Zweifel

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Durch einen dummen Zufall bekam Helene es jedoch heraus das Florian noch hier ist und die Idee bei ihrer Schwester gewachsen ist.
Dementsprechend brach sie wütend und abrupt zu beiden den Kontakt komplett ab.
So etwas hatte Helene nicht von ihrer eigenen Schwester erwartet.
„Und was macht Ihr heute so?", fragte Jonas neugierig nach.
Mehrmals täglich schrieben oder telefonierten sie zusammen.
Tauschten Bilder und Ideen einander aus.
„Hm... Ich weiß nicht. Noch haben wir nichts konkretes geplant. Einfach mal gammeln.".
Laura nickte ihrer Mama zu als sie es hörte und musste schmunzeln.
„Komm Du doch her! ....", rief sie durchs Zimmer an Jonas gerichtet.
„Warum nicht. Ich habe ab morgen eine Woche Urlaub!", erwiderte Jonas es an Helene gerichtet. 
„An sich keine schlechte Idee. Aber wir sollten dann die Hotels wechseln!".
„Wegen Deiner Schwester und ihm?" - „Ja. So etwas dreistes. Soll sie sich doch selbst nen Typen suchen oder am besten kann sie sich ihn gleich nehmen! Die beiden können mir echt gestohlen bleiben!".
Auch Tage nachdem sie es erfuhr, brachte es Helene tierisch auf die Palme bei dem Gedanken alleine nur daran.
„.... Das ist wirklich nicht die feine Art innerhalb der Familie, da gebe ich Dir recht!".
Als sie das Gespräch beendet hatten, suchte Helene sich durch das Netz bezüglich einer neuen Unterkunft und auch nach einem Flug für Jonas.
Sie selbst hatte damit keine Probleme, denn wollten beide auf einer freundschaftlichen Basis zusammen sein und den Kontakt nicht verlieren.
Da aber noch Ferien waren, schien das ganze sich ein wenig schwer zu gestalten. Alles war ausgebucht logischerweise. Und wenn fangen es nur Doppelzimmer oder was Helene noch ins Auge fiel ein traumhaftes Ferienhaus.
Schnell machte sie Screenshots und schickte Jonas diese.
„Das wäre eine Option auf die schnelle!".

In Windeseile war alles gebucht und in Sack und Tüten. Jonas wartete dementsprechend nur noch auf das ‚ok' von Helene und der Flug musste noch gebucht werden von ihr.
So kam es auch, das Helene sich auf den Weg zur Rezeption begab und vorzeitig auschecken wollte.
„Hey...".
Helene stand zuvor am Fahrstuhl und wartete auf diesen. Das Florian jedoch dort drin war, ließ sie nur genervt mit den Augen rollen. Auch gab es kein ‚Hey oder Hallo' zurück.
Konsequent ignorierte sie ihn und fuhr ins Erdgeschoss.
„Lass uns darüber doch mal reden! Du hast da was falsch verstanden!", folgte er ihr dabei.
„Natürlich habe ich das! Ich verstehe und mache immer alles falsch!", maulte sie und begann dann das Gespräch an der Rezeption.
„Du reist ab? Warum?" - „Geht Dich nen feuchten an!".
„Oh Frau.", rollte Florian die Augen.
„Man es war ein riesiger Fehler auf Deine Schwester zu hören! Aber ich wusste nicht mehr weiter. Es sollte so ein schöner Urlaub werden und das mit dem Wetter konnte ich doch nicht ahnen!", folgte er Helene wieder und stand wieder mit im Fahrstuhl. 
„Ja ja, nerv mich nicht weiter! Ich muss jetzt packen. Mach Dir doch einen schönen Tag und Abend mit meiner Schwester. Wahrscheinlich seid Ihr schon längst zusammen und das hier ist die perfekte Gelegenheit für dich sich von mir zu trennen!".
Helene war einfach nur genervt von Florian. Für sie waren dies einfach nur Ausreden seinerseits.
„Jetzt reicht es aber!", fauchte er und schlug gegen die Wand vom Fahrstuhl. Leider ungewollt auch gegen die Elektronik und somit blieb dieser Fahrstuhl hängen.
„Nein.", seufzte Helene und sah nervös um sich.
Es war sehr eng in diesem Fahrstuhl. Laut Anzeige war dieser für nur vier Leute gedacht.
‚Wahrscheinlich für vier Streichhölzer', dachte Helene und merkte ihren Herzschlag immer schneller werden.
Florian blieb dies nicht verborgen das sie langsam nervöser und hektischer wurde.
„.... Die holen und hier gleich raus...", versuchte Florian es mit beruhigenden Worten.
Die allerdings an Helene vorbei zogen und Erinnerungen in ihr aufzogen.

„Sei still Florian!", fauchte Helene.
Jedoch weil sie genervt war von seinen versuchen sie zu beruhigen.
„Warst Du schon schon eingesperrt in so nem kleinen Raum und wurdest damit durch die Welt gekarrt? Eingesperrt und nicht zu wissen wo es nun hingeht? Nein das weißt Du nicht. Also sei doch einfach still!".
Helene ließ sich an der Wand hinab und kauerte sich ängstlich zusammen.
„Da hast Du recht. Aber ich möchte Dich auch gerne verstehen ... Das geht aber nur, wenn Du endlich mal mit mir sprichst!", erklärte er sanft und setzte sich ebenfalls Helene gegenüber.
„Pfff... Tzz.", kam es nur von ihrer Seite aus.
„Sie hatten uns getrennt nach einer Weile ... In diesem Haus gab es noch einen Keller... Ich sah zwar nichts, da mir die Augen verbunden wurden. Aber er war nicht viel größer als dieser Fahrstuhl... Es war kalt, nass und dunkel dort. Ungeziefer. Stunden lang ließen sie mich dort und bearbeiteten Jonas.".
Unter Tränen fing Helene langsam an das erlebte zu erzählen.
Bröckchenweise.
„Haben Sie Dich.... Na Du weißt schon...", traute er sich kaum es zu fragen oder auszusprechen.
„Nein. Aber sie wollten das ich verrate wo Laura ist. Wo Sie sie finden können.... Sie wollten meine Kleine aus dem Verkehr ziehen Flo!!! Deswegen traktierten sie mich ständig dort unten....".
Geschockt war Florian als er diese Worte aus Helenes Mund hörte. Vielleicht erklärt es auch langsam warum sie so ‚übervorsichtig' und ‚beschützend' zu Laura ist.
Irgendwann aber hörte Helene auf davon zu reden und weinte stattdessen nur.
„Jonas was immer für mich da.... Aber das verstehst Du ja nicht. Du siehst ihn ja nur als Fan und Feind für mich.".
„Du verstehst mich einfach nicht! Und weißt nicht wie es sich anfühlt, wenn Dein eigenes eigentlich verstorbene Kind plötzlich vor dir steht und dann will man es wieder aus dem Weg räumen!".
„Da hast Du recht! Das verstehe ich vielleicht nicht. Aber ich weiß wie es sich anfühlt, wenn die einzige Person die ich über alles liebe meine Bemühungen und Gefühle mit Füßen tritt. Wie weh das tut!", antwortete Florian auf Helenes Aussage.
Beide sahen sich nur schweigend an und Helene vergaß in diesem Moment das sie in diesem kleinen Fahrstuhl eingesperrt ist.
„Er ist wichtig für mich Florian! Da ist keine Liebe zwischen uns. Wir haben uns genauestens darüber unterhalten und uns für eine Freundschaft entschieden.... Mir hilft es noch mit ihm darüber zu unterhalten, Momente die wir erlebt hatten. Deswegen kommt er auch her!".
Jetzt war es raus. Vielleicht auch ungewollt gesagt von Helene. Doch Florian ließ dies schwer schlucken.
„Siehst Du! Da ist wieder Deine Eifersucht. Woher soll ich wissen, ob Ihr beide euch nicht die Köpfe gemeinsam einschlagt! Deswegen mache ich es heimlich!".
Es dauerte wirklich sehr lange und es schien kein Ende in Sicht zu sein, das sie beide aus dem Fahrstuhl endlich befreit werden.
„Wir können es doch mal versuchen! Ich reiß mich zusammen, versprochen.... Dich zu verlieren, für immer ertrage ich nicht! Lass mich Dir helfen und rede mit mir....", sah Florian sie mit einem hoffnungsvollem Blick an.
„Ich weiß nicht...".
„Aber ich! Ich verspreche Dir, das ich Jonas neutral gegenüber trete und ihm kein Haar krümmen werde!", meinte Florian.
Seit diesen Neuigkeiten von Helene, wollte er alles daran setzen sie nicht zu verlieren.
„Bitte Maus.".
Unsicher seufzte Helene und wusste nicht wie sie nun reagieren soll, ohne das Florian sich vor den Kopf gestoßen fühlt.
„Weißt Du. Ich möchte mit Jonas erstmal alleine sein. Also nicht alleine, aber .... Vielleicht sollten wir beide erstmal etwas Abstand voneinander haben! Ich möchte genau mir sicher sein, was ich möchte ohne Dir noch mehr weh zu tun.".
Und das war es wirklich was sie wollte.
Einfach mal in Ruhe über das ganze nachdenken, mit jemandem reden der die Situation versteht.
„Und das bin in diesem Fall nicht ich!" - „Im Moment... Nein.", sah Helene bedrückt unter sich und stellte sich dabei selbst die Frage ‚ob sie hier überhaupt noch einmal raus kommen!'.
„Du engst mich eher ein Flo! Das bringt uns nicht weiter... Ich möchte mich nicht trennen, aber ich brauche die Zeit. Das auf und ab in den letzten Tagen macht mir selbst genug zu schaffen! Bitte versteh es.".

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