sie die Liste genervt zur Seite und schüttelte den Kopf.
„Verschwindet an eurer Stelle lieber so schnell von hier wie es euch nur möglich ist ehe ich die Security rufe!" Sie stemmte ihr zarten, dünnen Ärmchen links und rechts neben der Kasse ab und ihr ganzer Körper stand unter Spannung. Mit gesenktem Kopf drehte ich mich um und griff Torry am Arm doch sie machte keine Anstalten mir zu folgen.
„Jetzt hören Sie mir mal zu Fräulein! Der Freund meiner besten Freundin spielt heute auf diesem Konzert und hat uns versichert auf dieser Liste zu stehen! Sie werden jetzt verdammt nochmal alles in die Wege leiten um uns Zutritt auf dieses Konzert zu verschaffen haben wir uns verstanden?" Kurz hatte die Fassade der Kassiererin zu bröckeln begonnen doch nach einem Duell mit Torry's starrem Blick hatte sie sich wieder gesammelt.
„Und wer soll bitte der Freund deiner Freundin sein?" Ein hässliches Grinsen hatte sich auf das Gesicht der eigentlich hübschen Blondine geschlichen.
„Heilige scheiße, Dean Catrall!" Fauchte Torry. Als sie seinen Namen aussprach bekam ich eine Gänsehaut. Ich schloss die Augen und kniff sie fest zusammen. Das laute Lachen der Blondine hallte durch die gepanzerte Scheibe wieder und klang einfach erbärmlich. Eine breite Schulter versperrte mir die Sicht auf die treibende Masse und eine tiefe raue Stimme ertönte von dem Muskelprotz vor uns.
„Gibt es ein Problem Ladys?" Er verschränkte die Baumstamm artigen arme vor seiner Brust und richtete sich mit einem tiefen Atemzug auf.
„Die beiden behaupten Dean Catrall's Freundinnen zu sein. Haben allerdings keine Karten und stehen nicht auf der Liste."
Verpetzte uns die Blondine hinter dem Schalter.„Dann ist die Sache doch klar!" Seine raue Stimme hallte bis in meine Magengrube wieder und mir wurde übel. Wütend ließ nun auch Torry die Schultern sinken.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein!" Wild fuchtelte sie mit den Armen um sich.
„Das nächste mal kauft ihr euch besser Karten im Vorverkauf!" brummte der Mann von der Security und schob uns durch einen baustellenzaun raus auf die Straße.
„Ich glaube nicht das es ein nächstes mal geben wird." murmelte ich und zog Torry hinter mir her in Richtung U-Bahnstation.
„Was soll das denn heißen?" sie bleib stehen und sträubte sich weiter zu laufen.
„Torry was glaubst du denn was das war? Er hatte nie vor uns einzuladen und wir waren so dumm und haben wirklich geglaubt auf irgend eine dumme Liste geschrieben zu werden!" ich verdrehte die Augen und ließ meiner Enttäuschung freien Lauf.
„Schon Wochen vor diesem Konzert hatten wir kaum Kontakt und es geht ihm eindeutig mehr um seine Karriere als darum uns einen Gefallen zu tun. Und das ist ja auch okay aber uns so auflaufen zu lassen war nun wirklich nicht nötig!" Der Wind der herbeieilenden U-Bahn bließ mir die Haare um die Ohren und es fühlte sich an als würde er auch all meine Gefühle durchpusten. Schweigend saßen wir nebeneinander in der U-Bahn und beschlossen unsere Enttäuschung in ein oder mehreren Gin Tonic zu ertränken

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First trip to London
Fiksi PenggemarUm Erfolg zu haben, brauchst du nur eine einzige Chance. Jesse Owens ___________________________________________ „Weißt du wer ich bin?" Selbstsicher verschränkte er die Arme vor der Brust und war sichtlich amüsiert. Ich hatte keine Lust auf Rates...