Kapitel 9

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Dean

Ihr Anblick war atemberaubend. Sie sah noch hübscher aus als gestern in ihrem hautengen Kleid. Noch dazu waren es meine Sachen die sie trug und das brachte meine Gedanken ganz schön auf Hochtouren. Sie humpelte an mir vorbei in das große Wohnzimmer wo bereits Dr. Bennet auf sie wartete. Ich sah ihr nach, unfähig ihr zu helfen und den Schmerz zu stützen. Erst als sie im Wohnzimmer neben dem Arzt Platz genommen hatte konnte ich wieder einigermaßen klar denken.

„Hallo Miss Lewis, ich bin Dr. Bennet und mir wurde berichtet, Sie haben sich den Fuß verletzt." Förmlich klärte sie Dr. Bennet auf und erzählte wie sie umgeknickt war. Sie sah zum Anbeißen aus als sie neben ihm saß und erzählte wie es dazu kam. Ich konnte nicht anders als mir auszumalen wie wir ein eingespieltes Ehepaar waren, das nach einer Gala den Arzt anrufen mussten da meine liebste Frau sich in ihren übermutigen Schuhen das Bein vertreten hatte. Die Vorstellung gefiel mir und ich schmückte meine Fantasien noch ein wenig aus ohne zu realisieren wovon die beiden sprachen. Doch als sie mit riesigen Augen zu mir aufsah und plötzlich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war, wurde mein Gehirn sprunghaft in die Realität katapultiert. Tränen stiegen ihr in die Augen doch sie versuchte sich noch immer nichts anmerken zu lassen als Dr. Bennet weiterhin ihren Knöchel abtastete. Wie ein Rauschen drang langsam die Stimme des Arztes zu mir durch.

„Ich werde Ihnen einen Gips anlegen, Sie müssen das Gelenk schonen und nach vier Wochen werden wir sehen wie die Heilung fortgeschritten ist." Sie nickte doch ich verstand nur Noch Bahnhof.

„Weshalb muss sie einen Gips tragen?" Verwirrt drehte Dr. Bennet sich zu mir um und auch Rina sah mich verdutzt an.

„Die Dame hat ein gebrochenes Sprunggelenk Mr. Catrall. Das muss gestützt und geschont werden ehe Sie es wieder normal belasten kann." Nun wich auch mir jegliche Farbe aus dem Gesicht. Ich stürzte vor sie zu Boden und umklammerte ihre Hand als läge sie im Sterben.

„Die junge Dame ist sehr tapfer!" Als er mit dem Gips anlegen fertig war, und dass war vielleicht eine Sauerei, verabschiedete er sich von ihr und ich brachte ihn zur Türe. Er würde in vier Wochen wiederkommen und sich den Heilungsprozess anschauen.

„Ernshaft? Du hast ein gebrochenes Sprunggelenk und hast nicht auch nur eine einzige Träne vergossen?" Wenn ich mir vorstellen müsste wie eine Heldin auszusehen hätte, würde ich in diesem Moment Rina eins zu eins wiedergeben. Wie sie dasaß, unschuldig in meinen für sie viel zu großen Klamotten mit einem dicken blauen Gips am Fuß, ihre goldenen Haaren, die sich in großen Wellen über ihren Schultern ausbreiteten.

„Ich kann auch jammern aber dann garantier ich für nichts." Ich kniete mich an ihre Seite und hielt sie fest. Ihr zaghaftes Lächeln verzerrte sich und Tränen sammelten sich in ihren smaragdgrünen Augen ehe sie den Blick abwand.

„Tut mir leid wegen den Umständen. Ich will dir keinen Ärger machen." Ihre Hand zitterte.

„Du machst mir keinen Ärger." Unruhig sah sie um sich und zupfte an ihren neu angelegten Gips.

„Ich bin mir nicht sicher ob es gut wäre, wenn wir uns wiedersehen." Ihre Augen weiteten sich und ihr Blick war starr als sie mich musterte. Ich zupfte an meiner Lippe und musste die Worte verdauen. Dr. Bennet hatte ihr Krücken dagelassen, sie griff nach ihnen und versuchte sich aufzustemmen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich hoch und humpelte auf die Türe zu aus der auch Dr. Bennet verschwunden war. Ich konnte mich nicht bewegen, war nicht fähig zu verhindern, dass sie verschwinden würde. Ich kannte sie erst seit wenigen Tagen doch immer wieder erwischte ich mich dabei wie sich meine Gedanken zu ihr verirrt hatten. Wie ein zwölf Jähriger der sich zum ersten Mal verliebt hatte. Der Gedanke an den gestrigen Abend und ihren Ex- Freund trieben mir erneut das Bedürfnis ein sie beschützen zu müssen. Ich konnte sie jetzt nicht einfach durch diese Türe gehen lassen.

First trip to LondonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt