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Magnus PoV

Ich sah den Weg nur verschwommen, die Tränen nahmen mir die Sicht und trotzdem schaffte ich es raus und lief zielstrebig auf die Bibliothek zu, denn wir hatten gestern Abend noch ein neues Sofa in eine Ecke gestellt bekommen und dort könnte ich mich verstecken.
Ich war nicht dazu bereit, heim zu gehen, dort lag Alecs Hoodie in meinem Bett und ich würde den Weg vermutlich nicht schaffen, ohne wie ein Häufchen elend auf dem Weg liegen zu bleiben.

Meine Knie waren weich, denn mein ganzer Körper reagierte auf dieses Leid.
Einerseits wünschte ich mir, er würde mir nach laufen.
Ich meine, wer würde nicht?
Ich war etwa bis zu Hälfte, lief gerade über die Wiese, als ich merkte, wie ich einfach weder konnte noch wollte.
Müde ließ ich mich auf das weiche Gras plumpsen, obwohl die Wolken am Himmel dunkel waren.
Jedoch war kein Regen gemeldete und selbst wenn, würde es doch zu meiner Stimmung passen.

Meine Gedanken schwankten zwischen ständiger Verletztheit und Taubheit.
Ich fühlte nicht wirklich Schmerz oder Wut, ich war einfach nur dumpf traurig.
Nicht nur, weil er mein vertrauen ausgenutzt hatte, mir ständig versprochen hatte, dass er mir nie weh tun würde, sondern ganz einfach deswegen, weil ich, egal was passiert war, noch immer ihn in verliebt war.
Es war unglaublich armselig und doch bereute ich es nicht.
Wie könnte ich?

Er hatte mich zu gut fühlen lassen, ich konnte noch das kribbeln auf meinen Lippen und meiner Haut spüren, obwohl es schon einen Tag her war.
Oder erst.
Hatte er vorgehabt es mir zu sagen? Irgendwann vielleicht, wenn wir alt waren und verheiratet und schon zu sehr aneinander gebunden, als das ich hätte gehen können, geschweige denn wollen?
Ich wusste es nicht, nur das es passiert war.

Etwas in mir, ein verzweifelter Fleck wollte glauben, dass es wirklich nur den Schubs gegeben hatte, mich anzusprechen und er dann bemerkt hatte, dass er in mich verliebt war, doch das klang einfach zu sehr nach meinen geliebten Märchenfilmen.
Aber niemand könnte mir versprechen, dass er mich nicht betrügen würde, wenn ich ihm zu langweilig wäre oder?
Ich war einfach so ein Idiot gewesen, all das mitgemacht zu haben!
Als ob ich nicht schon genug Schmerz und Trauer in meinem Leben gehabt hätte, konnte das Universum mir nicht eine Portion Glück abgeben?

Vermutlich war Alexander trotzdem mehr als ich verdienen würde und ich schämte mich für das, was ich gemacht haben muss, um all das zu verdienen.
Ich hatte die Arme um meinen Oberkörper gelegt und fror ein wenig, doch das ließ mich nur stummer werden und einfach etwas benommen und traurig da rum liegen. Vielleicht würde ich einfach warten, bis mich hier irgendjemand findet, vielleicht würde es auch erst heute Nacht einer tun.
Wer wusste das schon.
Mich störte die Kälte nicht mehr.


Alec PoV

Wie angewurzelt blieb ich stehen, doch mein Mund, mein Herz hatte schneller entschieden. Schon als er aus der Tür war eigentlich. "Spring für mich ein", teilte ich ihm zitternd mit und da schienen die anderen erst zu kapieren, was passierte, denn ich spürte ihre Blicke.
Verwirrt und sehr überrascht sahen mich alle an, doch mein Blick blieb auf Jace, dessen Mund auf klappte.

Ich seufzte, so sollte er es nie erfahren, aber ich hatte nun wirklich keine Zeit.
Was, wenn Magnus etwas dummes machte?
„Jace, du bist ein super Bruder und Spieler und Leute, es tut mir leid, aber ich hab Football schon lange nicht mehr genossen. Euch jetzt im Stich zu lassen ist unverze...."
„Geh!"
Stirn runzelnd sah ich mich um, doch es war Jace' Stimme gewesen.
Er lächelte schwach.

„Du hast so viel für das Team geopfert. Lass ihn nicht davon kommen!"
Angst um Magnus hin oder her, emotional lief ich auf den Blonden zu und erdrückte ihn halb in meiner Umarmung.
Er klopfte mir auf den Rücken.
„Hab dich lieb, Bro."
„Danke man, ich dich auch."
Ich löste mich und verschwand dann mit schnellen Schritten im Flur, wo ich jedoch stehen bleiben musste, da ich nicht wusste, wo er sein könnte.

Meine Atmung ging vor Stress und Angst davor ihn zu verlieren schneller als ich es mochte und ich sah zwischen den zwei Weg Möglichkeiten hin und her.
Okay, ich konnte das!
Ich kannte ihn doch am besten, liebte diese Gewohnheiten, weshalb ich schnell die Augen schloss und meine Gefühle und Gedanken fokussierte.
Er war völlig aufgelöst, fühlte sich verraten und betrogen und vermutlich gedemütigt, da wir ja in Mitten der Football Mannschaft gestritten und uns getrennt hatten.

Mein Fokus schweifte um das Gelände der Schule, bis es mir einfiel.
Er hatte geschrieben, dass sie ein neues Sofa in die Bücherei bekommen hatten, da musste er hin sein.
Doch würde er mich überhaupt sehen wollen? Natürlich wollte ich all das erklären und versuchen, ihn um Entschuldigung zu bitten, doch war es gut für ihn oder sollte ich warten, ihn eine Weile ausruhen lassen?
Ich schüttelte den Kopf.
Das letzte mal hatte ich mich nicht gemeldet und es war schrecklich gewesen, auch wenn es ein versehen war.

Ich war Jace ziemlich dankbar dafür, dass er mich unterstützte, konnte mir schon ausmalen, wie die Gerüchteküche nach den Sommerferien brodeln würde, doch es war mir egal.
Ich wollte einfach nur noch Magnus wieder in meinem Arm haben, das Bild seines verletzten, enttäuschten Ausdruck und den Tränen verdrängen und vergessen.
Gott, es war furchtbar gewesen!
Ich schämte mich dafür, dass ich zugelassen hatte, dass die anderen ihn alle so sahen, auch wenn wir beide in dem Moment nicht daran gedacht hatten.
Es hatte uns nichts bedeutet, doch nun bekam ich Angst, sie würden auch über ihn herziehen. Sie müssten nicht los gehen und lästern, doch ich hatte bemerkt, dass die Wahrheit den Weg an die Oberfläche fand, egal wie weh sie tat.

Da ich nun fast sicher war, dass er dort war, nahm ich den Gang, der aus dem Gebäude raus führte.
Den Blick von Luke konnte ich mir nicht antun, weshalb ich ging, ohne etwas zu sagen. Ich hoffte nur noch ihn zu finden.

HABT IHR WIRKLICH GEDACHT, ALEC GEHT SO RANDOM WIEDER AUFS FELD ?
Nein, tut er nicht. 😊

Love bet- MalecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt