Kapitel 31

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Marina

Es wurde noch ein langer Tag, doch nicht wie zu Beginn gedacht qualvoll und anstrengend.
Nein.
Dean musterte mich bei jeder Gelegenheit, bei jeder Chance mich zu berühren verharrte sein Körper länger als beabsichtigt.
Ich spürte das er ebenso meine Nähe suchte wie ich die seine bräuchte.
Gina bemerkte unser geflirte und strafte mich mit giftigen Blicken, doch Dean gab mir die Kraft darüber hinweg zu sehen.

„Okay Leute das reicht für heute! Morgen gehts weiter!"
Taylor beendete den zerrenden Arbeitstag und scheuchte uns beinahe aus dem Studio.

Wenn er durch war, brauchte er seine Erholung um am nächsten Tag mit doppelter Kraft zuzuschlagen.
Ich schnappte mir meine Tasche aus dem Arbeitszimmer doch als ich den Flur zum Ausgang durchquerte, war es bereits wie ausgestorben.
Alle Lichter waren ausgeschalten nur die Tischleuchte auf Taylors Schreibtisch brannte und erhellte die großen Räume ein klein wenig.

Ich steckte meinen Kopf in sein Büro um mich zu verabschieden.
„Bis morgen Taylor!"

Gerade als ich mich abwand, hörte ich seine Stimme.
„Marina, hast du noch eine Minute?"

Wie erstarrt blieb ich im Türrahmen stehen und drehte mich auf einem Fuß um.
„Setz dich doch."

Wiederwillig nahm ich auf dem Metallstuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches platz.
„Mir ist nicht entgangen wie offensichtlich du von Mr. Catrall angezogen wurdest. Doch das ist dein Arbeitsplatz kein Dateingportal."

Schockiert von seiner direkten Art stand mir der Mund offen, nicht fähig etwas zu erwidern saß ich da und starrte ihn an.
„Ich fordere hier volle Konzentration, vollen Einsatz und volle Diskretion. Und diese Art von Männern scheint mir einer Dame wie dir  ohne hin als Gefahr. Auch wenn mich das nichts angeht. Mach einfach deinen Job ohne dich vom Kunden um den kleinen Finger wickeln zu lassen."

Ich zuckte mit dem Kiefer und kniff die Augen fest zusammen.
Was sollte ich nur sagen?
Die Wahrheit!
„Taylor.. Dean und ich haben eine gemeinsame Vergangenheit. Wir wurden vor nicht all zu langer Zeit voneinander getrennt und haben uns heute das erste mal wieder gesehen. Ohne das der eine vom anderen wusste. Ich bin nur ein Mensch. Mag sein das ich mich heute einer Illusion hingegeben habe das wird nicht wieder vorkommen. Dennoch habe ich meinen Job gemacht. Und ich mache meinen Job gut. In Zukunft werde ich darauf achten berufliches und privates diskreter voneinander zu trennen. Wenn das alles war würde ich jetzt gehen."
Ich stand auf und schnappte mit zittrigen Fingern meine Handtasche.

Ich war bereits zum zweiten Mal fast zur Türe raus verschwunden doch diesmal drehte ich mich aus Eigeninitiative ein letztes Mal um.
„Und was für einen Männergeschmack ich hege geht Sie beim besten Willen nichts an, dennoch danke ich Ihnen für diesen nett gemeinten Seitenhieb.
Gute Nacht Mr. Adams!"

Mit zittrigen Herzen marschierte ich die Metalltreppe hinab und stürzte mich raus auf die Straße.
Die Angst so eben meinen Job verloren zu haben zwang mir beinahe die Tränen ins Gesicht doch ich kämpfte dagegen an und atmete mehrmals tief durch.

„Hattet ihr noch etwas wichtiges zu besprechen?"
Ich zuckte zusammen als Dean unerwartet direkt neben mir stand.

„Was machst du noch hier?"
Meine Stimme klang gereizter als beabsichtigt doch ich durfte Dean nicht die Schuld für meine Taten geben.

Schräg grinsend neigte er seinen Kopf zur Seite und betrachtete mich. Nach einem neun stündigen Fotoshooting mit Dean Catrall, sollte man eigentlich meinen jeden Gesichtsausdruck gesehen zu haben, doch jedesmal umspielte ein anderer Charme seine wundervoll geschwungenen Lippen.
„Alles okay bei dir? Ich wollte fragen ob ich dich mit nach Hause nehmen kann? Also damit meine ich dich zu dir nach Hause fahren zu dürfen."

Ich versuchte meine Wut und Angst weg zu atmen und startete einen freundlicheren Versuch in unsere Konversation einzusteigen.
„Du meinst Hank mich nach Hause fahren zu lassen."

Grinsend sah Dean zu Boden.
„Das du immer alles so wörtlich nehmen musst."

Wenn er wüsste.

Auf der Fahrt zu meiner Wohnung erzählte ich Dean von dem Gespräch mit Taylor da ich mir geschworen hatte meine Wut nicht an ihm auszulassen und über alles was uns belasten würde zu reden.
Verständnisvoll nickte er und hörte mir zu bis ich endete.
„Es war Aufjedenfall richtig , dass du deinen Standpunkt klar gemacht hast. In dieser Branche wird man schnell ausgenutzt und unterbuttert. Wenn du ihn gleich zeigst das er das mit dir nicht machen kann, bist du auf dem besten Weg."
Dankbar für seine Worte drückte ich seine Hand und genoss die kreisförmigen Bewegungen welche er mit dem Daumen auf meinem Handrücken zeichnete.

„Wenn du möchtest kann ich auch mal ein Wörtchen mit ihm reden."
Schockiert sah ich ihn an. Das würde er nicht wagen.

„Meintest du nicht es wäre wichtig das ich meinen Standpunkt klar mache? Was würde es mir bringen wenn du diesen Part übernehmen würdest?"
Überzeugt nickte Dean und fuhr mit der Bewegung auf meiner Hand fort.

„Ich möchte nur dass du weißt das ich es für dich tun würde."
Nun kniff ich meine Augen zu schmalen schlitzen.
Dean brauchte nicht einmal daran zu denken hier aufzutauchen und alles für mich regeln zu müssen.

„Nein Danke. Du brauchst nicht meinen Ritter in der Not zu spielen. Ich schaffe das."

Nun war sein Grinsen so breit, dass ich sicher war es würde bald platzen.
„Okay Chefin."

First trip to LondonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt